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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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»Mach dir keine Sorgen. Kein Vogel wird sich über deinem Kopf entleeren.«
    Lud sah mich einen Augenblick an, dann fing er an zu lachen. »Das war ein guter Schuss!«
    Ich lachte zurück. »Ein sehr guter Schuss.«
    Er warf mir einen kleinen Stein zu. »Warum probierst du es nicht?«
    »Meinst du das ernst?«, fragte einer der Jungen. »Dinatius wird das nicht gefallen.«
    Lud zuckte die Schultern. »Mach schon, Emrys. Zeig, wie du werfen kannst.«
    Die Jungen wechselten Blicke, während ich den Stein auf meine Handfläche legte. Mit einer kurzen Armbewegung warf ich ihn
     auf den Lumpenberg. Der Stein flog hoch und weit, traf den Gänsestall und löste dort viel Geschrei und Geflatter aus.
    Ich murmelte einfältig: »Nicht besonders gut.«
    »Vielleicht solltest du näher ran«, spottete ein Junge. »Vielleicht direkt unter den Baum.«
    Die anderen lachten.
    Lud winkte ihnen still zu sein und warf mir einen anderen Stein zu. »Versuch es noch mal. Du brauchst Übung.«
    Etwas in seinem Ton stellte mein Selbstvertrauen wieder her. Während alle zuschauten, zielte ich erneut. Diesmal nahm ich
     mir Zeit, die Entfernung und das Gewicht des Steins in meiner Hand zu schätzen. Ich behielt den Lumpenhaufen im Auge, während
     ich den Arm zurückschwang und warf.
    Es war ein Volltreffer. Lud schnalzte zufrieden. Ich konnte ein stolzes Lächeln nicht unterdrücken.
    Etwas Merkwürdiges fiel mir auf. Statt durch die Lumpen zu fliegen und den Baumstamm dahinter zu treffen, war mein Stein abgeprallt,
     als ob die Lumpen aus etwas Festem bestünden. Als ich näher hinschaute, setzte mein Herzschlag aus. Denn der Lumpenberg bewegte
     sich. Ein Mitleid erregendes Stöhnen drang heraus.
    »Ein Mensch!«, rief ich ungläubig.
    Lud schüttelte den Kopf. »Das ist kein Mensch.« Verächtlich wies er auf die Lumpen. »Das ist ein Jude.«
    »Ein schmutziger Jude«, bekräftigte ein anderer Junge. Er schleuderte seinen eigenen Stein auf den Haufen. Wieder ein Treffer.
     Wieder ein Stöhnen.
    »Aber – aber das könnt ihr nicht machen.« Ich wollte noch mehr sagen, doch ich hielt mich zurück. Damit würde ich riskieren,
     jede Chance zu verlieren, von der Gruppe anerkannt zu werden.
    »Warum nicht?« Lud trat zurück, um einen schweren Stock zu werfen. »Der Jude hätte hier nicht durchkommen sollen. Sie sind
     Höllengeschöpfe wie die Dämonen, mitHörnern und Schwänzen. Sie verbreiten Krankheiten. Bringen Unglück.«
    Der Lumpenhaufen wimmerte.
    Ich schluckte. »Das glaube ich nicht. Warum lassen wir den armen Kerl nicht gehen und suchen uns ein besseres Ziel?«
    Lud schaute mich eigentümlich an. »Du solltest den Juden lieber nicht verteidigen. Die Leute könnten sich fragen, ob . . .«
     Er überlegte seine nächsten Worte. »Ob du vom gleichen Schlag bist.«
    Bevor ich antworten konnte, ließ Lud den schweren Stock durch die Luft sausen.
    Ich hob den Arm und rief: »Nein! Tu ihm nichts!«
    Der Stock unterbrach seinen Flug mitten in der Luft und fiel zu Boden.
    Es sah aus, als wäre er gegen eine unsichtbare Luftwand geprallt. Die Jungen staunten. Ich stand da mit offenem Mund, nicht
     weniger verblüfft als sie.
    »Zauberei«, flüsterte ein Junge.
    »Hexerei«, sagte ein anderer.
    Luds Gesicht war blass geworden. Langsam rückte er von mir ab. »Geh weg, du . . . du . . .«
    »Dämonenkind«, ergänzte eine andere Stimme.
    Ich drehte mich um und stand Dinatius gegenüber. Von seiner langen Jagd durch den Wald war seine Tunica zerrissen und verdreckt.
     Trotzdem schien er zufrieden, dass er sein Opfer endlich gestellt hatte.
    Ich richtete mich auf und erkannte dabei nur noch deutlicher, wie viel größer er war. »Lass uns unsere Feindschaft beenden.«
    Er spuckte mir ins Gesicht. »Glaubst du, ich würdeder Freund eines Dämonenjungen wie du werden?«
    Ich kniff die Augen zusammen, während ich mein Gesicht abwischte. Es war alles, was ich tun konnte, um meinen Zorn zu zügeln
     und es noch einmal, jetzt mit zitternder Stimme, zu versuchen: »Ich bin kein Dämon. Ich bin ein Junge wie du.«
    »Ich weiß, was du bist.« Seine Stimme polterte über mich herein wie ein Steinschlag. »Dein Vater war ein Dämon. Und deine
     Mutter treibt garstiges Dämonenwerk. So oder so bist du ein Teufelskind!«
    Mit einem Schrei stürzte ich mich auf ihn.
    Gewandt trat Dinatius zur Seite, schleuderte mich durch die Luft und warf mich hart auf die Erde. Dazu trat er mich so in
     die Seite, dass ich durch den Schmutz rollte.
    Ich konnte mich

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