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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Ozean entfernt. Ich wartete, bis sie die Augen öffnete, dann fragte
     ich, ohne eine Antwort zu erwarten, was ich mich schon so oft gefragt hatte.
    »Was heißt das?«
    Wieder schaute sie mich mit Augen an, die meine Seele zu durchdringen schienen. Dann sagte sie, sorgsam ihre Worte wählend:
     »Es geht um einen magischen Ort. Ein Land voll Zauber. Und auch voll Illusion. Ein Land namens Fincayra.«
    »Was bedeuten diese Worte am Schluss?
Dravia, dravia Fincayra

    Sie flüsterte: »Lang lebe, lang lebe Fincayra.« Sie senkte den Blick. »Fincayra. Ein Ort vieler Wunder, von Bardenvieler Zungen besungen. Sie sagen, es liegt auf halbem Weg zwischen unserer Welt und der Welt des Geistes – nicht ganz auf
     der Erde und nicht ganz im Himmel, sondern als eine Brücke, die beide verbindet. Oh, die Geschichten, die ich dir erzählen
     könnte! Seine Farben sind strahlender als der strahlendste Sonnenaufgang; seine Luft duftet stärker als der schönste Garten.
     Viele geheimnisvolle Geschöpfe findet man dort – darunter, sagt die Legende, die allerersten Riesen.«
    Ich drehte mich zur Seite, so dass mein Gesicht dem ihren näher war. »Das klingt wie ein wirklicher Ort.«
    Ihre Hände legten sich fester um meine Rippen. »Nicht wirklicher als mancher andere, über den ich dir Geschichten erzählt
     habe. Geschichten sind vielleicht nicht auf die gleiche Art wirklich wie dieser Umschlag, mein Sohn, aber sie sind trotzdem
     wirklich! So wirklich, dass sie mir helfen zu leben. Und zu arbeiten. Und den Sinn zu finden, der in jedem Traum, jedem Blatt,
     jedem Tautropfen liegt.«
    »Du meinst doch nicht, dass Geschichten – wie die über die griechischen Götter – wahr sind?«
    »Oh doch.« Sie überlegte einen Moment. »Geschichten verlangen Glauben, nicht Tatsachen. Verstehst du das nicht? Sie gehören
     der heiligen Zeit an, die im Kreis strömt. Nicht der historischen Zeit, die in einer geraden Linie fließt. Aber sie sind wahr,
     mein Sohn. In vieler Hinsicht wahrer als das tägliche Leben dieses erbärmlichen kleinen Dorfs.«
    Verwirrt runzelte ich die Stirn. »Aber sicher ist der griechische Berg Olymp nicht das Gleiche wie unser Berg Y Wyddfa.«
    Ihre Finger entspannten sich etwas. »Sie sind nicht sounterschiedlich, wie du glaubst. Der Berg Olymp existiert in einem Land und in einer Geschichte. In historischer Zeit und
     in heiliger Zeit. In jedem Fall können Zeus, Athene und die anderen dort angetroffen werden. Es ist ein
Zwischenort
– nicht ganz in unserer Welt und nicht ganz in der Anderswelt, sondern irgendwo dazwischen. Genau wie Nebel nicht wirklich
     Luft und nicht wirklich Wasser ist, sondern etwas von beidem. Ein anderer Ort dieser Art ist die Insel Delos, die griechische
     Insel, auf der Apollo geboren wurde und wohnte.«
    »In der Geschichte, sicher. Aber nicht in Wirklichkeit.«
    Sie sah mich seltsam an. »Bist du sicher?«
    »Nun . . . nein, eigentlich nicht. Ich bin nie in Griechenland gewesen. Aber den Y Wyddfa habe ich hundertmal gesehen, durch
     dieses Fenster. Hier laufen keine Apollos herum! Weder auf diesem Berg noch in diesem Dorf.«
    Wieder schaute sie mich sonderbar an. »Bist du sicher?«
    »Natürlich.« Ich zog eine Hand voll Stroh aus dem Sack und warf es in Luft. »Daraus ist dieses Dorf gemacht! Schmutziges Stroh,
     bröckelnde Mauern, zornige Menschen. Und dumme dazu. Schließlich glaubt die Hälfte von ihnen, dass du eine Hexe bist!«
    Sie nahm den Umschlag weg und untersuchte die Wunde, die über meine Rippen lief. »Trotzdem kommen sie her, damit ich sie heile.«
     Sie griff nach einer Holzschüssel mit einer grünbraunen Salbe, die durchdringend nach überreifen Beeren roch. Vorsichtig strich
     sie mit zwei Fingern ihrer linken Hand die Salbe auf meine Wunde.
    »Sag mir eins.« Sie ließ die Verletzung nicht aus den Augen. »Bist du jemals weggegangen vom Lärm des Dorfes und hast plötzlich
     die Gegenwart eines Geistesgespürt, die Anwesenheit von etwas, das du nicht richtig sehen konntest? Vielleicht unten am Fluss oder irgendwo im Wald?«
    Ich dachte an die große Tanne, die im Sturm schwankte. Fast konnte ich das Rauschen der Äste hören, das Harz riechen, die
     Rinde unter meinen Händen spüren. »Nun, manchmal im Wald . . .«
    »Ja?«
    »Ich hatte das Gefühl, als wären die Bäume, vor allem die ältesten Bäume, lebendig. Nicht nur wie eine Pflanze, sondern wie
     ein Mensch. Mit einem Gesicht. Mit einem Geist.«
    Branwen nickte. »Wie die Dryaden, die

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