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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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hatte ich sie viele Male in meinen Träumen
     zurückgelegt. Mein langsames Schlurfen wurde schneller. Fast konnte ich das ferne Geräusch klatschender Wellen hören.
    Immer wieder griff ich in meine Tunika und berührte den Galator. Dass er da war, tröstete mich auf sonderbare Weise, auch
     wenn ich wenig über ihn wusste. Das Gleiche galt für Branwens Lederbeutel, den ich über der Schulter trug.
    Die alte Straße wurde immer schlechter, bis sie nicht mehr als ein überwucherter Pfad war, der zu einer Lücke in einer Mauer
     zerfallender Felsen führte. Ich roch schon eine Andeutung von Salz in der Luft. Diesen Ort erkannte ich instinktiv.
    Schwarzer Fels ragte zwanzigmal größer als ich vor mir auf. Dreizehenmöwen schrien und kreisten zwischen den Zacken. Der Pfad
     bog scharf nach rechts und hörte dort auf, wo ich wusste, dass er endete.
    Am Meer.
    Vor mir dehnte sich das graublaue Wasser, endlos, bodenlos. Der Tanggeruch kitzelte meine Nase. Wellen drängten heran, zogen
     sich zurück und rieben Sand gegen Stein. Möwen kreisten über dem Strand und kreischten.
    Ich überquerte die schwarze Felsmauer, trat über Flutlachen und Treibholzstücke. Nichts hat sich verändert, sagte ich mir.
     Wellen überspülten meine Füße, während ich nach Westen schaute. Der Nebel, der ständig meine Sicht trübte, mischte sich mit
     dem Nebel auf dem Wasser. Ich strengte mich an deutlicher zu sehen, aber es war unmöglich.
    Nichts hat sich verändert.
Die schwarzen Felsen, die salzige Brise, der endlose Rhythmus der Wellen. Genau wie zuvor. Lag hier irgendwo ein Hinweis verborgen?
     Wenn ja, wie konnte ich je hoffen ihn zu finden? Das Meer war so riesig und ich war so . . . winzig. Ich ließ den Kopf tiefer
     auf die Brust sinken. Ziellos fing ich an zu gehen, meine Lederstiefel platschten im kalten Wasser.
    Dann sah ich eine Gestalt, die sich verändert hatte. Die alte Eiche war zwar immer noch riesig, aber sie hatte den größten
     Teil ihrer Rinde verloren, sie lag in zerfetzten Streifen zwischen den Wurzeln. Mehrere Äste waren zerbrochen und zersplittert
     über den felsigen Strand verstreut. Selbst die Höhlung im Stamm, wo ich den Angriff des Keilers überstanden hatte, war durchlöchert,
     die Wände waren aufgeschlitzt und verbogen. Der alte Baum war gestorben.
    Als ich mich seinen Resten näherte, stolperte ich und schlug mir das Schienbein an einem spitzen Felsen auf. Vor Schmerz heulte
     ich auf, war aber gleich wieder still,weil ich keine wilden Keiler in der Nähe anlocken wollte. Ob der Keiler, den ich getroffen hatte, wirklich Rhita Gawr war
     oder nicht, er hatte jedenfalls Blut an den Hauern spüren wollen. Wenn jetzt ein Keiler auftauchte, hätte ich kein Versteck.
     Und mit größter Wahrscheinlichkeit auch keinen Dagda, der mich rettete.
    Meine Schultern schmerzten so stark wie meine Beine. Ich setzte mich auf die abgestorbenen Wurzeln. Als ich mit der Hand über
     den Rand der Höhlung fuhr, konnte ich noch die Spuren der Hauer ertasten, die der Keiler hinterlassen hatte. Die Erinnerung
     daran war so frisch, als wäre es gestern gewesen. Und doch war dieser alte Baum, der in seiner Stärke damals unsterblich geschienen
     hatte, jetzt nicht mehr als ein Skelett.
    Während ich ein Rindenstück herumkickte, wurde mir klar, dass es mir selbst nicht viel besser ergangen war. Ich war zu diesem
     Fleck zwar nicht tot zurückgekehrt, aber dem Ende gefährlich nahe. Ich war fast blind. Ich war verloren.
    Den Kopf auf die Hände gestützt, saß ich da. Gedankenverloren betrachtete ich den Küstenstreifen. Ich sah, dass die Ebbe eingesetzt
     hatte. Allmählich wurde die Grenze zwischen den rauen Felsen und dem Meer breiter, ein Sandstreifen mit winzigen Hügeln und
     Seen lag frei.
    Ein Einsiedlerkrebs lief über diese Sandlandschaft. Ich sah zu, wie er mit einer halb vergrabenen Muschel am Rand einer Flutlache
     kämpfte. Nach viel Kratzen und Zerren bekam der Krebs schließlich, was er wollte, eine Seemuschel in einer Farbe, die mich
     an Orange erinnerte. Ich stellte mir vor, wie der Krebs sich freute, dass er endlichein neues Zuhause gefunden hatte. Doch bevor er seinen Erfolg auskosten konnte, blies eine plötzliche Brise die Muschel davon.
     Sie rutschte in die Lache und trieb wie ein winziges Floß auf der gekräuselten Oberfläche.
    Als ich sah, wie der gestrandete Krebs seinen schwer erarbeiteten Fund davonschwimmen sah, grinste ich hämisch. So geht es
     zu auf der Welt. Man glaubt, man hat seinen

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