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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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Kälte. Am nächsten Tag beschäftigte mich der Traum noch lange, obwohl
     ich seinen Sinn nicht deuten konnte.
    Am späten Nachmittag verdunkelte sich der westliche Horizont. Die Wellen stiegen höher und warfen mein Fahrzeug hin und her,
     während Böen Gischtwände vor sich hertrieben. Das Floß knarrte und quietschte. Mehrere Tangstränge rissen und in dem großen
     Holzstück aus der Eichenhöhlung entstand ein Riss. Doch zum größten Teil verschonte mich der Sturm. In der Abenddämmerung
     beruhigte sich das Wasser wieder. Ich war vollkommen durchnässt und schrecklich durstig, aber mein Gefährt und ich blieben
     unversehrt.
    In dieser Nacht tat ich mein Bestes, die gerissenen Tangtaue zu reparieren. Als ich dann mit gekreuzten Beinen auf dem Floß
     saß, schlug mir beißender Wind ins Gesicht. Wieder trieb ein Schatten über die Sterne, diesmal dunkler als zuvor. Schnell
     bedeckte sich der südliche Himmel, dann das Gewölbe über mir, bis schließlich der ganze Himmel schwarz war.
    Als das Dunkel mich verschlang, erlosch mein zweitesGesicht, in dieser totalen Schwärze war es nutzlos. Ich konnte nichts sehen! Ich war nicht weniger blind als am Tag meiner
     Ankunft im Kloster.
    Mächtige Wogen türmten sich und rollten, sie schleuderten mein Floß hin und her wie ein Stück Borke. Wasser lief mir übers
     Gesicht, den Rücken, die Arme und Beine. Und diesmal verzog sich der Sturm nicht so schnell. Er schwoll vielmehr an und wurde
     mit jeder Minute heftiger. Ich duckte mich auf meinen Sitz und kauerte mich zusammen wie ein Igel, der um sein Leben fürchtet.
     Ich packte die Kanten des Floßes und klammerte mich an die Holzstücke, die mich über Wasser hielten.
    Meine übernatürlichen Kräfte! Einen Augenblick dachte ich daran, sie zu Hilfe zu holen. Vielleicht konnte ich das Floß zusammenhalten
     oder sogar die Wogen glätten! Doch nein. Ich hatte es versprochen. Außerdem ängstigten mich diese Kräfte zutiefst, noch mehr
     als dieser schreckliche Sturm. In Wahrheit wusste ich nichts über Magie, außer dass ich ihre entsetzlichen Folgen kannte –
     den Geruch versengten Fleisches, die Schreie eines anderen Menschen, die Schmerzen meiner brennenden Augen. Auch wenn meine
     Kräfte mir helfen könnten, wusste ich, dass ich sie nie mehr gebrauchen würde.
    Die ganze schwarze Nacht lang heulte und wütete der Sturm. Wasserströme überschütteten mich. Riesige Wellen rammten mich.
     Einmal erinnerte ich mich an die Geschichte von Bran dem Gesegneten, der einen wilden Sturm auf See überlebt hatte, und sie
     gab mir kurz die Hoffnung, dass auch ich überleben könnte. Doch diese Hoffnung wurde bald im Angriff des Ozeans ertränkt.
    Meine Hände waren vor Kälte gefühllos, doch ichwagte es nicht, die Floßkanten loszulassen und sie zu wärmen. Weitere Taue rissen. Ein Holzstück wurde in der Mitte gespalten.
     Mein Rücken schmerzte, aber nicht so sehr wie mein Herz. Denn etwas in mir wusste, dass dieser Sturm das Ende meiner Reise
     bedeutete.
    Die aufgehende Sonne erhellte den Himmel nur wenig, aber genug, um wieder Umrisse auszumachen. Mein zweites Gesicht wollte
     gerade wiederkommen, da stürzte eine mächtige Woge so schwer herunter, dass ich keine Luft mehr bekam. Das Floß knickte ein
     und brach schließlich auseinander.
    In diesem fürchterlichen Augenblick wurde ich in die brodelnde See geschleudert und von der Dünung hin und her geworfen. Zum
     Glück bekam ich ein treibendes Holzstück zu fassen und umklammerte es. Die nächste Welle stürzte auf mich nieder, noch eine
     und noch eine.
    Alle Kraft verließ mich, ich konnte das Holz kaum mehr halten. Der wilde Sturm wütete und tobte weiter. Als der neue Tag anbrach,
     war ich sicher, dass er mein letzter sein würde. Ich bemerkte kaum die merkwürdig geformte Wolke tief über dem Wasser, die
     fast wie eine Insel aus Nebel aussah.
    Mit einem Klageschrei ließ ich los. Wasser strömte in meine Lungen.

TEIL ZWEI
    XII
DER GEFALLENE KRIEGER 
    K ein Schaukeln mehr.
    Kein Überfluten mehr.
    Wieder erwachte ich an einer unbekannten Küste.
    Das gleiche Brandungsgeräusch drang an meine Ohren. Der gleiche Salzgeschmack zog mir den Mund zusammen. Das gleiche Gefühl
     der Angst verkrampfte mir den Magen.
    Waren die Qualen meiner Jahre in Gwynedd nur ein Traum? Ein schrecklicher, wirrer Traum?
    Ich wusste die Antwort, noch bevor ich mit den sandverkrusteten Fingern meine narbigen Wangen, die nutzlosen Augen berührte.
     Und den Galator, den ich um

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