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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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was ich getan hatte,
     und versuchte die Bewegung zu tarnen. Ich griff ein wenig höher und rieb mir die freie Schulter. Ruhig sagte ich zu Rhia:
     »Wäre es nicht großartig, etwas Magisches wie den Galator zu finden? Aber selbst wenn, würde ich ihn nicht an den Vogel verschwenden,
     sondern versuchen meinen zerschlagenen Körper zu heilen.«
    Rhia nickte mitfühlend. »Was tut denn weh?«
    »Vor allem die Beine. Aber ich habe auch diesenSchmerz zwischen den Schulterblättern. Daran leide ich, seit ich mich erinnern kann.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch, blieb aber still. Ich hatte das Gefühl, dass auch sie mehr wusste, als sie sagte.
    Sie griff unter den Tisch und zog zwei kleine, silbrige Decken hervor. Sie waren aus dem zartesten Stoff gemacht, den ich
     je gesehen hatte. Eine legte sie über ihre Schenkel, die andere gab sie mir. »Wenn du geschlafen hast, wird es dir besser
     gehen.«
    Ich hielt die schimmernde Decke ans Licht. »Was ist das für ein Tuch?«
    »Seide, von Motten gemacht.«
    »Von Motten? Das soll wohl ein Witz sein.«
    Sie lächelte. »Ihre Seide ist ebenso warm wie leicht. Spür selbst.«
    Cwen kam näher, wobei sie sich in sicherer Entfernung von dem Falken hielt. »Sssoll ich dich in den Schlaf sssingen?«
    »Bitte«, antwortete Rhia. »Das erinnert mich daran, wie oft du mir etwas vorgesungen hast, als ich klein war.«
    Cwen nickte, ihre Tränentropfenaugen waren ausdruckslos. »Ich sssinge dir ein Lied, dasss dir immer beim Einschlafen geholfen
     hat.«
    Als sie mit ihrer dünnen Hand über die schimmernden Käfer strich, wurde deren Licht schwächer. Dann gab Cwen wie ein alter
     Baum, der sich im Wind wiegt, einen rollenden, vibrierenden Ton von sich. Er schwoll an, ebbte ab und ergab ein wiederkehrendes,
     tröstliches Muster. Fast wie eine Stimme umschlang uns dieser Ton und verlockte uns ganz ohne Worte uns zu entspannen, loszulassen.
     Ich zog mir die Decke über die Brust und lehntemich auf dem Stuhl zurück, meine Augen waren schwer. Rhia schlief schon und sogar der Kopf des Merlins war tief auf seine
     Brust gesunken. Eine Weile beobachtete ich Cwens fließende Bewegungen, aber es dauerte nicht lange, bis auch ich eingeschlummert
     war.
    Ich träumte, dass ich allein in tiefem Schlaf in einem dunklen Wald lag. Hohe Bäume umgaben mich und wogten im Wind. Von irgendwo
     tropfte mir Honig in den Mund. Dann tauchten plötzlich Feinde auf. Ich konnte sie nicht sehen. Aber ich konnte sie fühlen.
     Sie versteckten sich in den Bäumen. Oder vielleicht waren sie die Bäume. Sosehr ich mich bemühte, ich konnte nicht aufwachen,
     noch nicht einmal um mich zu verteidigen. Langsam beugte sich einer der dünnen, verbogenen Bäume über meine schlafende Gestalt
     und schob einen fingerähnlichen Zweig in meine Tunika.
Der Galator. Er will den Galator.
Mit äußerster Anstrengung zwang ich mich zum Aufwachen.
    Ich saß immer noch an der schwach glühenden Feuerstelle. Die Seidendecke war neben mir auf den Boden geglitten. Ich griff
     nach dem Galator und zu meiner Erleichterung spürte ich ihn unter meiner Tunika. Draußen hörte ich das gelegentliche Zwitschern
     der Vögel, es sagte mir, dass in etwa einer Stunde die Sonne aufgehen würde. Rhia lag zusammengerollt wie ein Ball in ihrem
     Stuhl und schlief, während Cwen auf dem Boden beim Schrank schnarchte. Verdruss saß auf meiner Schulter, seine gelb geränderten
     Augen waren weit offen.
    Ob Arbassa selbst je schlief? Beobachtete sie auch jetzt, während sie uns in den Armen hielt, besorgt den Falken? Ich wünschte,
     ich könnte den großen Baum fragen, obFincayra die Antworten auf meine Fragen barg. War die Zeit gekommen, den Drumawald zu verlassen und andere Teile der Insel
     zu erkunden? Oder sollte ich ein Boot bauen und einen ganz anderen Ort aufsuchen?
    Ich seufzte. Denn wieder einmal wusste ich in dieser Stunde vor Sonnenaufgang, wie wenig ich wirklich wusste.

XVII
DER ALLEAHVOGEL 
    R hia schrie plötzlich auf. Sie saß aufrecht in ihrem Stuhl und regte sich nicht, atmete nicht. Selbst das goldene Licht der
     aufgehenden Sonne, das durch die Fensterschlitze und über ihren Anzug aus Blätterranken strömte, konnte den Ausdruck des Entsetzens
     auf ihrem Gesicht nicht verbergen.
    Ich sprang von meinem Stuhl. »Was ist passiert?«
    Sie starrte mich aus aufgerissenen Augen an. »Alles.«
    »Was soll das heißen?«
    Sie schüttelte die wirren Locken. »Ein Traum. So lebendig, als wäre er wirklich geschehen.« Sie holte tief

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