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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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bin nicht der Mensch aus deinem
     Traum.«
    »Vergiss meinen Traum! Du hast etwas Bemerkenswertes an dir. Etwas . . . Besonderes.«
    Ich wärmte mich an ihren Worten. Auch wenn ich sie nicht wirklich glaubte, bedeutete es etwas, dass sie so empfand. Zum ersten
     Mal seit langer, langer Zeit dachte ich an mich, wie ich im Gras saß, mich auf eine Blume konzentrierte und sie dazu brachte,
     ein Blütenblatt nach dem anderen zu öffnen. Dann fiel mir ein, wohin mich dieser Weg geführt hatte, und ich schauderte. »Da
     wareinmal etwas Besonderes. Aber das ist jetzt verschwunden.«
    Ihre graublauen Augen wurden tiefer. »Du hast es jetzt, was immer es ist.«
    »Ich habe nur mich und meine Suche – die mich wahrscheinlich weit weg von hier führt.«
    Unnachgiebig schüttelte sie den Kopf. »Das ist nicht alles, was du hast.«
    Plötzlich verstand ich, wovon sie redete. Der Galator! Sie wollte also doch nicht mich. Sie wollte den Anhänger, den ich trug,
     dessen Kraft ich noch nicht einmal angefangen hatte zu begreifen. Es war nicht wichtig, wie sie darauf gekommen war, dass
     ich ihn hatte. Irgendwie wusste sie es. Wie dumm von mir, auch nur einen Moment lang zu glauben, dass sie etwas Besonderes
     an mir gesehen hatte. An meiner Person, nicht an meinem Anhänger.
    »Eigentlich brauchst du mich gar nicht«, brummte ich.
    Sie sah mich fragend an. »Du glaubst es nicht?«
    Bevor ich antworten konnte, grub Verdruss seine Klauen mit aller Kraft in meine Schulter. Ich zuckte zusammen vor Schmerz.
     Fast hätte ich nach ihm geschlagen, aber ich beherrschte mich mühsam, ich wusste, dass er mich ebenso heftig angreifen könnte
     wie die Killerratte am Fluss. Es blieb mir nichts übrig, als den Schmerz auszuhalten und mich verzweifelt damit abzufinden,
     dass er mich als seinen Sitzplatz gewählt hatte. Aber warum? Was wollte er wirklich? Ich hatte keine Ahnung.
    »Schau!« Rhia deutete nach oben, wo schillerndes Rot und Purpur in einem glänzenden Blitz zwischen den Bäumen verschwand.
     »Der Alleahvogel!«
    Sie lief los, blieb dann stehen und rief mir zu: »Komm!Lass uns näher herangehen. Der Alleahvogel bringt Glück! Seit Jahren habe ich keinen mehr gesehen.«
    Damit rannte sie dem Vogel nach. Der Wind schien genau in diesem Moment durch die Bäume zu rauschen und die Zweige zu lebhaftem
     Reden zu bringen. Aber wenn sie wirklich etwas sagten, dann hörte Rhia nicht zu. Ich eilte hinterher.
    Über gefallene Äste und durch dorniges Farndickicht verfolgten wir den Vogel. Immer wenn wir nahe genug waren, um ihn deutlicher
     zu erkennen, flog er in einem glänzenden Farbenwirbel davon und zeigte uns gerade so viel von seinem gefiederten Schwanz,
     dass wir mehr sehen wollten.
    Schließlich ließ sich der Alleahvogel auf einem niedrigen Ast in einer Gruppe toter Bäume nieder. Wahrscheinlich hatte er
     diesen Platz gewählt, weil die biegsamen grünen Äste rundum so heftig im Wind schaukelten. Zum ersten Mal verbargen keine
     Blätter seine strahlenden Federn. Rhia und ich keuchten noch von der Verfolgungsjagd, versuchten uns aber so still wie möglich
     zu verhalten, während wir den purpurrot lodernden Kamm auf dem Kopf des Vogels und die scharlachrote Farbenpracht an seinem
     Schwanz bewunderten.
    Rhia konnte ihre Erregung kaum zügeln. »Lass sehen, wie nah wir ihm kommen können.« Sie kroch näher und schob sich an einem
     toten Ast vorbei.
    Plötzlich pfiff Verdruss durchdringend. Ich krümmte mich vor Schreck über den Lärm in meinem Ohr, da flog der Falke hoch.
     Mein Herz setzte einen Schlag aus, als mir klar wurde, dass er den herrlichen Vogel angreifen wollte.
    »Nein!«, schrie ich.
    Rhia schwenkte wild die Arme. »Halt! Halt!«
    Der Merlin achtete nicht darauf. Mit einem weiteren gellenden Pfiff schoss er wie ein Pfeil direkt auf seine Beute los. Der
     überraschte Alleahvogel kreischte vor Schmerz, als Verdruss die Krallen tief in seinen weichen Hals grub und nach seinen Augen
     schnappte. Doch er wehrte sich überraschend heftig. Der Ast unter ihnen brach. Federn flogen durch die Luft, als die beiden
     Vögel zu Boden taumelten.
    Rhia lief auf sie zu, ich direkt hinter ihr. Als wir bei ihnen ankamen, erstarrten wir beide.
    Vor uns auf den braunen Blättern stand Verdruss, die blutigen Klauen auf den Körper seiner reglosen Beute gesetzt. Der Alleahvogel
     schien nur ein Bein zu haben. Vielleicht war das andere beim Angriff abgerissen worden. Beim Anblick dieser zerdrückten Federn,
     dieser leuchtenden

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