Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
Vom Netzwerk:
große, große Angst.«
    »Dafür gibt’s keinen Grund«, antwortete Domnu mit einem schiefen Grinsen. »Nach dem ersten Mal ist Sterben nicht so schlimm.«
    Sie stellte den Fuß auf den Rücken des Drachen, griff nach der Figur des schwarzen Königs und packte ihn grob am Nacken. Vielleicht
     irrte ich mich, aber als sie den König vom Teppich hob, war mir, als hörte ich einen schwachen, ängstlichen Schrei. Ohne den
     König loszulassen, polierte sie seine Krone an ihrem sackartigen Gewand. »Ich glaube, wir sollten irgendein Spiel machen,
     bevor ich euch eurem Schicksal überlasse, meine Schätzchen. Das wird uns ablenken von dem, was uns bevorsteht – euch von eurem
     Tod und mich von meinem Verlust. Was ist euch lieber – Würfel oder Stöcke?«
    »Wir brauchen deine Hilfe«, bat ich.
    Sie ließ den schwarzen König mit einem dumpfen Schlag an seinen Platz fallen. Dann ging sie hinüber zu dem Stockhaufen. Sie
     zog ein kleines Bündel aus dem Stapel und betrachtete es. »Ich glaube, Dreier wären heute besserals Dreizehner, findet ihr nicht auch? Ich spüre es in den Knochen, dass heute ein Tag für niedrige Zahlen ist. Knochen! Vielleicht
     würdet ihr lieber mit Knochen spielen?«
    »Bitte! Wir müssen zum verhüllten Schloss.«
    »Zum verhüllten Schloss?« Sie zog einen Stock aus dem Bündel und spuckte darauf. »Warum um alles in der Welt wollt ihr denn
     dorthin?«
    »Gute Frage«, murmelte Shim und drückte mein Bein.
    »Außerdem«, Domnu musterte immer noch den Stock, »sterbt ihr
bestimmt,
wenn ich euch dorthin schicke, und ich verliere meine Wette.«
    »Willst du uns nicht helfen?«
    »Ich fürchte nein, mein Schatz.« Sie drehte den Stock auf der Handfläche.
    Ich schaute sie wütend an. »Warum schickst du uns nicht einfach zurück ins verhexte Moor und bringst es hinter dich, wenn
     du uns doch nicht hilfst?«
    Shim schaute erstaunt zu mir auf.
    »Kann gut sein, dass ich das mache, mein Schatz. Schließlich habe ich Rhita Gawr versprochen, dass ich euch nicht den ganzen
     Tag hier beschütze. Das gehört zu den Regeln, verstehst du. Und ich verstoße nie gegen die Regeln.« Sie senkte die Stimme.
     »Außerdem würde er es bemerken.«
    Sie schob den Stock ins Bündel zurück und warf es achtlos auf den Haufen. »Aber warum die Eile? Wir haben immer noch Zeit
     für ein Spiel oder zwei.«
    »Wir haben keine Zeit!«, rief ich. »Wie können wir dich nur überzeugen?«
    »Die einzige Frage ist«, Domnu schaute sich prüfend um, »welches Spiel wir nehmen sollen. Natürlich! Schach!Obwohl ich nicht glaube, dass du in deinem Alter eine Ahnung von den Regeln hast. Macht nichts. Komm einfach her und ich zeige
     dir, wie es geht. Und bring diesen mutigen Krieger mit herüber. Den, der an deinem Bein hängt.«
    Sie ging wieder zum Teppich und betrachtete die Schachfiguren. »Zu groß, glaube ich.«
    Sie legte die Handfläche auf die Krone der roten Königin und murmelte mit konzentriertem Gesichtsausdruck leise einen Spruch,
     dann drückte sie langsam hinunter. Zu meiner Verblüffung wurde die rote Königin – und mit ihr alle anderen Schachfiguren –
     allmählich kleiner, bis sie nur noch halb so groß wie zuvor waren. Die größten Figuren waren jetzt etwa so hoch wie Shim.
    Domnu zeigte stolz darauf. »Wirklich eine meiner besseren Erfindungen, dieses Spiel. Überall ein großer Erfolg. Sogar die
     Menschen mit ihrer begrenzten Konzentrationsfähigkeit haben es übernommen. Obwohl es mich schmerzt zu sehen, wie sie versuchen
     die Spielregeln zu vergröbern. Der einzige Nachteil ist, dass man es am besten zu zweit spielt. Und den richtigen Partner
     zu finden kann in der Tat sehr schwierig sein.«
    Sie zog die dünnen Augenbrauen hoch, wobei ihre kahle Kopfhaut wellenförmige Falten bekam. »Besonders wenn man so wenig Besuch
     hat wie ich. Übrigens, die meisten meiner Besucher kommen durch die Vordertür. Wie seid ihr denn darauf verfallen, durch die
     Hintertür zu kommen? Ich hätte euch vielleicht nie gefunden, wenn ihr nicht geklopft hättet.«
    »Ich habe nicht geklopft.«
    »Natürlich hast du geklopft! Obwohl ich dich fast nicht gehört hätte bei diesem grässlichen Lärm draußen.«
    »Aber ich habe nicht geklopft!«
    »Mein Schatz, du bist vergesslich! Du hast mit irgendwas Hartem geklopft. Es muss dein Kopf gewesen sein. Oder vielleicht
     dieser hässliche kleine Anhänger, den du da hast.«
    Plötzlich fiel mir der Galator ein, ich umklammerte ihn fest. Er leuchtete nicht mehr.

Weitere Kostenlose Bücher