Merlin - Wie alles begann
wenn du gerade das Spiel lernst. Normalerweise würde ich dir gern helfen früher zu sterben. Aber eine Wette
ist eine Wette.«
»Und wenn ich mit dir wette?«
Domnu kratzte sich den kahlen Kopf. »Was für eine Wette soll das sein?«
»Nun«, meine Gedanken rasten, »falls du mich zum Schloss bringen kannst . . .«
»Uns«, verbesserte Shim. Obwohl er am ganzen Körper zitterte, ließ er mein Bein los und stand aufrecht neben mir. »Wir gehen
zusammen. Ich spüren immer noch den gleichen alten Wahnsinn.«
Ich nickte ihm zu und wandte mich wieder an Domnu. »Wenn du uns zum Schloss bringen kannst, dann wette ich, dass . . . dass
wir
trotzdem
diesen Tag überleben. Auch wenn Stangmar uns dort mit allen seinen Goblins und Ghulen begrüßt. Du könntest auf das Gegenteil
wetten, dass wir keinen Erfolg haben.«
Domnu zupfte sich nachdenklich am Ohr. »Aha, du erhöhst den Einsatz, was?«
»Ja.«
»Und was geschieht, wenn ihr den Tag nicht überlebt?«
»Nun, dann hättest du eine Wette verloren, die gegen Rhita Gawr, aber eine andere gewonnen, gegen mich. Also bist du am Ende
nicht schlimmer dran. Wenn du dagegen
nicht
wettest, hast du am Abend einfach verloren.«
Sie runzelte die Stirn. »Kommt nicht in Frage! Du hältst mich wohl für eine Anfängerin, Junge? Ich gebe dir etwas Wertvolles,
wenn ich dich zum Schloss schicke. Ob du gewinnst oder nicht, das hast du jedenfalls. Und was bekomme ich? Nichts.«
Enttäuscht sagte ich: »Aber ich habe nichts, was ich dir geben könnte.«
»Pech gehabt.« Sie runzelte die Kopfhaut. »Zeit für deinen Zug.«
»Warte.« Ich zog den Dolch von Honn hervor. »Den könntest du haben.«
Domnu runzelte wieder die Stirn und die Schädelhaut, dann winkte sie ab. »Eine Waffe? Wozu soll ich die denn brauchen?«
»Und was ist damit?« Ich nahm das Bündel ab, das Branwen mir gegeben hatte. »Diese Kräuter heilen Verletzungen.«
Domnu zischte: »Was soll ich denn mit solchem Kram?«
Als ich den Stock aufhob, erklärte sie: »Für den habe ich auch keine Verwendung.«
Ich wusste nur zu gut, dass mein einziger wertvoller Besitz der Galator war. Ich vermutete, dass auch Domnu das wusste. Aber
. . . wenn ich mich davon trennte, wäre meine Rettungsaktion vermutlich erfolglos.
»Hier.« Shim fing an sich das weite Hemd aus gewebter Rinde auszuziehen. »Das können du haben. Meine Mutter haben es machen,
als ich ein kleines Baby sein.« Er seufzte. »Eine Schande, dass ich nie herausgewachsen.«
Domnu schaute ihn finster an. »Das kannst du behalten.« Die schwarzen Augen schauten mich forschend an. »Wenn du nicht mehr
zu bieten hast, dann haben wir nichts mehr zu besprechen. Außer natürlich das Schachspiel.«
Mir drehte sich der Kopf. Ich wusste zwar so gut wie nichts über die Kräfte des Galators, aber sie waren eindeutigaußerordentlich.
Gewaltig über alles Wissen hinaus,
hatte Cairpré gesagt. Ich konnte mich unmöglich davon trennen, vom letzten Schatz! Er hatte schon einmal unser Leben gerettet.
Er würde es wohl wieder tun. Und wenn Stangmar ihn so unbedingt haben wollte, konnte ich ihn vielleicht gegen Rhias Leben
eintauschen. Obwohl ich keine Ahnung hatte, ob sie noch lebte, war ich überzeugt, dass ich sie ohne den Galator nicht retten
konnte. Außerdem hatte meine Mutter diesen juwelenbesetzten Anhänger getragen. Sie hatte ihn mir zum Schutz gegeben. Wenn
ich ihn weggab, würde ich auch etwas von ihrer Liebe zu mir weggeben.
Und doch – wenn ich ihn Domnu nicht anbot, würde sie mir nicht helfen. Und ich kam unmöglich ohne ihre Hilfe zum Schloss!
Also konnte ich wiederum Rhia nicht helfen. Andererseits, was half es, das Schloss ohne den Galator zu erreichen?
»Dein Zug.« Ungeduldig knuffte sie mich. »Mach deinen Zug.«
»Gleich.« Langsam nahm ich den Galator vom Hals. »Du kennst diesen Anhänger, nicht wahr?«
Domnu gähnte und zeigte dabei alle ihre hässlichen Zähne. »Ich habe ihn im Lauf der Jahrhunderte ein paar Mal gesehen, ja.
Was ist damit?«
»Dann kennst du auch seinen Wert.«
Die Hexe blieb gleichgültig. »Ich habe Gerüchte gehört.«
Shim zog heftig an meiner Tunika. »Machen das nicht! Das sein unvernünftig!«
Ich achtete nicht auf ihn. »Ich wette mit dir . . . um den Galator. Wenn du uns zum Schloss von Stangmar bringst,dann . . .«, fast erstickte ich an meinen Worten, »dann gebe ich ihn dir.«
Die schwarzen Augen traten hervor.
»Nein!«, rief Shim. »Wir brauchen ihn!«
Ich machte einen
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