Merlins Drache 01 - Basilgarrad
frei von diesem bösen Geist sein! Wir haben hier keinen Platz für Rhita Gawr.«
Beifälliges Murmeln, Brummen, Rufen und Schreien stieg von der Menge auf. Der Falke auf Merlins Schulter pfiff scharf und Rhia applaudierte heftig. Alle im Kreis der Gäste außer den Flamelons und einigen Gnomen äußerten laut ihre Zustimmung.
Dagda wartete, bis es wieder still war, dann fuhr er mit einem Blick auf Merlin und Hallia fort: »Und doch gibt es kein größeres Wunder und kein tieferes Geheimnis als das Band wahrer Liebe zwischen zwei Geschöpfen.«
Seine Worte hallten lange wider, als würden sie von der Brise fortgetragen. Dann ging der Gott der Weisheit mit einer anmutigen Verneigung vor Lorilandazur Seite, und die Göttin der Geburt und Erneuerung trat vor.
Mit einem Huftritt kickte sie eine Schneewehe auf. Als die eisigen Flocken in die Luft flogen, verwandelten sie sich auf magische Weise in Rosenblütenblätter. Hunderte roter Blütenblätter mit Frühlingsduft regneten auf das junge Paar herab.
»Dieses Geschenk soll euch daran erinnern«, sagte die Göttin liebevoll, »dass ihr an allen Kräften der Natur teilhabt. Ihr bergt in euch das Wunder eines Samens … und das Licht eines Sterns. Ihr könnt nach langer Dunkelheit neues Morgenlicht finden. Ihr könnt von heftigen Donnerwolken in die freundliche Heiterkeit nach dem Gewitter gehen. Und ihr könnt, wie der Frühling, Schneekristalle in Blütenblätter verwandeln.«
Merlin nickte und wandte sich an Hallia. »Wo liegt also der Quell der Musik?«, fragte er.
Sie lächelte bei der Erinnerung an das Rätsel der Harfe, das beide vor so langer Zeit gelernt hatten. »Ist die Musik in den Saiten? Oder in der Hand, die sie zupft?«
»Die Antwort liegt in beiden, meine Liebe«, schlug er vor. »Genau wie die Antworten auf unsere tiefsten Fragen irgendwo in uns beiden liegen.«
»Ja, junger Falke. Und was diese Antworten auch sein mögen, wir werden sie gemeinsam suchen.«
»Das sollt ihr in der Tat«, erklärte Dagda. Leuchtende Nebelstreifen wanden sich um seine Geweihenden. »Denn jetzt tretet ihr als Ehepaar in die Welt. Und wohin ihr auch geht in eurem irdischen Leben, sollt ihr mit unserem immerwährenden Segen gehen.«
Bei diesen Worten küssten sich Merlin und Hallia. Die Menge brach in Beifall aus. Rhia hob die Arme und jubelte. Elen weinte. Verdruss, immer noch auf Merlins Schulter, pfiff triumphierend.
Shim klopfte mit seiner Riesenfaust glücklich und so fest auf den Berghang, dass die Hirschmenschen wegen des Bebens durch seinen Schlag wild flohen und sie fast das Hochzeitspaar umrannten. Der Riese wickelte sich in seiner wachsenden Begeisterung die scharlachrote Schlange vom Hals und schwang sie über seinem Kopf in die Luft – wobei er die ganze Zeit immer fester mit der Faust schlug. Erdrutsche krachten die unteren Hänge des Bergs hinab und schickten Wolken aus Erde und zertrümmertem Fels in die Luft. Vögel und Tiere in meilenweitem Umkreis suchten Verstecke und hofften, das Beben zu überleben.
Doch das alles ließ Shim kalt. Er grinste breit, schwang die Schlange und bellte: »Heute ist ein glücklicher Tag! Einer der allerschönsten, die es je gab. Und jetzt … Zeit für ein wenig Honig! Bestimmt, definitiv, absolut.«
Inzwischen feierten die robusteren Hochzeitsgäste weiter. Ein Trio von Cañonadlern sprang laut kreischend hoch und rechte mit den Krallen die Luft. Im Gegensatz dazu trieb die nebelhafte Sylphe leise dahin und drehte anmutige Kreise über dem Gipfel. Baumgeisterhoben ihre ätherischen Stimmen in einem Lied, das, vom Museo unterstützt, jedem Zuhörer die Freude an der Schönheit des Frühlings und die Trauer über seine Kürze vermittelte.
Der Feuerengel loderte hell und schwang eine große geflügelte Fackel. (Sicher eine dramatische Art zu feiern, doch nicht so angenehm für die Gäste, die zufällig in der Nähe standen, als er sie entzündete.) Aelonnia wiegte glücklich ihre große braune Gestalt zum Lied der Baumgeister. Urnalda, die Zwergenkönigin, tanzte mit ihrer mörderischen Streitaxt. Nuic verlor einen Moment lang seine ganze Mürrischkeit und färbte sich in ein festliches Rot. Gwynnias Jungdrachen tollten glücklich herum. Und irgendwo im Schnee rauften zwei Hoolahs weiter, als wäre nichts geschehen.
Doch unter all den Gästen fasste besonders einer die ganze Angelegenheit zusammen. Aus der Tiefe der Menge kam eine leise, gurrende Stimme, kaum hörbar über all den Festgeräuschen (vom Krach,
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