Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer
intensiver als zuvor. Überall sah er mitten in der ungestümen Schlacht Leichen seiner Verbündeten, mehr als er zählen wollte. Gefallene Adler und Eulen, von Flamelonstiefeln zertrampelt, übersäten den Boden. Kräftige Bären, einst so mächtig, lagen für immer still. Männer und Frauen, Elfen und Zwerge und nicht wenige muskulöse Zentauren waren jetzt schlammbespritzte Leichen, die hier verwesen würden.
Die Erinnerung an ein dunkles, sich windendes Monster drängte sich in seine Gedanken und verhüllte das Blutbad wenigstens für einen Moment. Das Monster, dessen hinterhältige Intrigen diesen Krieg veranlasst hatten. Das Monster, dessen Bau tief im verhexten Moor lag.
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Wenn diese Schlacht vorbei ist
, dachte er mit wildem Knurren,
werde ich dich zur Strecke bringen! Und deine Schrecken ein für alle Mal beenden.
Doch … würde selbst dieser Racheakt, dieser Triumph alle Verluste aufwiegen? Alle sinnlosen Todesfälle Unschuldiger? Basilgarrad schaute über die blutigen und verstümmelten Leichen, die ihn umgaben. Da waren so viele Verbündete – gute Verbündete –, die er trotz aller Anstrengungen nicht hatte retten können!
Er presste die Kiefer zusammen und knirschte mit den großen Zähnen. Waren diese gefallenen Kämpfer vergeblich gestorben? Was könnte so viele Tote rechtfertigen?
»Nichts«, knurrte er laut und seine Stimme klang genauso verbittert, wie seine Stimmung war. »Sie waren Narren – genau wie ich. Und ich war der schlimmste Narr von allen. Dass ich die ganze Zeit gedacht habe, ich kämpfe für mehr als mich – für meine Freunde, meine Welt.«
Er schnaubte. »Nun, die meisten meiner Freunde – Merlin, Rhia, Aylah – sind fortgezogen. Und meine Welt, was davon noch übrig ist, riecht nach Tod. Die Wahrheit ist, in dieser Schlacht bin ich
allein.
Und kämpfe für das, was ich will: Rache und mein eigenes Leben.«
Basilgarrad spannte die Beine an, bereit, himmelwärts zu springen, wie er es so oft zuvor getan hatte. Doch in seinem Auge war ein neuer Glanz. Er würde |56| diese Schlacht zu Ende kämpfen; er würde immer noch Lo Valdearg und dieses Ungeheuer im verhexten Moor töten. Doch jetzt würde er das alles nicht für irgendein hohes Ideal tun – sondern für süße Rache. Um diesen schrecklichen Gegnern all das Leiden, die Schmerzen und die Tode, die sie verursacht hatten, heimzuzahlen.
Er nickte grimmig.
Ich werde sie alle vernichten! Dann, wenn ich damit fertig bin, werde ich etwas tun, was ich schon sehr lange machen wollte. Ich werde Marnya suchen … und sehen, welche Art Zukunft wir haben könnten.
Die Erinnerung an die himmelblauen Augen des Wasserdrachen – und ihren Ehrgeiz, die Erste ihrer Art zu sein, die flog – ließ sein Herz in seiner weiten Brust schneller schlagen. Würde Marnya ebenso empfinden? Würde sie mit einem Narren wie ihm zusammen sein wollen? Es war an der Zeit, das herauszufinden. Ja, und höchste Zeit, dass er anfing zu überlegen, was das Beste für sein eigenes Leben war!
Er konzentrierte seinen Blick auf den sonderbaren, unbemannten Turm. Er würde ihn schnell zerstören – und dann das Gleiche mit seinen restlichen Feinden tun. Weil er aus nichts als Zorn und Rachelust genau das wollte.
Basilgarrad sprang in die Luft, schlug mit den breiten Flügeln und flog zu dem Turm.
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Der Turm
Ach, die kleinen Überraschungen des Lebens! Ihretwegen kann ein Tag unvergesslich … oder dein letzter werden.
M it einem Schwanzschlag sollte das erledigt sein«, sagte Basilgarrad zuversichtlich, als er sich dem geheimnisvollen Turm der Flamelons näherte. Wind pfiff ihm um die Ohren und ließ die ungezählten grünen Haare, die zwischen ihnen wuchsen, zittern.
Er schlug wieder mächtig mit den Flügeln. Wo würde er wohl am besten zuschlagen? An der Spitze des Pyramidenrahmens, wo so viele Drähte befestigt waren? Oder tiefer, bei dem großen Kasten, der die Basis des Turms zu sein schien?
Oben
, entschied er.
Direkt an der Spitze. Das wird das ganze Ding zu Splittern zerschmettern.
Doch noch als er diesen Entschluss fasste, brodelten unbeantwortete Fragen im Kessel seiner Gedanken. Warum waren, anders als bei den anderen Türmen der Flamelons, keine Soldaten auf dieser Konstruktion? |58| Und warum war sie bei all diesen Kämpfen nicht benutzt worden?
Besonders jetzt,
rätselte er,
wenn die Flamelons jede Waffe brauchen, die sie haben?
Während er den Turm umkreiste, schob er alle bleibenden Zweifel zur Seite.
Es
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