Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer
das Schwert höher.
Basilgarrad, einst das mächtigste Geschöpf in Avalon, konnte nur zusehen, wie das Schwert gehoben wurde. Nie, seit er einen Drachenkörper bekommen hatte, war er sich so klein vorgekommen. So schwach. So äußerst allein.
Jetzt werde ich nie zum verhexten Moor kommen,
dachte er nüchtern. Mit dem Seufzer, der ihm noch möglich war, fügte er hinzu:
Und Marnya werde ich nie wieder sehen.
Ein lautes, heiseres Gelächter schüttelte ihn aus seinen Gedanken. Sofort hatte er den Laut erkannt, sein ganzer Körper bebte vor Zorn in dem einengenden Netz. Und obwohl er wusste, dass es einer seiner letzten Anblicke sein würde, versagte er es sich, zum Himmel hinaufzuschauen. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, das Gesicht von Lo Valdearg voll hämischer Freude zu sehen.
|62| »Aber, aber, was haben wir denn da?«, spottete der Feind und flog so niedrig, dass Basilgarrad den heißen Atem des Feuerdrachen an den Augen spürte. »Einen grünen Wurm. In einem Netz!«
Wenn ich je freikomme …
, dachte Basilgarrad und knirschte mit den Zähnen.
»Gerade jetzt«, sagte Lo Valdearg zwischen Lachsalven, »denkst du wahrscheinlich daran, was du gern tun würdest, wenn du je freikämst. Nun, streng dein kleines Hirn nicht an, Grüner. Du kommst nie frei! Nie.« Und jetzt lachte er so sehr, dass Funken auf den gefesselten Drachen rieselten und auf alle Flamelons, die seinen Körper erklommen.
Einer dieser Funken landete in dem Moment auf der Stirn des Flamelonkapitäns, in dem er sein Schwert in das leuchtende Auge stoßen wollte. Er unterbrach die Bewegung gerade lange genug, um den Kopf zu senken und die Stirn an der Schulter abzuwischen. Dann richtete er sich auf, drückte den Griff mit beiden Händen und erstarrte plötzlich.
Basilgarrad sah verblüfft, wie der Kapitän den ganzen Körper anspannte und sein Gesichtsausdruck von Zorn zu Schreck wechselte. Der Flamelon riss die rostroten Augen auf. Dann rammte eine Schwertklinge seine Brust mit solcher Gewalt, dass seine gepanzerte Brustplatte auseinanderbrach.
Der Kapitän umklammerte immer noch sein eigenes Schwert, während er von der Netzmasche fiel und zu Boden taumelte. Wo er hatte zustechen wollen, |63| stand Babd Catha, Verderben des Ogers, mit wehendem grauem Haar.
Sie nickte dem gefangenen Drachen zu, in ihren Augen lag ein befriedigter Schimmer. Dann fuhr sie herum und schrie: »Schneidet ihn los, Zwerge. Ich besorge euch Zeit dafür.«
Sofort warf sie sich auf drei Flamelons, die zur Drachenschnauze heraufgeklettert waren, um ihren erschlagenen Kapitän zu rächen. Mit blitzschnellen Schlägen erstach sie einen, hieb einem anderen den Kopf ab und schlug den dritten mit ihrem Schwertgriff so fest auf die Stirn, dass er bewusstlos umkippte. Ohne auch nur eine Sekunde Pause nahm sie sich eine neue Soldatengruppe vor und schlug und stach so kräftig um sich, dass sie ein großes Gebiet rund um die Kiefer des Drachen säuberte.
Inzwischen nahm Basilgarrad weitere Bewegungen am Rand seines Gesichtsfelds wahr. Ein Trupp Zwerge, von Babd Cathas Gemetzel abgeschirmt, marschierte zu seiner Schnauze und ging mit den Äxten auf die Maschen des Netzes los. Von Urnalda angeführt, in deren roten Locken immer noch mehrere Kristallschnüre funkelten, hackten die Zwerge wütend auf die dicken Stränge ein.
»Haltet sie auf, ihr Idioten!«, brüllte Lo Valdearg. Er flog mit pumpenden Flügeln tiefer und stieß einen Flammenstoß aus. Doch er hatte die Größe der Zwerge überschätzt, sein feuriger Atem berührte kaum ihre Köpfe – und traf stattdessen eine Gruppe |64| Flamelonsoldaten, die gerade angreifen wollten. Die Soldaten warfen sich kreischend mit brennenden Kleidern und Haaren auf den Boden.
»Hackt weiter!«, schrie Babd Catha den Zwergen zu. Sie kämpfte mit der Energie von zwanzig Soldaten, ständig drehte sie sich und schlug zu. Doch Basilgarrad bemerkte zu seinem Schrecken mehrere tiefe Schnitte in ihrem Rumpf und ihren Beinen. Eine zerbrochene Klinge hing immer noch von ihrer Schulterplatte nicht weit vom Hals. Blut drang aus der Wunde und befleckte ihre Rüstung.
Lo Valdearg schwang wieder herum und flog direkt auf die Zwerge zu. Er machte einen Atemzug, der seiner Meinung nach bestimmt diese mit Äxten herumhantierenden Quälgeister einäschern würde. Diesmal zielte er niedriger und wollte gerade den Flammenstoß ausatmen – als ein kleiner Gegenstand ihm direkt ins Auge flog.
Lo Valdearg schrie vor Schmerz und wand sich
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