Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer
abrupt aus seinem Tiefflug, um sich zu verteidigen. Sein verhasster Feind war immer noch im Netz gefesselt – und nach dem schmalen Körperbau und unsicheren Flug dieser neuen Gegnerin zu urteilen, würde es nur ein paar Sekunden dauern, bis sie besiegt war.
Er drehte sich in Angriffsposition und streckte die Flügel für ein Maximum an Beweglichkeit. Der heiße Ofen in seiner Brust begann zu grollen. Erst jetzt bemerkte sein unverletztes Auge etwas Bedeutsames. Diese Angreiferin war ein Wasserdrache!
»Wie ist das möglich?«, wunderte er sich laut. Dann schüttelte er den großen Kopf. »Und wenn schon. Jetzt wird sie sterben!«
Weit unten schauderte Basilgarrad.
Nein, Marnya! Flieg zurück! Er wird dich vernichten!
Verzweifelt versuchte er wieder, die Kiefer zu öffnen. Er warf jede Faser seines Seins in die Aufgabe und zitterte vor Anstrengung. Gleich würden seine Augen aus dem Kopf platzen. Doch die dicken Stränge hielten fest. Zwerge hackten weiter mit ihren Äxten auf sie ein – nur nicht schnell genug.
Verzagt schaute er sich nach einer möglichen Hilfsquelle um. Doch es gab keine Hilfe. Seine verbliebenen Verbündeten konnten nicht mehr tun, als was sie schon machten – um ihr Leben kämpfen. Urnalda, |70| die wild ihre schwere Axt schwang, würde die Flamelons nicht länger zurückhalten können. Und die große Kriegerin Babd Catha zeigte zunehmend Schwäche. Nach jedem neuen Schlag wankte sie unsicher, während ihre Gegner gnadenlos auf sie einstießen.
Basilgarrad wandte sich wieder zum Himmel, und was er sah, traf ihn tiefer als eine Kampfeswunde. Marnya griff Lo Valdearg frontal an! Aber indem sie direkt auf ihren schwebenden Gegner zuflog, gab sie ihm unabsichtlich die Möglichkeit, sie mit superheißen Flammen anzugreifen. Ohne den Vorteil von Schuppen, die mit Élano gehärtet waren wie bei Basilgarrad, würde sie bestimmt sterben. Unter grässlichen Schmerzen.
Als Marnya näher kam, grollte es noch lauter in der Brust des Feuerdrachen. Rauch strömte aus seinen Nüstern. Er wartete auf den kostbaren Moment, in dem sie in Reichweite kommen würde, und krallte voller Vorfreude in die Luft. Dann atmete er tief ein, öffnete die enorme Schnauze und ...
... brüllte vor Zorn! Gerade als er seine Gegnerin anblasen wollte, schoss Marnya einen eigenen Schwall. Blaue Eisstrahlen spritzten aus ihren Nüstern, schlugen in seine weit offene Schnauze und löschten sofort seine Flammen.
Der Anprall schlug Lo Valdearg zurück. Noch als er darum kämpfte, ins Gleichgewicht zu kommen, verstopfte blaues Eis seine Schnauze und Kehle und |71| ließ ihn würgen. Vor Zorn zischte er, schlug die Kiefer zusammen und zersplitterte Eisbrocken mit den Zähnen. Die Reste spie er aus, und jetzt brannte er noch mehr als zuvor darauf, seine Gegnerin zu schlagen.
Er fuhr herum und wandte sich mit gehässigen Krallenhieben Marnya zu. Diesmal würde sie ihn nicht zum Narren halten! Und sie würde jeden nur möglichen Schmerz empfinden, bevor sie starb! Mit wütend schlagenden Flügeln griff er an.
Basilgarrad, der aus der Tiefe zusah, war zutiefst erleichtert über Marnyas kluge Taktik. Er wollte über ihren Erfolg jubeln, doch der einzige Laut, den er mit zusammengepressten Kiefern herausbrachte, war ein heftiges Stöhnen. Dann, als er Lo Valdeargs wütenden Angriff sah, wurde aus seinem Stöhnen ein Wimmern. Marnya würde gleich sterben! Der Drachenkrieger würde sie übel zurichten, sie mit seinen Krallen in Fetzen reißen.
Mit aller Kraft versuchte Basilgarrad, die Kiefer zu öffnen. Noch strengte er jeden Muskel an, da flog Lo Valdearg hoch oben schon direkt auf Marnya zu. Weil er wusste, dass nur Sekunden blieben, wand sich der große grüne Drache im Netz und mühte sich wie nie zuvor.
Twän g
. Ein Strang riss!
Dann noch einer. Und noch einer, gefolgt von einer ganzen Reihe. Zwerge hoben ihre Äxte und schrien vor Freude, als Basilgarrad die Kiefer einen Spalt |72| weit öffnete. Er hörte nicht auf, sich anzustrengen. Der Spalt wurde breiter. Weitere Stränge zerfaserten, dann rissen sie.
Plötzlich barst das Netz entzwei. Stränge wurden in die Luft geschleudert. Basilgarrad öffnete die Kiefer und brüllte mit der ganzen Kraft eines entfesselten Drachen.
Mit Lichtgeschwindigkeit biss er sich durch das Netz um seine Beine, Flügel und Schwanz. Die zerrissene Falle lag wie eine Decke auf seinem Rücken, doch sie fesselte ihn nicht mehr. Er schüttelte sich heftig und warf sie so auf seinen Schwanz.
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