Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer
überrascht auf. Er sprang zur Seite und tastete verzweifelt nach einem neuen Halt. Gerade als er anfing zu rutschen –
– fand er ihn! Seine Finger tauchten in eine Ritze, die sein Gewicht zu tragen schien, sodass er nicht |141| den Felssplittern Gesellschaft leisten musste. Sein Elfenseil war zwar an der Klippe befestigt und hätte ihn nicht bis in den Cañon fallen lassen, doch vor schweren Verletzungen hätte es ihn nicht geschützt. Oder, für ihn noch schlimmer, davor, das Wettklettern an Serella zu verlieren.
Als Serella seinen Schrei hörte, tat sie etwas, das sie seit Beginn dieser Wette nicht getan hatte. Sie legte eine Pause ein. Nicht lange, gerade einen Herzschlag lang – genug Zeit, sich zu vergewissern, dass ihr liebster Klettergefährte nicht zu Tode gestürzt war. Doch diese kurze Pause reichte, um Krystallus einen Vorteil zu verschaffen.
Er kletterte weiter, ohne zu zögern. Als Serella weiterstieg, war er bereits ein paar Handbreit vor ihr. Obwohl sie sich im gleichen Tempo aufwärtsbewegten und neue Haltegriffe unter der Nebelschicht fanden, behielt er seinen kleinen Vorsprung.
Seine Finger fassten den Rand des Simses. Er zog sich hoch, auch wenn die Muskeln seiner Arme und Schultern schmerzten. Mit einem Stöhnen, in dem sich Erschöpfung und Stolz mischten, legte er sich auf den Rücken und ließ beide Beine über den Rand baumeln. So müde er auch war, er hatte immer noch Kraft zum Grinsen.
Gleich nach ihm zog sich Serella auf den Felssims. Wie er ließ sie sich auf den Rücken fallen und keuchte. Doch anders als Krystallus grinste sie nicht.
Stattdessen lächelte sie übers ganze Gesicht.
|142| »Nicht fair!«, rief sie zwischen tiefen Atemzügen. »Ich glaube … du hast mir … das Ganze … vorgespielt… Nur … damit ich langsamer mache.«
»Glaubst du?« Er hob sich auf einen Ellbogen und schaute sie an. Schwer keuchend fragte er: »Hast du mich nicht …. deshalb … gleich beim Start … geküsst? Ein Trick … um meine Konzentration … zu stören?«
Auch Serella stützte sich auf einen Ellbogen. Ihre grünen Augen funkelten, als sie antwortete: »Kluger Mann.«
»Also, dann glaube ich … ich schulde dir einen.«
Sie legte fragend den Kopf schief. »Du meinst … einen Trick?«
»Nein.« Er rutschte auf dem Sims näher und schob so eine Nebelwelle über ihren Körper. »Ich meine das.«
Er beugte sich über sie und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss.
»So«, er ließ sie los. »Jetzt steht es unentschieden.«
»Nein.« Mit ihrem Kopfschütteln vertrieb sie den Nebel, der sich auf ihr Haar gelegt hatte. »Ich glaube, ich habe gewonnen.«
Er grinste wieder. »Nächstes Mal versuche ich es besser zu machen.«
»Du machst deine Sache gut.«
Abrupt war es mit seiner Heiterkeit vorbei. »Nicht wirklich, Serella.« Er warf einen Blick auf den Adler, jetzt nur noch eine ferne Silhouette, die durch den |143| Cañon glitt, dann wandte er sich ihr wieder zu. »Was du dort unten zu mir gesagt hast – das stimmt. Über … meinen Vater. Und wie sehr ich Avalon liebe.«
Sie setzte sich auf und zog die Knie an die Brust, ohne den Blick von ihm zu wenden. »Willst du irgendwie helfen?«
Er nickte, seine Mähne schwang an die Schultern. »Ich fürchte, es ist zu spät, um Basil zu helfen. Und zu spät, irgendwas mit dieser Karte zu tun. Aber es ist nicht zu spät …«
»… etwas ganz Verrücktes zu tun«, ergänzte sie. »Habe ich recht?«
»Meine Spezialität.« Es sollte leichtsinnig klingen, doch das gelang ihm nicht. »Es ist riskant. Aber es könnte vielleicht nützlich sein.«
»Woran denkst du?«
Krystallus sog tief die neblige Luft ein. »Seit einiger Zeit höre ich von seltsamen Vorgängen im verhexten Moor.«
»Im Moor?« Obwohl Serella eine erfahrene Erforscherin tückischer Orte war, runzelte sie jetzt unmutig die Stirn. »Das ist die letzte Gegend, in die du gehen solltest, wenn du etwas Hilfreiches tun willst. Es ist nur ein Ödland – und eine tödliche Falle.«
Krystallus rieb über die Stoppeln an seinem Kinn. »Das … und vielleicht noch mehr.«
»Zum Beispiel?«
»Vor fast einem Jahr hat einer meiner besten jungen Kartenzeichner, Vespwyn …«
|144| »Ich kenne ihn. Er war damals bei dir, als wir zum Geburtsort der Sylphen in Luftwurzel gewandert sind.«
»Stimmt. Nun, dann wirst du dich daran erinnern, dass er das Herz eines wahren Forschungsreisenden hatte.«
»So sehr«, gab sie zu, »wie
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