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Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Titel: Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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diesen dummen Streit schlichte.«
    »Vögel des Reichs«, fing er an, »ich habe gehört, ihr hättet einen ernsten Grund zur Klage. Stimmt das?«
    Hunderte Köpfe nickten heftig, die Vögel zeigten einmütige Zustimmung. Einige fingen an zu kreischen und zornig mit den Schnäbeln zu klappern – doch bevor der Lärm erneut ansteigen konnte, räusperte sich Basilgarrad drohend.
    Sofort wurde es wieder still.
    »Und wenn ich es richtig verstehe«, fuhr Merlin fort, »dann will eine Hälfte von euch – die Krähen – eine Hälfte der Brücke kontrollieren, während die andere Hälfte – die Seeschwalben – das auf der anderen Hälfte tun will. Stimmt das?«
    Wieder nickten viele Köpfe. Und doppelt so viele Augen beobachteten besorgt den Drachen, der über ihnen schwebte.
    »Nun gut«, erklärte Merlin mit Bestimmtheit, »dann habe ich die Lösung für euer Problem.« Er wartete einen Moment, damit die Spannung unter den Vögeln anstieg. Dann verkündete er mit großer Geste: »Von diesem Tage an soll jede Art die Hälfte der Brücke kontrollieren. Ihr Seeschwalben« – er deutete nach links – »diese Hälfte. Und ihr Krähen« – er wies nach rechts – »diese Hälfte.«
    Die Vögel nickten und gaben zustimmende Laute von sich. Merlin beobachtete sie und grinste ein wenig.
    »Das bedeutet«, fuhr er fort, »dass keine Seeschwalbe je zur Seite der Krähen hinüberdarf und keine Krähe je zur Seite der Seeschwalben hinüber.«
    Wieder nickten alle Vögel.
    »Und das bedeutet auch«, schloss Merlin, »dass jeder von euch andere Geschöpfe nur über eure Hälfte der Brücke begleiten darf. Wer die Mitte erreicht, muss sie dorthin zurückbringen, wo sie hergekommen sind.«
    Aus Gewohnheit wollten viele Vögel schon beifällig nickten – dann hielten sie inne. Während die Bedeutung von Merlins Plan ihnen klar wurde, schüttelten immer mehr die Köpfe oder schlugen protestierend mit den Flügeln. Einige kreischten laut, behielten aber Basilgarrad dabei im Auge.
    Der Drache schickte dem Zauberer einen dringenden Gedanken: »Was tust du da, Merlin? Dadurch würde das Problem ja noch schlimmer.«
    Der Zauberer grinste breiter. »Wart es ab, mein Freund.«
    »Nein, das machen wir nicht!«, erklärte eine junge Seeschwalbe. »Wir sind
Brückenführer
– nicht nur halbe Führer.«
    »Wenn wir unsere Arbeit tun wollen«, rief eine Krähe, »müssen wir über die ganze Brücke.«
    Dutzende Vögel waren der gleichen Meinung. Ihre lauten Stimmen waren zwar unterschiedlich, doch die Botschaft war gleich: Die Brücke musste gemeinsam genutzt und kontrolliert werden.
    »Seid ihr euch sicher?«, fragte der Zauberer, es hörte sich widerstrebend an. »Ganz sicher?«
    »Ja!«, riefen die Vögel lauter denn je. Doch diesmal klang es fast einstimmig.
    »Nun gut«, sagte Merlin und zuckte die Schulter. »Macht es, wie ihr wollt.«
    Gemeinsam brachen die Vögel in anhaltenden Beifall aus mit Pfiffen, Geklapper, Trillern und Schreien. In der Ferne spielten Harfensaiten melodische, beruhigende Akkorde. Die ganze Brücke schwankte vor Jubel.
    Gewaltig beeindruckt rief Basilgarrad: »Vogelpsychologie! Woher hast du gewusst, wie man das macht?«
    Der Zauberer wurde wehmütig. »Einst hatte icheinen Freund, einen Falken.« Er schaute auf seine linke Schulter, wo der resolute Vogel oft gesessen hatte. »Er hat mir sehr viel beigebracht.«
    Inzwischen dauerte die lärmende Feier der Vögel an. Nur ein Vogel, eine ziemlich knochige Krähe, krächzte protestierend und flog wütend davon. Niemand bemerkte, dass in ihren Nackenfedern ein ungewöhnlich aufgeblähter Egel gierig saugte.

10
Ein Besucher mit Farbe nach Wahl
    Was der Wind dir in den Weg bläst, habe ich gelernt, ist meistens irgendein Ärger.

    Z ufrieden, dass seine Strategie die Haltung – und Gemeinschaft – der Brückenvögel verändert hatte, beugte sich Merlin auf Basilgarrads Kopf vor und horchte auf die erfreulichen Töne der gurrenden Stimmen und flatternden Flügel, vermischt mit den fernen Harfenmelodien. Wind blies ihm ins Gesicht, wehte ihm die Haare zurück und teilte seinen Bart; zum ersten Mal seit Wochen wirkte der Zauberer wirklich entspannt. Basilgarrad, der träge über den Hängen aus Wolkenteig kreiste, war ebenso zufrieden. Dann sah er am Rand seines Blickfelds etwas Sonderbares.
    Aus der dunstigen Mitte einer zerfetzten Wolke näherte sich ein silbriges Wölkchen, unter dem eine Gestalt hing und schwebte – etwas Rundes, tief Violettes. Was konnte das

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