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Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Titel: Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Überraschung war es eine Brücke – eine Spanne locker verwebter weißer Seile, die zwei große, dicke Wolken verbanden.
    »Diese Seile«, erklärte der Zauberer, der die nächste Frage ahnte, »sind aus einer festeren Wolkenart gemacht – Wolkenkuchen nennen die Sylphen sie. Das ist die stärkste Substanz in diesem Reich, kräftig genug, um …«
    »… eine Brücke zu tragen«, ergänzte der riesige Drache mit Verwunderung in der tiefen Stimme. »Und schau nur! Alle diese Vögel, die darauf sitzen – schwarze Krähen links, weiße Seeschwalben rechts.«
    Er schwieg und betrachtete die Szene. Die Vögel kreischten und krähten und machten einen scheußlichen Lärm. Alle paar Sekunden flog ein Vogel von der einen Seite hinüber zur anderen, schlug mehrere Vögel dort mit den Flügeln oder pickte heftig mit dem Schnabel nach ihnen, dann flog er zurück. Häufig stürzten sich zwei oder drei Seeschwalben auf eine Krähe und griffen sie mit Schnäbeln und Krallen an, bis sie schließlich zurückgeschlagen wurden – aber erst wenn Blut floss. Genauso oft spielte eine Gruppe Krähen einer Seeschwalbe übel mit.
    Merlin, der sich fest an das Drachenohr klammerte, beugte sich vor, um besser zu sehen, was da passierte. »Seltsamerweise sind diese Vögel ganz friedlich gewesen, sagten die Sylphen. Bis vor Kurzem.«
    Basilgarrad neigte die Flügel und sank tiefer. »Also noch eine Flut. Aber warum sind die Vögel überhaupt dort?«
    »Als die Brücke vor Jahren gebaut wurde, fingen diese Vögel an, Geschöpfe hinüberzuführen. Das war besonders hilfreich für Wolkenwesen – Dunstopossums, Nebelaffen und ähnliche, die sonst nicht so viel leere Luft überqueren konnten. Und allmählich liebten die Vögel ihre Arbeit immer mehr, sie nannten sich die
Brückenführer

    »Warum kämpfen sie denn dann?«
    Der Zauberer schüttelte den Kopf. »Obwohl sie so viele Jahre zusammengearbeitet hatten, fingen sie plötzlich an, ihre Seite zu wählen. Die Seeschwalben wollen niemand als Seeschwalben auf ihrer Seite, während die Krähen nur Krähen auf ihrer dulden. Jetzt kommt niemand mehr über die Brücke! Und lass dir gesagt sein, wenn wir diese Spannungen nicht bald beenden, wird ihre Brücke blutgetränkt sein.«
    Basilgarrad stieß einen drachengroßen Seufzer aus. Er streckte die Schwingen, so weit es ging, und glitt näher. Als sie fast an der Brücke waren, vernahm er andere Töne, die nur hörbar waren, wenn sich das wütende Geschrei der Vögel beruhigte.»Harfensaiten?«, fragte er verdutzt. »Sind das Harfensaiten, die ich höre?«
    »Ja, tatsächlich, Basil. Du hörst das schönste Werk der Sylphen: riesige Harfen, die zwischen den Wolken hängen. Sie sind viele Meilen von hier entfernt, doch ihre Töne reisen über die Wolken. Und ihre Saiten werden nicht von Winden bewegt – sondern von
Gefühlen

    Der Drache spitzte verwirrt die Ohren und warf dadurch Merlin fast um. »Sie reagieren auf die Gefühle rundum?«
    »So ist es. Deshalb klingen sie jetzt so schrecklich falsch.«
    Wie zur Bestätigung kamen von den Harfensaiten besonders schrille Tonfolgen.
    Weil Basilgarrad unmöglich auf der Brücke landen konnte – die Seile wären unter seinem Gewicht gerissen –, schwebte er dicht darüber. Plötzlich bemerkten ihn die Krähen und Seeschwalben, hörten mit ihrem Kampfgeschrei auf und wurden still. Genau zwei Sekunden lang. Dann brach eine lautere, feindseligere Kakofonie aus als zuvor – jede Seite beschuldigte die andere des Verrats, einen Drachen herbeigeholt zu haben. Das Kreischen, Heulen, Flüstern und Krächzen stieg fürchterlich an.
    Merlin beugte sich über die Seite von Basilgarrads Stirn. »Ruhe!«, befahl er in der Standardsprache und schwenkte den Stab über dem Kopf.
    »Ruhe!«, befahl er wieder. Aber der Lärm war jetztso laut, dass seine Worte nicht gehört und schon gar nicht befolgt werden konnten.
    Basilgarrad, der über den Vögeln kreiste, ärgerte sich über dieses schlechte Benehmen. Mit einer Stimme, die nicht lauter als ein typischer Gewitterdonner war, bellte er: »Still jetzt, alle! Oder ich blase euch die Federn vom Leib!«
    Sofort schwiegen die Vögel. Bis auf ein gelegentliches Flügelrascheln war kein Geräusch zu hören.
    Der Drache rollte die Augen zu Merlin hinauf und sagte befriedigt: »Eines Tages bringe ich dir bei, wie man das macht.«
    »Bitte tu das«, sagte der Zauberer hörbar beeindruckt. Dann fügte er nach einem tiefen Atemzug hinzu: »Jetzt sieh dir an, wie ich

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