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Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Titel: Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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seine Ränder benagt und das Blatt jämmerlich zerfetzt. Nur an der Basis war noch ein Hauch von Grün. Mehrere Adern waren zu Schwarz verdunkelt, während andere ganz zerfallen waren.
    »Erkennst du das?«, fragte Nuic Merlin.
    »Nein«, sagte der Zauberer ratlos. Er nahm das Blatt in die Hand und untersuchte die zarten Ränder, die geschwärzten Adern. »Aber es ist sichtlich in Gefahr. In ernster Gefahr.«
    Plötzlich fuhr er zusammen und zerkrümelte das Blatt in der Hand. »Natürlich, es gehört Rhia! Von ihrem Anzug aus gewebten Ranken.« Er biss sich auf die Lippe. »Basil – bring uns sofort zu ihr.«

11
Die Seuche
    Alles Gute muss mal enden, heißt es. Aber warum? Warum muss etwas wirklich Gutes schließlich untergehen? Ich hasse diesen Gedanken. Ja, und ich wehre mich dagegen aus ganzem Herzen.

    B asilgarrad schlug mit den mächtigen Schwingen und schnitt durch die Wolken. Mit jedem kraftvollen Schlag brachte er seine Passagiere Merlin und Nuic ihrem Ziel Steinwurzel näher. Denn dort hofften sie Rhia zu finden: im Steinkreis, der im Herzen des Geländes der Gemeinschaft des Ganzen lag.
    Wind pfiff über die Drachenschuppen und schien das Wort schschschneller zu schreien. Kein Geschöpf in Avalon konnte so schnell fliegen. Aber würde es schnell genug sein?
    Merlin, der sich am Ohr des Drachen festhielt, sah finster aus. Er lehnte sich in den Wind und beschwor in Gedanken seinen Freund, noch schneller zu fliegen. Denn Rhia – für die übrige Welt die Hohepriesterin der Gemeinschaft – war für ihn wesentlich kostbarer:seine Schwester und liebste Freundin. Nur Hallia und Basil kamen seinem Herzen so nah.
    Er schluckte, als er an das kranke, brüchige Blatt von Rhias Anzug aus gewebten Ranken dachte. Sie hatte nie, noch nicht einmal nach dem Tod ihrer Mutter Elen, das elegante Gewand aus Spinnenseide gern getragen, das Kennzeichen der Hohepriesterin. Nein, genau wie in vielen Jahren als junge Frau im Drumawald zog sie natürliches Grün als Bekleidung bei Weitem vor. Vor allem weil diese besonderen Ranken die alte Magie des wunderbarsten Waldes auf der versunkenen Insel Fincayra in sich trugen. Eine Magie, die ewig bestehen konnte – wenn sie nicht von einem Gift angegriffen wurde, das stark genug war, den ganzen Wald umzubringen … und Rhia vielleicht auch.
    Wenn ihr Anzug leidet,
dachte Merlin,
dann leidet sie auch
.
    Wir kommen bald dort an
, antwortete der Drache telepathisch. Seine großen Flügel schlugen heftig.
Sehr bald.
    Wenige Minuten später sahen sie den Steinkreis, dessen Säulen in den frühen Tagen Avalons den ganzen Weg vom versunkenen Fincayra hergetragen worden waren. Gleich außerhalb des Kreises stand die berühmte Schnallenglocke, die aus der Gürtelschnalle eines Riesen gemacht worden war. In der Nähe lagen farbenprächtige Gärten; Rhia und ihre Anhänger hatten sie angelegt zu Ehren von Dagda,dem Gott der Weisheit, und Lorilanda, der Göttin der Geburt und Erneuerung. Dahinter erstreckten sich viele Kornfelder mit Dutzenden Bauernhäusern, von denen jedes einen Wetterhahn und eine Glocke auf dem Dach trug. Als einziges Stück Land, das aus irgendeinem Grund nicht kultiviert war, erwies sich ein unregelmäßiger Hang mit klumpigem Boden am Rand des Steinkreises.
    Basilgarrad runzelte die Stirn. Zwischen so vielen Hindernissen zu landen, würde nicht leicht sein. Die weiten Ebenen im Süden oder die Gletscher im Norden waren ihm viel lieber. Doch hier lebte Rhia, also würde er hier landen.
    Er bog die Flügel und drehte scharf ab, damit er weder den Hang noch eines der Bauernhäuser beschädigte. Mit einem donnernden Krach schlug er auf den Boden. Merlin und Nuic wurden vorwärtsgeschleudert, rollten die Drachenschnauze hinunter und landeten auf der massiven schwarzen Nase. Einige der größten Säulen im Steinkreis schwankten gefährlich, dann stürzten sie krachend auf den Hang.
    In diesem Moment erwachte der Hang. Oder genauer, er rührte sich in seinem Schlaf. Denn es war gar kein Hang, sondern ein schlafender Riese mit zottigem Haar, einer Weste aus gestrickten Pinienästen und einer Knollennase.
    »Shim!« Merlin hatte seinen alten Freund erkannt. Mithilfe seines Stabs kam er auf die Füße. »Shim, wach auf!«
    Doch der schlafende Riese rückte nur seinen enormen Körper etwas zur Seite, wobei er fast das Dach eines Bauernhauses mit seinem haarigen Zeh gestreift hätte. Den Steinsäulen, die in Shims offene Hand gefallen waren, ging es nicht so gut. Zwischen

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