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Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Titel: Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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ächzendem Schnarchen warf er sie zur Seite, als wären sie nichts als Kiesel. Dann glitt der Riese wieder in einen friedlichen Schlaf und murmelte: »Da hast du, schurkischer Schurke! Bestimmt, definitiv, abs…«
    Merlin schüttelte mit einem Blick auf den schlafenden Riesen entsetzt den Kopf. Nuic, bereits zornig violett wegen der misshandelten Säulen, tat das Gleiche. Nur Basilgarrad grinste, denn er konnte seine erste Begegnung mit Shim nicht vergessen. An jenem Tag hatte der enorme Kerl ebenso tief geschlafen und um ein Haar Merlins Sohn Krystallus zerquetscht, der damals noch ein Kleinkind war. Nur der durchdringend süße Geruch von Honig, den Basil in die Riesennase schickte, weckte ihn noch rechtzeitig.
    Hinter dem Schutt der zusammengebrochenen Säulen kamen zwei Leute hervor und auf die Gelandeten zu. In dem großen Priester, dem ein Ohr fehlte, erkannte Basilgarrad Lleu, seit Langem ein Freund von Merlin und Rhia. Die andere Person war zu seiner Freude Rhia selbst. Sie wirkte so gesund und lebhaft wie immer und strahlte ihre übliche Entschlossenheit aus, obwohl die Ranken ihres Anzugs befleckt waren mit kränklich braunen Blättern wiedem einen, das Nuic gebracht hatte. Ihre Füße – nackt, wie sie es gern hatte – sprangen leicht vom Boden, ihre Locken tanzten bei jedem Schritt.
    Merlin lief ihr entgegen und umarmte sie. »Dir geht es gut!«, rief er und seufzte erleichtert auf.
    »Das stimmt«, erklärte sie grimmig. »Aber Waldwurzel nicht!«
    Waldwurzel
. Der Name von Basilgarrads Lieblingsreich, dessen üppige duftende Wälder er Heimat nannte, ließ ihn zusammenzucken. Was war dort nicht in Ordnung? Was war geschehen?
    Rhia bückte sich, hob Nuic auf und drückte dankbar seinen Arm. »Kommt jetzt, ich werde es euch zeigen. Mit Worten lässt es sich nicht erklären … ihr müsst das selbst sehen.«
    Merlin wandte sich dem riesigen Drachen zu, der ausgestreckt hinter ihm lag und dabei kaum zwischen den Steinkreis und den schlafenden Riesen passte. »Basil, bringst du uns hin?«
    »Wohin ihr wollt.«
    »Flieg dem Quellgebiet des unaufhörlichen Flusses zu«, bat Rhia, »und dann nach Norden.«
    »Müssen wir wieder auf dieser übergroßen Eidechse fliegen?«, knurrte Nuic. Aber niemand schien darauf zu achten – schon gar nicht der Drache, der eines seiner langen Ohren auf den Boden gesenkt hatte, damit die Passagiere an Bord steigen konnten.
    Basilgarrad rutschte vor, damit er die Flügel öffnen konnte, ohne noch mehr Säulen umzuhauen, undfand genug Platz zum Abheben. Er sprang in die Luft, machte einen Schwenk um Shims Fuß und schlug mit den Flügeln. Nach Westen flog er – Waldwurzel zu.
    Augenblicke später kam die dunkelgrüne Grenze von Avalons Waldreich in Sicht. Noch bevor Basilgarrad viel von den bewaldeten Hügeln dahinter sehen konnte, fing er die vertrauten Düfte auf: Fichtenharze, süß und bitter zugleich; Fliederblüten mit ihrem starken ätherischen Parfum; Rinde und Holz, nass vom Regen, beim Verschmelzen mit der Erde. Eicheln, von denen jede die Substanz einer Eiche in sich trug; und Pilze, geheimnisvoll würzig.
    Während sie in das Reich flogen, gingen Hügel um Hügel voller Grün in blaue Bergrücken über, die auf ihren Senken und Schluchten Schatten wie dicke Decken trugen. Lebhafte Bäche flossen durch jede Falte, wobei sie mit unaufhörlichem Überschwang plätscherten und spritzten.
    Nebelwolken stiegen aus den Lichtungen wie die fröhlichen Töne der Singvögel. Noch mehr Düfte wehten zu ihnen – Hirschspuren im Moor, reifende Pflaumen, abblätternde Birkenrinde, feuchte Moosbüschel. Dann stieg direkt unter ihnen ein Schwarm Zitronenfeen in die Luft, ihre winzigen gelben Flügel leuchteten wie Sterne.
    »Weiter nördlich«, sagte Rhia, die im Schneidersitz auf dem Drachenkopf saß. Wind blies durch ihr Haar und glättete beinahe die Locken. Sie schaute nachrechts, wo Merlin hinter einem großen Ohr stand. »Zum tiefsten Wald.«
    Lleu, der am anderen Ohr des Drachen stand, hob die Stimme, um über den Wind gehört zu werden. »Zu dem, was der tiefste Wald
war

    Dann schwiegen alle, während sie über Meilen von dichtem Wald sausten. Bäume in allen Schattierungen von Grün füllten jede Kontur des Landes, so wie die Musik der Singvögel die Luft füllte. Dann hielten alle Gefährten zugleich den Atem an. Denn die Landschaft unter ihnen veränderte sich dramatisch.
    Entlaubte Bäume standen da wie Skelette. Das Land war jetzt mehr braun und grau als grün,

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