Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman
sich diese schreckliche Krankheit! Wenn wir zu lange nichts tun, wird es in Avalon nichts mehr zu retten geben.«
»Und wir wissen immer noch nicht, was hinter allem steckt«, erinnerte der Drache sie mit seiner hallenden tiefen Stimme.
Er näherte sich der Pforte, hob den massivenSchwanz und neigte die Flügel. Staubige Winde umkreisten ihn, als er tiefer sank.
»Ich werde euch sagen, wer dahintersteckt«, erklärte Rhia, während windzerzauste Locken ihre Wangen peitschten. »Rhita Gawr! Er will alles Leben – alle Magie – in Avalon beenden. Die Zeit zurückdrehen, damit unsere Welt keine Möglichkeit mehr hat, sich zu entfalten. Die Ermordung dieses Waldes ist erst der Anfang.«
»Langsam, langsam«, warnte Merlin. »Das wissen wir noch nicht. Es könnte eine andere Erklärung geben.«
»Zum Beispiel?«, fragte Rhia zweifelnd.
Er biss sich auf die Lippe. »Ich weiß es nicht. Noch nicht.«
Sie wurde zornig. »Du hast schon immer gern gewartet, bis die Gefahr dir direkt zwischen die Augen schlägt, statt dass du dich darauf einstellst, wenn du sie kommen siehst! Warum kannst du eine Katastrophe nicht nennen, was sie wirklich ist?«
»Dafür sind Schwestern da.«
»Katastrophen zu erkennen?«
»Ja«, antwortete er ironisch. »Oder sie zu verursachen.«
Plötzlich sank Basilgarrad tiefer und bereitete sich auf die Landung vor. Er bog die riesigen Schwingen und hob zugleich den Kopf, um seine Passagiere vor dem Aufprall zu schützen – gerade als er in einen Haufen toter Bäume brach, die er mit seinem Gewichtabmähte. Er rutschte zu einem Halt, dann senkte er den Kopf wieder. Wenige Schritte von seiner Kinnspitze entfernt prasselte das grüne Feuer der Pforte mitten in einer flachen Grube.
»Ausgezeichnete Arbeit, Basil.« Der Zauberer tätschelte die Rückseite des Drachenohrs. »Eine perfekte Landung.«
»Hmmmpff«, knurrte der Kobold. »Absolut schrecklich, wenn du mich fragst. Er hätte uns töten können!«
»Das nächste Mal strenge ich mich mehr an«, sagte der Drache grinsend.
»Ein nächstes Mal wird es nicht geben«, entgegnete Nuic, jetzt ganz scharlachrot.
»Schaut euch das an.« Merlin war hinuntergestiegen, um die Grube und ihre Flammen zu untersuchen. Sein besorgter Ton ließ alle aufschrecken. »Wenn ich mich nicht täusche, scheint diese Pforte nicht so solide zu sein wie die meisten anderen. Seht ihr, wie die Flammen schwanken? Möglicherweise leidet auch sie unter der Plage.«
»Zu schade, das Krystallus nicht hier ist.« Rhia trat neben ihn. »Er weiß so viel über Pforten, vielleicht könnte er uns etwas sagen.«
»Nun, er ist nicht da«, sagte Merlin scharf. Er biss die Zähne zusammen und dachte an den bitteren Abschied von seinem Sohn. »Wir werden das Risiko eingehen müssen.«
Rhia betrachtete ihn mitfühlend. »Ich bin dazu bereit,wenn du es bist«, sagte sie sanft. Sie schlang einen Finger um einen der seinen, wie sie es so oft in ihrer Jugend getan hatte.
Bei dieser Berührung und im Bewusstsein ihres Vertrauens richtete Merlin sich auf. »Also gut. Sollen wir durch diese Pforte gehen?«
Rhia, Lleu und Nuic nickten – auch wenn das bei Nuic kaum wahrnehmbar war. Nur Basilgarrad verzog betrübt das Gesicht. »Ich fürchte, ich bin zu groß.«
Merlin schaute zu ihm auf. »Nie hätte ich gedacht, dass ich das einmal von dir hören würde.«
Einen kurzen Moment leuchteten die Augen des Drachen, dann verdüsterten sie sich. »Ist dieser Ort irgendwo unter der Oberfläche? Und ich kann nicht hinfliegen, um euch wiederzutreffen?«
»So ist es, alter Freund. Tut mir leid.«
»Ich kann also nur hier herumsitzen und auf euch warten?«
Merlin strich seinen struppigen Bart. »Das habe ich nicht gesagt. Es gibt tatsächlich etwas, was du tun könntest. Es könnte uns einen wichtigen Hinweis darauf geben, was wirklich geschieht – nicht nur hier in Waldwurzel, sondern in ganz Avalon.«
»Was ist es?« Basilgarrad schlug eifrig mit dem Schwanz auf den Boden und wühlte damit Wolken von Staub und Schutt auf. »Wohin soll ich fliegen?«
»Nach Wasserwurzel«, antwortete Merlin, »zur Höhle von Bendegeit, dem Herrscher der Wasserdrachen.Ich muss dich warnen: Er ist ein eifersüchtiger, zorniger, rachsüchtiger Herrscher, über alle Maßen erbarmungslos. Aber er verfügt über eine Kraft, die kein anderer hat – die Gabe des Durchschauens.«
»Was ist das?«
»Die Kraft«, erklärte Merlin, »durch die Oberfläche zu sehen, den wahren Ursprung von Dingen,
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