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Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Titel: Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Schluck trinken und im Mund aufbewahren, bis wir zurückkommen?«
    »Nein«, kam unbeirrt die Antwort. »Ich habe eine bessere Idee.«
    Ruhig ging er an den Rand des Sees. Schimmernde weiße Flüssigkeit schlug an die Spitze seiner Stiefel – niemand bemerkte es zwar, doch mehrere Löcher in dem abgetragenen Leder reparierten sich auf magische Weise. Langsam hob Merlin seinen leuchtenden Stab, wobei er sich an den Tag erinnerte, an dem er ihn zum ersten Mal umfasst und seinen Tannenduft eingeatmet hatte. So lieb war ihm der Stab in den Jahren seit jenem Tag geworden, dass er ihm einen eigenen Namen gegeben hatte: Ohnyalei, das bedeutete
Geist der Gnade.
    Er hielt den Stab aufrecht, dann senkte er ihn vorsichtig, sodass die Spitze fast die Oberfläche des weißen Sees berührte. Er sah die Maserung des Holzes an, wie jemand das Gesicht eines alten Freundes betrachtet, und begann einen Sprechgesang:
    Élano, Seele des Baums, horch und sei
    Bereit für den Zauber, den Stab Ohnyalei.
    Mit höchster Konzentration senkte er die Stabspitze in den See. Wo Holz und Wasser aufeinandertrafen, breiteten sich winzige weiße Wellen aus. Rasch wurden sie zu brodelndem, quirlendem Schaum. Der See schien um die Spitze herum zu kochen, während der Stab in Merlins Händen heftig zitterte. Die ganze Zeit drückte er den Stab fest – so fest, dass seine Knöchel weiß wie das schaumige Wasser wurden.
    Schließlich ließ das Brodeln nach. Das Wasser wurde wieder still, nur ein paar Wellchen blieben zurück. Bleich und erschöpft hob der Magier den Stab vom Wasser. Dort, an der Spitze, leuchtete ein perfekt geformter, siebenseitiger Kristall. Er funkelte mit weißen Strahlen, so hell wie ein Stern – ein Kristall aus reinem Élano.
    So müde Merlin auch war, es gelang ihm, schwach zu lächeln. Dem Stab in seinen Händen flüsterte er zu: »Wir haben es geschafft, mein Freund.«
    Doch es blieb keine Zeit, den fantastischen Kristall an der Spitze seines Stabs zu bewundern oder am See zu trödeln. Mit einem raschen Blick zu Rhia drehte Merlin sich um und fing an, durch die Höhle zurückzulaufen, obwohl seine Beine schwer wie Stein waren. Keuchend vor Erschöpfung, hin und wieder stolpernd, zwang er sich zu möglichst schnellem Tempo. Die anderen rannten mit ihm, ihre Schritte hämmerten.
    Wenig später erreichten sie die Pforte – gerade als der letzte zarte Hauch einer Flamme zischte und verschwand. Wo das grüne Feuer gebrannt hatte, war nur noch ein verkohltes Loch in der Höhlenwand.
    Mehrere Sekunden lang konnten die Gefährten dieses dunkle Loch nur anstarren. Merlin schwankte und lehnte sich an Rhia. Seine Blicke schossen von der toten Pforte zu dem kostbaren Kristall, den sie so mühsam gefunden hatten. Sie waren so weit gekommen,wie konnte ihnen jetzt die Heimkehr verwehrt sein? Jetzt, wo sie vielleicht Waldwurzel – und das übrige Avalon – von der schrecklichen Seuche retten konnten, sollten sie da nie diese Höhle verlassen?
    So schwach Merlin auch war, in seinem Kopf funkte plötzlich ein Gedanke, der schnell zu einer eigenen Flamme heranwuchs. Der Magier hob seinen Stab und pflückte den Kristall von der Spitze. Behutsam legte er das wunderbare Ding auf den Steinboden, direkt vor das Loch, in dem vor so kurzer Zeit das magische Feuer gebrannt hatte. Dann sprach er mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war.
    »Bitte«, sagte er. »Entfache wieder das Feuer. Erleuchte wieder die Pforte.«
    Einen quälenden Moment lang geschah nichts. Dann … stieg ein murmelndes, zischendes Geräusch aus dem Loch. Der Geruch von Baumharz zog durch die Luft. Plötzlich prasselte es und die strahlend grünen Flammen der Pforte brachen aus.
    »Rasch!«, rief Merlin. »Solange es andauert!«
    Er hob den Kristall auf und legte ihn in die Tasche seiner Tunika, dann schob er den Stab in seinen Gürtel. Er streckte eine Hand Lleu, die andere Rhia mit Nuic auf dem Arm entgegen und holte tief Luft. Sowie sie sich an den Händen hielten, sprangen sie gemeinsam in die Flammen. Das Feuer prasselte laut und schluckte sie.
    Stille kehrte in die unterirdische Höhle zurück. Kein Geräusch hallte zwischen den leuchtenden Wänden bis auf das ständige Prasseln von Flammen und das unaufhörliche Wassertropfen – Laute, die begonnen hatten, als die Welt von Avalon entstand.

13
Ein leckeres Häppchen
    Essen gehört zu den größten Vergnügen im Leben. Außer natürlich, wenn man selber gefressen wird.

    B asilgarrad betrachtete die

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