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Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Titel: Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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tatsächlich sprechen konnte! Sie war berühmt für ihre tiefe Baritonstimme – sowie die Neigung, jederzeit zu pfeifen – und war ein Geschenk von Krystallus an die Hochschule. Doch er hatte nie verraten, wo genau er sie gefunden hatte. Barden aus jedem Reich kamen, um vor dieser Karte zu stehen und Fragen über ferne Länder zu stellen. Gerade jetzt flatterte eine Gruppe Waldfeen um die Karte herum und fragte, wo sie leben könnten ohne die Gefahr von Kriegen, Feuern oder Explosionen.
    Basilgarrad streckte die Ohren vor und horchte sehr interessiert auf die Antwort. Doch zu seiner Bestürzung – und dem Zorn der Feen – blieb die Karte still. Sie sprach nicht, sie pfiff noch nicht einmal. Die Feen sausten beleidigt davon und flogen Basilgarrad beinah in die Nase, als sie das Zelt verließen.
    Genau wie ich erwartet habe,
dachte er betrübt.
Und deshalb müssen wir Merlin zurückholen.
    Er überschaute wieder das rege Treiben im Zelt und suchte nach Spuren von Krystallus. Als er keine fand, wandte er sich den ungewöhnlichen ausgestellten Karten zu. Was ihm als Erstes in die Augen fiel – oder eigentlich in die Ohren –, war eine Karte der Lieder. Eine Museofamilie hatte sie der Hochschule gestiftet, sie konnte die Musik von jedem Ort in Avalon hören lassen. Gerade drückte eine Elfe den Finger auf die Spitze von Luftwurzel. Sofort ertönte der rauschende, wehende Gesang von Sylphen, die zwischen den Wolken schwebten.
    Basilgarrad schaute sich im Zelt um und bemerkte eine weitere Karte, die wie ein Fernrohr arbeitete. Nach der richtigen magischen Formel bot sie den Benutzern eine Nahaufnahme von irgendeinem Ziel in der Landschaft. Dreißig oder vierzig Leute standen Schlange und warteten auf ihre Chance – darunter eine gebückte Alte mit verknotetem Haar, Armen wie knorrigen Ästen und Füßen wie Baumwurzeln.
    Ein Bäumling,
erkannte der Drache.
Ich hatte geglaubt, es gibt keine mehr
.
    Das faszinierte ihn, doch eine andere Karte nahm ihn gefangen, die einer schwach beleuchteten Kugel glich. Sie war aus einer Art Kristall gemacht, in ihr wirbelten schattenhafte Gase, als würde sie einen kleinen, aber magischen Sturm enthalten. Basilgarradrunzelte die massige Stirn, denn sie erinnerte ihn an die magische Kugel von Bendegeit – und die dunkle Erscheinung, die er darin gesehen hatte.
    Gerade da näherte sich eine Frau mit einem schweren Schal über den gebeugten Schultern der Kugel. »Sag mir«, verlangte sie mit heiserer Stimme, »wie wird meine Heimat in zweihundert Jahren aussehen?«
    Eine Karte, die die Zukunft zeigt!
Basilgarrad rutschte ein bisschen weiter vor, er wollte hören, welchen Ort die Frau im Sinn hatte. Und wie er nach zwei weiteren Jahrhunderten aussehen würde. Er schauderte, plötzlich fragte er sich, ob
irgendetwas
von Avalon nach so langer Zeit noch übrig sein würde, wenn man all die Kriegszerstörungen bedachte.
    »Meine Heimat«, krächzte die Frau, »liegt am westlichsten Punkt von Lastrael – in einer neuen Siedlung, die meine Leute bauen. Bis sie fertig ist, wird mehr Zeit vergehen, als ich noch vor mir habe, doch ich will wissen, wie sie aussehen wird.«
    Lastrael? Das ist Schattenwurzel. Immer dunkel, immer gefährlich. Warum würde jemand dort siedeln wollen?
Basilgarrad zog mitleidig die Nase hoch.
Arme Frau, sie wird nichts als Dunkelheit sehen.
    In der Kugel wirbelten Schatten. Das Bild wurde immer dunkler, bis es nichts als tintige Schwärze zeigte. Das passte zum Reich der endlosen Nacht.
    Plötzlich – strahlte die ganze Kugel Licht aus. Feuer loderten überall in einer Küstenstadt – einerStadt, die mehr aus Licht bestand als aus festen Materialien. Das Gesicht der Frau wurde von der Kugel beleuchtet, als sie beifällig nickte.
    Basilgarrad hielt den Atem an.
Eine Stadt des Lichts?
Er betrachtete die Alte genauer.
Wer ist sie?
    Er erkannte sie nicht, stellte aber rauchigen Schwelgeruch fest, als sie näher kam. Dann bemerkte er etwas – zwei Buckel, die nicht wie Schultern wirkten. Könnten sie vielleicht die oberen Ränder von Flügeln sein?
    Gerade wollte er sie fragen, wer sie wirklich war und woher sie kam, da tippte jemand an die Unterseite seines Kinns. »Na so was«, sagte eine tiefe Stimme. »Was in Dagdas Namen bringt dich hierher?«
    Widerstrebend löste Basilgarrad den Blick von der Alten, die jetzt das Zelt verließ – und richtete ihn auf den Sprecher. »Hallo, Krystallus!«

33
Solange diese Welt noch besteht
    Ich mag Geheimnisse, das war schon

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