Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
schon viel von Euch gehört. Von Eurer Geistesgröße, Eurem unverwechselbaren Liebreiz. Und was merke ich? Man hat sogar noch untertrieben mit solcherlei Behauptungen.“
Des Burgvogts rechte Hand wanderte zu seinem Gürtel, wo ein silberner Dolch prangte. „Was wollt Ihr damit sagen?“, fragte er heiser.
„Ihr habt’s gehört. Ich bin Euer Bewunderer!“
„Führt uns jetzt in den Kerker“, bat Mathäus, der seinen Freund am liebsten irgendwo hingetreten hätte. Ein Streit mit Paulus war jetzt so überflüssig wie ein Kropf.
„Augenblick!“ Die Stimme des Burgvogts hob sich gefährlich. „Zuerst muss ich Euren Freund nach Waffen untersuchen. So will es die Vorschrift.“
Der Dorfherr warf ihm einen verständnislosen Blick zu. „Ihn nach Waffen untersuchen? Das werdet ihr schön bleiben lassen.“
Paulus zuckte mit den Achseln. „Vorschrift! Muss darauf bestehen!“
„Ich bürge für ihn. Den Teufel werdet ihr tun!“
„Ihr habt mir nichts zu befehlen!“, brüllte Paulus. Zornige Röte färbte sein Gesicht. „Deshalb werde ich Euren Kumpan jetzt auf der Stelle nach Waffen untersuchen!“
„Nein, Ihr werdet das nicht tun!“ Die drei Männer blickten zur Tür, wo eine kindliche, aber energische Stimme soeben den Disput für beendet erklärt hatte.
Rikalt trug ein weißes Schlafgewand. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Seine himmelblauen Augen blickten den Burgvogt vorwurfsvoll an.
Paulus bekam den Mund nicht mehr zu. „Rikalt! Geht zurück ins Bett“, stammelte er verwirrt.
„Ich gehe ins Bett, wenn’s mir passt“, erwiderte der Knabe patzig. „Schließlich bin ich einer der Herren von Merode.“
„Und ich vertrete Euren Vormund und tue hier nur meine Pflicht. Dazu gehört auch, jedem Fremden die Waffen zu nehmen, sofern er welche mit sich führt. Das dient schließlich vor allem Eurem Schutz.“
„Da dieser Fremde jedoch ein Freund des Dorfherrn ist, erübrigt sich diese Maßnahme ja wohl. Wie Ihr hörtet, verbürgt sich Mathäus für ihn.“
Der Burgvogt kaute an seiner Unterlippe. „Ihr braucht mich nicht zu belehren, Herr Rikalt“, knirschte er mit gefährlichleiser Stimme. „Und Ihr wisst genau, dass Ihr mir nichts untersagen könnt.“
„Ich könnte mich beschweren über Euch“, konterte Rikalt triumphierend. „Was glaubt Ihr wohl, was mein Schwager, der ehrenwerte Gerhard von Wedendorp, dazu sagen würde, wenn ich ihm mitteilte, dass sein Vertreter nicht zu meiner Zufriedenheit waltet? Oder wenn er erfährt, dass Ihr Knaben prügelt?“
„Niemals hab ich Euch geprügelt, bei Gott!“
„Nicht mich, aber den Benno, auch bei Gott. Und Benno ist mein Freund!“
Der Burgvogt schluckte zornig.
„Das saß!“, flüsterte Heinrich.
„Gehen wir ins Verlies“, bestimmte Paulus kalt. Sein Gesicht war eine steinerne Maske. Er riss zwei Fackeln aus ihren Halterungen und schritt voran. Mathäus und Heinrich folgten ihm unaufgefordert. Als sie an Rikalt vorüberschritten, zwinkerte der Dorfherr ihm verschwörerisch zu. Er mochte den jungen Herrn von Merode, ein Gefühl, das auf Gegenseitigkeit beruhte. Manchmal bezeichnete Rikalt ihn lachend als seinen Oheim.
Rikalt hob grinsend seinen Daumen.
„Ein aufgeweckter Jüngling“, bemerkte Heinrich leise.
Sie folgten dem Burgvogt durch einen finsteren Gang und erreichten ein eisenbeschlagenes Tor, das Paulus erst aufschließen musste. Eine Wendeltreppe aus Stein führte steil nach unten. Paulus stapfte voran, seine Begleiter keines Blickes würdigend.
„Die Sache scheint unserem Freund aufs Gemüt geschlagen zu sein“, flüsterte Heinrich belustigt.
Mathäus tippte an seine Stirn. „Warum hast du ihn so gereizt? Hättest einfach die Klappe halten sollen.“
„Das musst gerade du mir sagen. Du, der du die Base des Markgrafen als Sumpfhuhn bezeichnet hast.“
„Das war was anderes.“
„So? Immerhin waren die Auswirkungen verheerend.“
Sie erreichten das Verlies. Wortlos reichte Paulus Mathäus eine Fackel und öffnete die Pforte. Er ließ die beiden eintreten, riegelte hinter ihnen wieder ab.
Mathäus sah sich um. Sein Befehl war ausgeführt worden. Man hatte die Zelle vom gröbsten Dreck befreit, obwohl es immer noch unerträglich nach Schweiß und Fäkalien stank.
Tobias Hompesch kauerte auf seinem Strohhaufen und schirmte seine Augen ab, da die plötzliche Helligkeit ihn blendete. Nach einer Weile erkannte er Mathäus.
„Gott sein Dank, Ihr seid’s, Dorfherr. Ich hoffe, Ihr bringt mir gute
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