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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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offenbar die Sprache verschlagen hatte.

    Das Zittern seiner Hände hatte sich verstärkt. Der Mann traute seinen Augen nicht. Das kleine Mädchen kämpfte sich den Hang hinauf, direkt auf ihn zu. In seinen Händen hielt es eine Holzpuppe, zu der es sprach.
Der Mann zwang sich zur Ruhe. Es war nun zu spät, um noch das Weite zu suchen. Die Kleine würde ihn sehen. Das aber durfte sie nicht. Der Mann war nicht bereit, auch nur das geringste Risiko einzugehen. Kalte Entschlossenheit legte sich auf sein Antlitz, das wie aus einem Fels gemeißelt zu sein schien.
Seine Hände zitterten nun nicht mehr.

    Jutta sah den Geliebten von Weitem kommen und winkte ihm zu. Auch ihre Eltern, Johann und Heilwig, hielten in ihrer Arbeit inne, um den Herannahenden begrüßen zu können. Jutta schmunzelte. Vor geraumer Zeit wäre es undenkbar gewesen, dass ihr Vater dem Dorfherrn von Merode mehr Aufmerksamkeit schenkte, als die Höflichkeit es erforderte. Doch die Lage hatte sich längst entspannt. Inzwischen würde Johann einer Heirat wohl zustimmen, wenn Mathäus bei ihm um die Hand seiner Tochter anhielt. Früher hatte Johann stets verächtlich über die Beamten des Markgrafen gesprochen. Und nun war es gar möglich, dass einer von ihnen sein Schwiegersohn wurde. Vorausgesetzt, seine Tochter würde sich endlich schlüssig, was ihr weiteres Leben anging.
Heilwig und Johann riefen Mathäus einige freundliche Worte zu, bevor sie mit ihrer Arbeit fortfuhren. Jutta schritt ihm lachend entgegen. Wie immer, wenn er sie sah, hüpfte sein Herz. Mühsam kletterte er aus dem Sattel und schloss sie in seine Arme.
„Was ist mit deinen Augen, Liebster?“
„Was soll denn damit sein?“
„Du guckst so seltsam daher. Geht es dir nicht gut?“
Mathäus seufzte leise. Vor Jutta konnte man nichts verbergen.
„Du riechst nach Wein“, stellte sie schnuppernd fest.
„Die Schuld des Kastellans. Wo ist Maria?“
„Dort, hinter dem Fuhrkarren.“
„Gott sei Dank. Dann bin ich beruhigt.“
„Beruhigt? Was ist geschehen?“
Mit knappen Worten erzählte Mathäus ihr von der Unschuld des Schweinehirten. Er hatte Mühe, sich beim Sprechen nicht zu verhaspeln.
Juttas Stirn legte sich in feine Falten. „Der Mörder des Knaben läuft also noch frei umher“, sagte sie nachdenklich. Plötzlich hielt sie inne.
„Maria?“
Hinter dem Fuhrkarren blieb es still.
„Maria! Sieh, wer gekommen ist!“
Als die Kleine immer noch nicht antwortete, näherte sie sich entschlossen dem Karren. Mathäus folgte ihr.
„Sie ist weg“, stammelte Jutta fassungslos. Sie bückte sich, doch auch unter dem Karren war niemand zu sehen.
Mathäus spähte in alle Richtungen. „Wo kann sie bloß sein?“
„Sucht ihr etwas Bestimmtes?“, wollte Heilwig wissen, die plötzlich neben ihnen stand.
Mathäus war totenblass. Wenigstens fühlte er sich wieder nüchtern. „Maria. Sie ist weg.“
„Ja, so sind sie, die Kinder. Hecken immer was aus.“ Die Bäuerin lächelte beseelt. „Wahrscheinlich sucht sie nach den Füchsen, von denen ich ihr erzählt habe.“
„Füchse?“
„Oben, im Wald. Kinder lieben diese Tiermärchen.“ Sie wurde stutzig. „Na ja, allerdings sollte man die Kinder nicht allein in den Wald gehen lassen.“
Ohne ein weiteres Wort rannte Mathäus zu seinem Gaul, schwang sich in den Sattel und verschwand in einer wirbelnden Staubwolke.

    Maria wurde es unbehaglich, als die grüne Front des Waldes vor ihr immer größer wurde.
„Keine Angst, Hein. Ich bin bei dir.“ Sie presste die Puppe fest an sich. „Die Füchse erwarten uns sicher schon.“
Mutig stapfte sie voran, nicht ahnend, dass ein Paar eiskalter Augen sie entschlossen musterte.

    Gleich würde das Kind ihn entdecken. Der Mann schüttelte den Kopf. Die Kleine glich einer Mücke, die in das Licht einer Flamme flog, um dort den Tod zu finden. Warum zum Henker war sie nicht auf den Feldern geblieben, bei ihrer Mutter? Nun musste das Unvermeidbare geschehen.
Hastlos hob er die Hände und presste die Spitzen seiner Finger aneinander. Plötzlich erstarrte er: Von den Feldern her näherte sich in wildem Galopp ein Reiter.

    Mathäus sah die Kleine schon von Weitem, und ein ganzes Gebirge der Erleichterung fiel von seinem Herzen.
„Maria!“
Sie wandte sich um und blickte dem Dorfherrn überrascht entgegen. Mathäus schwang sich aus dem Sattel, taumelte, schaffte es aber mit Mühe, sein Gleichgewicht zu bewahren. Endlich war er bei ihr. Er kniete sich zu ihr und umarmte sie fest.
„Wo wolltest du hin, in

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