Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Euch denn da geritten?“
„Der Kerl hat mich beleidigt. Ach, wie konnte ich mich bloß von diesem groben Klotz derart hinreißen lassen?“
„Ihr seid ohne jede Chance gegen ihn.“
„Das weiß ich selbst.“
„Zieht Eure Herausforderung doch zurück.“
„Was noch demütigender als eine Niederlage beim Wettbewerb wäre.“
„Aber Ihr macht Euch öffentlich zum Affen.“
„Danke für Eure tröstenden Worte, Kastellan.“ Mathäus stürzte den nächsten Becher die Kehle hinab.
„Nun, Ihr werdet es überleben. Aber eines versichere ich Euch: Der Burgvogt wird seinen Sieg gegen Euch groß ausschlachten und dafür sorgen, dass Ihr zum Gespött der Leute werdet.“
„Es reicht, Friedrich.“
„Wollt Ihr noch einen Becher?“
„Ja.“
Friedrich schenkte ein. Der Dorfherr trank.
„Das sind keine guten Neuigkeiten, Herr Mathäus. Paulus plustert sich weiß Gott schon genug auf. Und der wahre Mörder des Knaben läuft immer noch frei herum. Man wird ein Auge auf unsere Kinder haben müssen.“
Unsere Kinder . Die Worte des Kastellans läuteten in Mathäus’ Kopf. Maria!
Er erhob sich so abrupt, dass sein Schemel dabei umkippte. „Ich muss jetzt gehen“, erklärte er mit schwerer Zunge. Erst jetzt machte sich die Wirkung des Weines bemerkbar. Die Stube, in der er sich befand, schien sich um ihn zu drehen.
„Geht es Euch gut?“, fragte der Kastellan besorgt.
„Natürlich geht es mir gut. Lasst mir mein Pferd bringen.“
Maria spähte den Hang hinab. Jutta und die anderen waren zu beschäftigt, um die Ausflüglerin wahrzunehmen. Und das war gut so. Sie hatte sich genug gelangweilt. Vor ihr erhob sich das Grün des Waldes. Ein paar lose Büsche boten ihr nun Schutz vor Entdeckung. Sie richtete den Kopf der Holzpuppe nach vorne.
„Siehst du, Hein: Drüben wohnen die Füchse.“
Mit Hein auf ihrem Arm stapfte sie voran.
Die Hitze des Tages hatte die berauschende Wirkung des Weines verstärkt. Mathäus schalt sich im Stillen, dass er der Einladung des Kastellans gefolgt war. Doch seine Frustration war zu groß gewesen, um der Verlockung zu widerstehen. Nun saß er auf Julius, seinem treuen Gaul, und fühlte, wie die Flüssigkeit in seinem Bauch bei jedem Tritt des Tieres schwappte. Die Welt lag verschwommen im Nebel. Einen Augenblick lang überlegte Mathäus, ob es empfehlenswert war, in diesem Zustand Jutta und Maria aufzusuchen. Doch die Sehnsucht nach den beiden war zu groß, er wollte sie einfach sehen. Auf den Feldern hinter Schlich würde er sie finden. Der Ritt würde ihn sicherlich ein wenig ausnüchtern.
Er hatte das Anwesen der Burg verlassen und ritt die Dorfstraße hinab. Am Rand des Baches, der durch die Hitze der letzten Tagen nur noch wenig Wasser führte, balgten sich fette Ratten. Plötzlich tauchte eine feiste Gestalt vor dem Dorfherrn auf. Er zügelte seinen Gaul. Julius schnaubte verärgert.
„Frau Frieda? Seid Ihr’s?“ Mathäus blinzelte angestrengt.
„Soll ich Euch mal was erzählen?“, erwiderte die Bäuerin anstatt einer Antwort.
„Nun, äh ...“
„Wisst Ihr schon das Neueste? Von Kunigunde, dieser dummen Ziege? Sie hat eines ihrer Bälger angestiftet, ein Frettchen auf meine Hühner loszulassen.“
Mathäus versuchte durch tiefes Einatmen, seine Übelkeit zu bekämpfen. „Das ist natürlich recht ärgerlich, aber im Augenblick kann ich mich wirklich nicht um solcherlei Dinge kümmern, Frau Frieda.“
„Soll das vielleicht heißen, dass jeder, der gerade Lust dazu hat, meinen Hühnern den Garaus machen darf?“
„Der Tod wütet nicht nur unter Euren Hühnern. Wenn Ihr eine Beschwerde vorzubringen habt, sucht mich in meinem Haus auf. Aber nicht in den kommenden Tagen, habt Ihr verstanden?“
„Das ist doch ...“ Frieda stemmte ihre fleischigen Arme in die Hüften. „Ich will Euch mal was sagen, Dorfherr ...“
Weiter kam sie nicht. Julius machte einen abrupten Schritt nach vorne, so dass die Bäuerin erschrocken kehrtmachte. Genau das hatte das Tier beabsichtigt. Es grub seine gewaltigen Zähne in Friedas Hinterteil.
Frieda schrie wie am Spieß. Mathäus riss an den Zügeln seines Gauls und zog ihn zurück.
Friedas Augen sprühten Funken. Mit kreisenden Bewegungen massierte sie ihren verlängerten Rücken.
Mathäus zupfte verlegen an seiner Nasenspitze. „Eine dumme Angewohnheit von ihm. Es ist ihm einfach nicht auszutreiben.“ Er brummte ein paar tadelnde Worte an die Adresse seines Pferdes, bevor er es weitertraben ließ. Zurück blieb die Bäuerin Frieda, der es
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