Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Himmels Namen?“
Die Kleine blinzelte verwirrt. „Ich möchte Hein die Füchse zeigen.“
„Maria!“ Er sah ihr ernst in die Augen. „Versprich mir, dass du nie wieder allein in den Wald gehst.“
„Du riechst nach Wein.“
„Ich weiß. Versprichst du es mir?“
Maria blies ihre Bäckchen auf, als bedürfe die Beantwortung dieser Frage einer reiflichen Überlegung. Dann grinste sie verschlagen. „Also gut. Ich verspreche es.“
„Nie wieder, hörst du?“
„Nie wieder, verstanden.“
Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, packte sie und hievte sie in den Sattel.
Einen Augenblick lang glaubte Mathäus, das Schnauben eines Pferdes aus dem nahen Wald vernommen zu haben. Argwöhnisch spähte er durch das Dickicht. Da er nichts entdecken konnte, stieg auch er wieder auf seinen Gaul. Dann ritten sie den Hügel hinab.
Der junge Mann, der sich selbst Wolf nannte, atmete auf und lockerte seine angespannten Muskeln.
7. Kapitel
In der Meroder Dorfschenke ‚Carolus Magnus‘ waren an diesem Abend lediglich zwei Tische besetzt: An einem hockten die Unterdörfler Rudolf, Lupold und Walter, den anderen hatten die Oberdörfler Wiprecht, Ortwin und Karl in Beschlag genommen. Zwischen diesen beiden Gruppierungen klaffte eine Lücke von drei leeren Tischen. Eisige Blicke kreuzten sich.
Leo, der kleinwüchsige, doch wohlbeleibte Wirt, servierte Bier in großen Kannen, eilte von hier nach da und machte Witzchen. Aber seine emsigen Bemühungen, die angespannte Atmosphäre in der Schankstube zu lockern, waren so fruchtlos wie ein Kirschbaum im Winter. Niemand schenkte ihm sonderliche Beachtung.
Die Bauern musterten sich stumm. Rudolf war der Erste, der das Schweigen nicht länger ertrug.
„Sag’s uns schon, Ortwin!“, rief er. „Wie viel musstet ihr berappen, du und deine Kunigunde?“
„Berappen? Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“
„Wirklich nicht?“ Der Unterdörfler lachte hämisch. „Der Dorfherr! Wie viel habt ihr ihm gegeben für seine Entscheidung?“
„Gib acht, was du sagst, Rudolf. Ich lass mich nicht von dir beleidigen.“
Nun meldete sich Walter zu Wort. „Dein Weib hat den Dorfherrn so lange bequasselt, bis er es leid war. Um endlich seine Ruhe zu haben, entschied er, dass das Fest weiterhin auf dem Hahndorn stattfinden soll.“
„Blödsinn! Dein Weib war doch auch dabei. Und es hat nicht weniger geschnattert als meins.“
Der Kopf des Wirtes drehte sich hin und her. „Aber Männer, lasst das doch. Wir wollen doch hier nicht ...“
„Mein Weib schnattert nicht! Merk dir das!“
„Natürlich schnattert es. Alle Gänse schnattern.“
„So? Dann muss man das Gezeter deiner Kunigunde wohl als Grunzen bezeichnen.“
Ortwin erhob sich drohend von seinem Schemel. Wiprecht packte ihn beim Ärmel.
„Lass ihn doch reden. Das Fest findet bei uns auf dem Hahndorn statt, ob’s ihm passt oder nicht.“
„Pah“, zischte Walter, der in Abwesenheit seiner Gattin eine erstaunliche Redseligkeit an den Tag legte. „Das Fest interessiert mich nicht länger. Ich jedenfalls werde nicht dort erscheinen.“
„Ich auch nicht“, nickte Rudolf. „Sollen die doch allein feiern auf ihrem beschissenen Hahndorn. Ich muss das nicht haben.“
Karl breitete beide Arme aus und schaute dankend zur Decke. „Sie kommen nicht. O Herr, dass wir das noch erleben dürfen ...“ Dann suchte er wieder den Blick der Unterdörfler. „Wir nehmen euch beim Wort: Ihr bleibt zu Hause, ja? Und erspart uns den Anblick eurer dummen Visagen an diesem wunderschönen Tag ...“
„Kriegst gleich eine Faust in deine dumme Visage, Karl.“
„ Deine Faust, Walter? Oder muss das vielleicht auch deine Frieda für dich erledigen?“
Walter schnellte hoch. Hinter ihm polterte sein Schemel. „Keine Sorge, das schaffe ich allein. Damit bin ich sehr schnell fertig.“
„Männer!“ Leo rieb sich hilflos die Hände und lächelte gequält. „Beruhigt euch doch. Ich gebe euch eine Runde aus, he?“
„Das kannst du gerne tun, wenn ich diesen Trottel an die frische Luft gesetzt habe“, knirschte Karl. Auch er und seine beiden Kumpane waren inzwischen aufgestanden. Lupold und Rudolf hielt es ebenfalls nicht mehr auf ihren Sitzen.
Lauernd standen die beiden Parteien sich gegenüber. Der verzweifelte Leo wagte einen letzten Versuch, den Streit mit frohlockenden Worten zu schlichten, doch Lupolds kräftiger Arm wischte ihn unsanft zur Seite. Wie ein benommener Zwerg taumelte der Wirt nach hinten und stieß gegen den Schanktisch. Vor seinem geistigen Auge
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