Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
sichtlich zu erleichtern.
„Leos Bier, gönn’ es dir!“, krähte er vergnügt. „Ihr kommt viel herum, Herr Heinrich. Sagt, habt Ihr jemals irgendwo besseren Gerstensaft probiert als meinen?“ Erwartungsfroh sah er den Gast an.
Gefällig gab Heinrich die Antwort, auf die der Wirt erpicht war. „Euer Bier, werter Leo, ist das beste weit und breit. Selbst in Köln hörte ich, wie weitgereiste Kaufleute es in den höchsten Tönen priesen.“
Leo strahlte. „Wirklich?“
„So wahr ich hier sitze.“
„Es ist der würzige Geschmack, der es so einzigartig macht, findet Ihr nicht?“
„Gewiss.“
„Nur ich kenne die Rezeptur.“
„Kann ich mir vorstellen.“
„Es ist eine große Verpflichtung, das beste Bier weit und breit zu brauen.“
„Sicher.“
„Selbst der Graf hat schon ...“
„Leo! Es reicht!“ Mathäus wedelte entnervt mit einer Hand.
„Wie?“
„Wir wissen es, wir wissen es: Ihr braut das beste Bier der ‚Herrschaft‘. Was rede ich da: der Grafschaft, natürlich. Mindestens. Freilich ist das auch Euer Glück, denn Euren Wein kann man wahrlich keinem Esel ins Ohr schütten.“
Leo zog eine beleidigte Schnute. „Sagt das meinem Lieferanten“, knirschte er.
„Und jetzt, Herr Wirt, haben mein Freund Heinrich und ich noch etwas Wichtiges zu besprechen.“
Der Wirt trollte sich hinter seinen Schanktisch.
Mathäus seufzte leise und sah seinen grinsenden Freund offen an. „In Aachen könnte es für dich gefährlich werden, Hein.“
„Ein Grund mehr, dir diesen Gefallen zu tun.“
„Noch immer dieses unselige Trauma?“
„Es wird niemals enden, Mätthes.“ Heinrichs Stimmung war wie umgeschlagen. Trübsinnig erwiderte er den Blick des Freundes.
Hilflos zupfte der Dorfherr an den Ärmeln seines Gewandes. „Wohlan denn. Gleich morgen früh erwarte ich die Ankunft des Hartmann von Birgel, dem Vertrauten des Grafen. Du kennst ihn doch noch? Gemeinsam werdet Ihr nach Aachen reiten.“
„Hartmann von Birgel? Ich erinnere mich gut an ihn. Ein kluger Kopf.“
„Und keineswegs unsympathisch.“
„Nur eines stört mich an der ganzen Sache.“
„Ich höre.“
„Schon morgen früh soll’s losgehen?“
„So war es abgemacht. Für Wilhelm ist die Angelegenheit äußerst dringlich.“
„Aber dann werde ich ja deine bezaubernde Jutta und meine kleine Maria gar nicht sehen ...“
„Doch, das wirst du. Wenn du zurückkehrst.“
„Dazu muss ich erst den Mörder finden ...“
Mathäus grinste. „Wo ist da das Problem für dich, du Meister des Scharfsinns? Wenn einer fähig ist, den Kopf des Jülicher Löwen aus der Schlinge zu ziehen, dann bist du das.“
Endlich hoben sich Heinrichs Mundwinkel. „Der Jülicher Löwe? Der bedeutet mir nichts mehr. Was ich tue, das tue ich für dich, Mätthes.“
Sie griffen nach ihren Bechern und stießen an.
„Was ist mit dem Kindermörder?“, fragte Heinrich nach einem kräftigen Schluck. „Gibt es neben dem offenbar unschuldigen Schweinehirten weitere Verdächtige?“
„Verdammt, nein. Und nicht die geringsten Spuren. Aber ich werde den Dreckskerl finden. Ich habe es mir geschworen. Und dann werde ich dir im Galopp nach Aachen folgen.“
„Und das Erntefest?“
„Hör auf mit dem Erntefest. Willst du wissen, welche Suppe ich mir eingebrockt habe?“
„Bin gespannt wie ein Bogen.“
Der Dorfherr seufzte tief. „Wie ein Bogen, du sagst es. Womit wir schon beim Thema wären ...“
8. Kapitel
Auf der Heerstraße Richtung Aachen waren unter sengender Mittagssonne vier Reiter unterwegs, denen mit hechelnder Zunge und sichtlicher Mühe eine gewaltige Dogge folgte. Mehrmals musste Heinrich, von Mathäus in eine vornehme Tunika gesteckt, seinen Rappen Thusnelda zügeln, damit der Hund sie einholen konnte.
Hartmann von Birgel grinste schief. „Nicht mehr der Jüngste, Euer Hund.“
„Langsam kommt er in die Jahre“, nickte Heinrich.
„Ihr hättet ihn in Merode lassen sollen.“
„Chlodwig bei Mathäus lassen? Das hätte Mord und Totschlag gegeben. Der Dorfherr liebt meinen Hund so sehr wie eine Nierenkolik.“
Sie ließen Chlodwig eine Weile verschnaufen und ritten dann weiter. Zwei Soldaten der markgräflichen Garde begleiteten den Birgeler und folgten ihm und Heinrich in gebührendem Abstand. Ihre Bewaffnung war alles andere als leicht; neben Armbrust, Schwert und Schild führten sie auch Lanzen mit sich, als zögen sie in eine Schlacht. Offenbar machte Wilhelm sich ernsthafte Sorgen um das Wohl seiner Gesandten. Heinrich fragte sich im Stillen, ob es
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