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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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allerorten einig. Aus diesem Grund erntete Mathäus hier und da kaum verhohlenes Unverständnis dafür, dass er sowohl den verpönten Schweinehirten Jakob als auch den vom Wahnsinn umnachteten Lazarus weiterhin frei und ungeschoren durch die „Herrschaft“ wandeln ließ. Mit drohender Strenge machte der Dorfherr diesen Leuten klar, dass die beiden Gebrandmarkten seinem persönlichen Schutz unterstanden und dass er jeden weiteren Übergriff mit unerbittlicher Härte ahnden würde. Eingeschüchtert ob der Entschlossenheit des Mathäus wagte es niemand mehr, seinen Worten zu widersprechen. Beweise gegen Jakob oder Lazarus lagen ohnehin nicht vor, zumindest keine stichhaltigen. Und den berüchtigten Zorn des Dorfherrn wollte niemand auf sich ziehen.
Gedankenschwer verfolgte Mathäus das Treiben auf dem Hahndorn. Ein paar Leute von der Burg waren damit beschäftigt, den Dorfanger für das bevorstehende Erntefest herzurichten. Palavernde Zimmerleute errichteten unter lautem Gehämmer hölzerne Buden. Dort hinten, ging es dem Dorfherrn durch den Kopf, hatte vor gut einem Jahr noch ein bedrohlicher Galgen gestanden. Nach der Hinrichtung hatte Mathäus – gegen den üblichen Widerstand des Paulus – dafür gesorgt, dass man das hölzerne Gestell des Todes wieder in seine Einzelteile zerlegte. Nichts mehr sollte daran erinnern, dass der Hahndorn eine Hinrichtungsstätte gewesen war. Doch der Tod überschattete auch diesmal das anstehende Fest. Die Worte des Grafen Wilhelm kamen ihm in den Sinn.
Komm zurück nach Nideggen !
Nach Nideggen! War das die Lösung, um dem Fluch, der über diesem Dorf zu liegen schien, zu entkommen? Doch was erwartete ihn in der Residenzstadt des Grafen? Gewiss kein Paradies. Er wusste es nur zu genau, Neid und Missgunst bestimmten das Denken der Menschen im Gefolge des Grafen. Erworbene Privilegien – beziehungsweise das, was man dafür hielt – wurden mit Klauen und Krallen verteidigt. Eine Schlangengrube, in der Eindringlinge ständig auf der Hut sein mussten. Und dennoch: ein Leben, das zumindest der ländlichen Kargheit entbehrte. Aber wollte er das wirklich?
Komm zurück nach Nideggen !
Jutta!
Der plötzliche Gedanke an die Geliebte offenbarte einmal mehr sein ganzes Dilemma. Ein Leben ohne Jutta in Nideggen? Undenkbar! Ein Leben ohne Jutta hier in Merode? Ausgeschlossen! Was, wenn Jutta sich eines Tages dazu entschied, in ein Kloster einzutreten?
Mathäus weigerte sich, diesen schon tausendmal gesponnenen Faden zu Ende zu spinnen. Nur die Zeit würde ihm eine Antwort geben. Hühner flatterten gackernd um seine Beine. Von Weitem sah er die wuchtige Kunigunde mit fuchtelnden Armen auf sich zueilen. Ein tiefer Seufzer, der echte Verzweiflung offenbarte, rang sich aus seiner Brust.
Die Bäuerin war völlig außer Atem. Ihr Gesicht erinnerte Mathäus an eine aufgedunsene Schweinsblase. Obwohl das Luftholen Kunigunde höchste Not bereitete, verzichtete sie keineswegs darauf, den Dorfherrn mit einem Schwall von Worten zu überschütten.
Mathäus verstand nur wenig von ihrem keuchenden Gestammel. Doch schon bald wurde ihm klar, dass es diesmal nicht die verdrießlichen Streitigkeiten mit den Unterdörflern waren, die das Gemüt der Bäuerin derart aufgewühlt hatten. Er versuchte, beruhigend auf sie einzureden, doch Kunigunde schüttelte hastig den Kopf und bat ihn mit einer nervösen Geste, ihr zu folgen. Ihren erregten Bericht nicht eine Sekunde unterbrechend, stapfte sie voran. Sie verließen den Hahndorn, erreichten schon bald den Weg, der hügelan Richtung Wald führte, vor dessen Rand sich unter hohen Tannen das Häuschen der alten Sibylle im hellen Sonnenlicht abzeichnete. Immerhin hatte Mathäus den aufgeregten Worten der Kunigunde inzwischen entnommen, dass sie sich offenbar um eines ihrer zahlreichen Kinder sorgte, dem etwas Schreckliches widerfahren zu sein schien. Nichts Gutes ahnend folgte er ihr, bis sie endlich die Behausung der alten Hebamme erreicht hatten. Kunigunde stürmte voran in die Stube.
„Da liegt er“, schnaufte sie und deutete auf den wimmernden Knaben, der bäuchlings auf einer morschen Holzbank lag. Die neben ihm hockende Sibylle forderte ihn gebieterisch auf, sein Gejammer nun endlich einzustellen.
Mathäus trat näher und betrachtete erschrocken den Rücken des Jungen, auf dem sich die Umrisse eines Tieres abzeichneten, die jemand mit einem Messer – wie auf einer lebenden Leinwand – dort hineingeritzt hatte. Sibylle war es gelungen, den Blutfluss der leicht

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