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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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die Aachener von jeglichen Steuerverpflichtungen befreit und legten entsprechende alte Urkunden vor. Im Ratssaal kam es zu heftigen Verhandlungen zwischen den maßgeblichen Beteiligten. Inzwischen eskalierte die Lage in den Straßen der Stadt. Aufgebrachte Bürger und berittene Jülicher gerieten aneinander, und schon bald war die Lage nicht mehr kontrollierbar. Was dann geschah, ist identisch mit der Sage ...“
Heinrich nickte. „Tod und Verderben.“ Er sah den Ritter offen an, als sei es eine Unhöflichkeit, die Schlussfolgerung aus dieser Schilderung vorwegzunehmen.
Gerhard griff nach seinem Becher und schwenkte ihn nachsinnend. „Oh, nun verstehe ich“, erklärte er schließlich. „In der Tat, der Zusammenhang ist nicht von der Hand zu weisen. Der Löwenmörder beschränkt sich bei seinen Opfern – bis heute zumindest – auf Ratsherren und einen Schmied. Sowohl die einen als auch der andere spielten beim Tod der Jülicher vor siebzig Jahren eine entscheidende Rolle. Die Ratsherren, weil sie unerbittlich auf ihre verbrieften Rechte pochten und die Bürger aufstachelten, der Wehrhafte Schmied , weil er – angeblich – die Todesstreiche gegen den Grafen und seine Söhne führte.“
„Das Ereignis liegt mehr als sieben Jahrzehnte zurück“, resümierte Heinrich. „Und dennoch: Liegen hier die Wurzeln der schrecklichen Morde?“
„Ich wünschte, ich könnte Euch das sagen“, seufzte der Ritter.
Heinrich erhob sich. „Ich werde es herausfinden.“ Es klang wie ein Schwur.
„Aachen wird den Löwenmörder ebenso überstehen wie die Pest. Ich glaube, dass Hartmann von Birgel den richtigen Mann an seiner Seite hat. Bitte richtet ihm meine Grüße aus.“
Heinrich neigte ergeben seinen Kopf und schickte sich an zu gehen.
„Nur noch dies“, hielt Gerhard Chorus ihn zurück.
Heinrich verharrte und wandte sich noch einmal dem Ritter zu.
„Ich glaube“, sagte Gerhard langsam, jedes seiner Worte betonend, „dass Ihr auf dem richtigen Weg seid.“

    Die rothaarige Hure Ottilia, die soeben im Begriff gewesen war, sich das Hemd vom Leib zu streifen, hielt in ihrer Bewegung inne. Erst jetzt erkannte sie den Mann in ihrer spärlich beleuchteten Kammer. „Was? Ihr schon wieder?“
Heinrich nickte.
„Sicher möchtet Ihr mir wieder bloß ein paar Fragen stellen.“
„So ist es.“
„Und andere Dienste wollt Ihr auch diesmal nicht in Anspruch nehmen?“
„Danke, nein. – So gerne ich es auch tun würde“, fügte er tröstend hinzu.
Ottilia setzte sich auf ihr Bett. „Ich höre also.“
„Heute war ein Franzose bei dir.“
„Ja. Und?“
„Hat er dir schon öfter beigewohnt?“
„Schon einige Male.“
„Er ist also ein zufriedener Freier?“
„Das will ich meinen. Bisher war noch jeder meiner Freier mit mir zufrieden. Wollt Ihr Euch wirklich nicht einmal selbst davon überzeugen?“ Sie präsentierte eine entblößte Schulter.
„Vielen Dank, ein andermal vielleicht. Der Franzose! Gibt es feste Zeiten, wann er erscheint?“
Sie überlegte kurz. „Eigentlich nicht.“
„Hm! Vielleicht hast du ein wenig Einfluss darauf, wann und wie oft er dir beiwohnt?“
Ottilia spreizte mit einem verführerischen Lächeln die Hände. „Warum sollte ich mir derartige Mühen aufbürden?“
Heinrich zupfte ein Ledersäckchen aus seinem Gewand, in dem Münzern klimperten. „Warum nicht?“, lautete seine Gegenfrage.
Ottilias Lächeln wurde noch breiter. „Selbstverständlich helfe ich Euch. Sagt mir nur, was ich tun muss.“
„Vor allem musst du den Mund zu halten über das, was ich dir nun offenbaren werde.“
„Eine Verschwiegenere als mich werdet Ihr schwerlich finden.“
„Glaub mir: Ich merke es gleich, wenn mich jemand belügt.“
„Niemals würde ich Euch belügen, edler Herr.“
„Außerdem darfst du keine Angst kennen bei dem, was ich von dir verlange.“
„In meinem Gewerbe hat man keine Angst mehr.“
„Also gut, Ottilia. Hör mir zu ...“
    1) Scherpstraße: die heutige Annastraße ; (zurück zum Text)

16. Kapitel
    Trotz seines gestrigen Stimmungshochs waren die Bäume für den Dorfherrn nicht mehr in den Himmel gewachsen, wie er schon bald schmerzlich hatte feststellen müssen. Der Pfeilschuss ins Schwarze hatte nur kurzfristig seine Lethargie besiegt. Zwar war er – kraftstrotzend, mit einem neuen Selbstgefühl beseelt und jeglicher Drohung widerstehend – sogleich losgezogen, um seinen Ermittlungen weiter nachzugehen, doch Neues hatte er auch in seinem euphorischen Zustand nicht in Erfahrung

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