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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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es Gerhard gelungen, die Krönungsstadt vor dem Zorn der Päpstlichen und vor dem Kirchenbann zu bewahren – ein Kunststück, das der Quadratur eines Kreises gleichkam.
Gerhards Verdienste um die Stadt Aachen waren Legende. Vor allem als großer Gegenspieler der machtgierigen Jülicher hatte er sich hervorgetan. Als Graf Wilhelm von Jülich im Jahre 1334 eine Reihe von Aachener Geldverleihern auf seiner Nideggener Burg hatte festsetzen lassen, da es Unstimmigkeiten wegen eines Kredites gab, war es allein dem Verhandlungsgeschick des Ratsgesandten Gerhard zu verdanken gewesen, dass die Lombarden wieder auf freien Fuß gesetzt wurden.
Noch mehr Verhandlungsgeschick hatte es erfordert, das verpfändete „Aachener Reich“, also alle innerhalb der Bannmeile der Stadt gelegenen Dörfer, dem Grafen Wilhelm wieder zu entreißen. Kaiser Ludwig und später auch König Karl hatten auf diese Weise den Jülicher für seine Dienste entlohnen wollen; Gerhard Chorus indessen hatte die Regenten davon überzeugen können, dass dieses Vorgehen jeglicher Rechtsgrundlage entbehrte. Das „Aachener Reich“ blieb unangefochten bei der Stadt. Und Gerhard Chorus war somit endgültig zu einem Trauma für Wilhelm und das Haus Jülich geworden, zu einem Fanal für Widerstand und das Selbstbewusstsein der Städter.
Wilhelms großer Gegenspieler saß an diesem Nachmittag unter einem mit Heckenrosen bewachsenen Baldachin seines Gartens, als ein Diener ihm die Ankunft eines Jülicher Gesandten vermeldete. Gerhard befahl, ihn zu ihm in den Garten zu führen. Der Diener nickte und entfernte sich, um kurze Zeit später durch einen mit Blattwerk gänzlich umkränzten Laubengang erneut mit dem Angekündigten zu erscheinen.
Noch nie in seinem Leben hatte Heinrich einen solch wundervollen Garten gesehen. Allerorten blühten Blumen. Bienen kreisten summend über die schachbrettartig angelegten bunten Beete. Der Duft von Blüten und Kräutern hing schwer in der Luft. Weiter hinten erhoben sich die Bäume eines üppigen Obstgartens, davor lag ein kleiner Teich, in dem zwei exotisch anmutende Vögel träge in der Sonne trieben.
Gerhard Chorus saß auf seiner Bank und hatte die Arme vor seiner Brust verschränkt. Er trug ein mit Goldfäden durchzogenes Surkot. Seine Augen waren wie im Schlaf verschlossen, als habe er die Ankunft der Männer noch nicht wahrgenommen. Heinrich musterte ihn neugierig. Ein sorgsam gestutzter weißer Bart schmückte Kinn und Oberlippe des Ritters. Trotz seines Alters wirkte er sehnig und robust. Obwohl er den Anschein teilnahmsloser Müdigkeit erweckte, ahnte Heinrich, dass Gerhards Sinne in Wirklichkeit – und vor allem in genau diesem Augenblick – so scharf waren wie der todbringende Zweihänder des Löwenmörders. Heinrich nickte unmerklich: Genauso hatte er sich den Schrecken der Jülicher vorgestellt.
Der Diener räusperte sich. „Herr, der Gesandte des Grafen ...“
„Danke.“ Gerhard öffnete seine Augen. „Setzt Euch, Heinrich.“ Und zum Diener gewandt: „Bring uns getrocknetes Obst und etwas Wein.“
Heinrich nahm Platz auf einer gegenüberstehenden Bank. „Ihr kennt meinen Namen?“, wunderte er sich.
„Nichts bleibt mir verborgen, Jülicher.“ Seine Worte klangen keineswegs prahlerisch. Der unterdrückte Seufzer, den er ausstieß, ließ eher darauf schließen, dass er es als Last empfand, über alles und jeden unterrichtet zu sein. „Unser werter Bürgermeister van Punt hat mir von Euch berichtet“, fuhr er erklärend fort. „Und da Ihr nicht Hartmann von Birgel seid – denn ihn kenne ich gut –, könnt Ihr nur dessen Begleiter sein.“ Er schaute ihm tief in die Augen. „Ein wunderschöner Sommertag, nicht wahr? Was führt Euch zu mir?“
Heinrich hielt seinem durchdringenden Blick stand. „Der stille Wunsch, Aachens berühmten Sohn einmal kennenzulernen. Und die Hoffnung, dass Ihr Dinge wisst, die unserer Aufmerksamkeit bislang entgangen sind.“
Gerhards Mundwinkel umspielte ein mildes Lächeln. „Auch ich vermag Euch nicht zu sagen, wer der Mörder unter dem Kapuzenmantel ist. Es sei denn, man ist geneigt, den Liedern der Spielleute Glauben zu schenken ...“
„ Nächtens sieht man Köpfe rollen, die Stadt in größter Not. Der Geist des Grafen schreit nach Rache, man stirbt den Löwentod! – Verzeiht meinen schlechten Gesang, Herr. Aber es fällt mir schwer zu glauben, dass der Geist des alten Wilhelm in der Stadt sein Unwesen treibt.“
„Tatsächlich?“ In gespielter Verwunderung erhob

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