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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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Tochter.
„Ja, Mutter. Ich träume.“
„Auf dass deine Träume sich erfüllen.“
Jutta lächelte und deutete mit dem Kinn auf ihre Ziehtochter. „Ich kann mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen“, erklärte sie versonnen. „Und auch ein Leben ohne ...“
„Mathäus?“
Jutta nickte.
Eine Weile schwiegen die Frauen. Der Müller schmiedete finstere Pläne.
„Die Kleine scheint sich prächtig zu unterhalten“, sagte Heilwig schließlich. „Komm mit mir, Kind. Ein Tuchhändler aus der Stadt ist vorhin eingetroffen. Lass uns seine Ware ein wenig bestaunen.“
Dort, wo eben noch der Messaltar gestanden hatte, präsentierte der Händler den Frauen seine kostbaren Tuche. Von den Kindern abgesehen befanden sich augenblicklich nur wenige Menschen auf dem Hahndorn, waren doch die allermeisten zum Turnierfeld geströmt. Von dorther erschallte nun zunehmendes Jubelgeschrei.
„Die Entscheidung scheint zu nahen“, bemerkte Heilwig aufhorchend. „Der arme Mathäus.“
„Er hat es bald überstanden“, lachte Jutta.
Inzwischen hatte ein Fremder den Hahndorn erreicht. Der Mann – er war noch recht jung – trug einen leichten Waffenrock. Unbemerkt von den Erwachsenen hatte er sich zu der lauschenden Kinderschar vor der Puppenbühne gesellt. Seine Aufmerksamkeit aber galt keineswegs dem Puppenspiel, vielmehr ließ er den Blick suchend durch die Menge der jungen Zuschauer schweifen. Endlich glaubte er, fündig geworden zu sein.
„He, du! Du heißt Maria, nicht wahr?“
Die Kleine erschrak vor den kalten Augen des Fremden. Dennoch nickte sie zaghaft.
„Ich kenne dich. Du gehst gerne in den Wald, stimmt’s?“
Marias Furcht wich der Neugier. „Im Wald wohnt eine Fuchsfamilie“, erklärte sie entzückt.
„Ich weiß. Aber deine Eltern haben es dir verboten, sie zu besuchen.“
„Ja, leider.“
„Familie Fuchs hat Nachwuchs bekommen, wusstest du das schon? Komm, ich zeig dir die jungen Füchse. Sie sind sehr drollig.“
„Aber ich darf nicht ...“
„Sicher darfst du. Ich bin ja bei dir!“ Er nahm sie bei der Hand und zerrte sie mit sich fort.

    Atemlose Spannung lag über dem Turnierfeld. Der fünfte Pfeil des Dorfherrn stach etwa zwei Handbreit neben der markierten Mitte der Scheibe. Die Runden Nummer drei und vier waren – wenn auch nur denkbar knapp –, unter dem ohrenbetäubenden Geschrei des Publikums an ihn gegangen. Entgegen allen Wetten hatte der Burgvogt nicht ein einziges Mal die Mitte getroffen. Diese unerklärliche Schwäche des Meisterschützen hatte den Wettbewerb wieder spannend gemacht. Als Paulus seinen letzten Pfeil in die Sehne spannte und zum finalen Schuss ansetzte, der alles entscheiden würde, waren die eben noch tobenden Zuschauer so still, als lauschten sie einer Grabrede.
Paulus war totenbleich. Beinahe erschien es Mathäus, der Burgvogt sei zu erschöpft, um über seine Fehlschüsse ernsthaft wütend zu sein. Wieder schien er zu wanken, schien es ihm große Mühe zu bereiten, sich auf den Beinen zu halten, die mit Stroh gefüllt waren anstatt mit Muskeln und Knochen.
Dann der Schuss.
Ewigkeiten schwirrte der Pfeil durch die Luft, bis er dem Blickfeld der Leute entschwand.
Nur allmählich begriff man, was geschehen war: Der letzte Pfeil des Burgvogtes hatte die Scheibe verfehlt.
„Betrug“, stammelte der Burgvogt und suchte seinen Schemel auf.
Der Jubel, der aufbrandete, musste bis Aachen zu hören sein. „Ich wusste, dass Ihr ihn schlagen könnt, Herr!“, schrie Dietrich mit geballten Fäusten. Er führte einen ungestümen Freudentanz auf, hüpfte von einem Bein auf das andere und stieß dabei den Tisch um. Die Krüge und Trinkpokale fielen polternd zu Boden.
Weitere Gratulanten eilten herbei, unter ihnen Friedrich und Rikalt. Zahllose Hände klopften seine Schulter. Mathäus entzog sich ihnen mit einer fadenscheinigen Entschuldigung.
„Dietrich“, zischte er und zog den Diener unsanft beiseite.
„Herr?“
„Warum hast du den Tisch umgestoßen?“
„Ein Versehen, Herr.“
„Tatsächlich? Oder wolltest du in Wahrheit Beweise beseitigen?“
„Herr, ich ...“
Der Dorfherr hob drohend einen Finger. Seine Augen funkelten böse. „Du hast mich belogen, Kerl.“
„Hab ich nicht.“ Dietrichs Empörung hielt sich in Grenzen.
„Du hast also dem Burgvogt kein Schlafmittel in den Wein gerührt?“
Mit gesenktem Blick schüttelte Dietrich den Kopf.
Mathäus atmete tief. „Na schön, du warst es eben nicht, hast mich also nicht belogen.“ Er fasste den Diener unterm Kinn und

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