Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
Vom Netzwerk:
Jutta setzt ihren Weg fort.
Der Glockenklang verstummt. Gesang schwebt zu ihr herüber. Der Gesang von Nonnen, die den Herrn preisen. Jutta folgt ihren hellen Stimmen, die ihr die Furcht nehmen. Vor ihr wachsen die Mauern eines Gebäudes in die Höhe. Ein Turm, dessen Spitze sich im Nebel verliert. Vor einem hölzernen Portal steht eine Gestalt. Ein Mann, groß und erhaben. Er trägt ein weißes Gewand; ein langer Bart wallt auf seine Brust herab.
„Lieber Gott! Bist du es etwa?“, flüstert Jutta ergriffen. Sie sinkt auf die Knie.
„Ich bin es.“ Seine Stimme ist klar und ruhig und fest. „Erhebe dich und sag mir, was du begehrst.“
Sie richtet sich wieder auf; ihre Hände sind wie zum Gebet gefaltet. „Ich möchte dir dienen, Herr. Bis zu meinem Tod.“
Jutta glaubt ein Lächeln im göttlichen Antlitz zu erkennen. „Mir dienen? Wirklich? Dein Eifer macht mich glücklich.“
„Du weißt, es war schon immer mein Wunsch. Nun bin ich gekommen, um ihn zu erfüllen.“
Der Mann mit dem langen Bart nickt verstehend; dennoch scheint er plötzlich nachdenklich zu sein. „Aber was ist mit Mathäus?“, fragt er mit einer Sanftheit, die der jungen Frau durch Mark und Bein geht. „Du liebst ihn doch, nicht wahr?“
„Mehr als mein Leben“, gesteht Jutta und senkt ihren Blick.
„Und dennoch willst du meine Braut werden?“
In seiner Stimme liegt kein Vorwurf. Deshalb wagt Jutta es erneut, dem Allmächtigen ins Gesicht zu sehen. „Ja, mein Herrgott. Mein Leben will ich dir geben. Und ...“, sie schluckt, „um etwas bitten will ich dich.“
„Trage mir nur deine Bitte vor.“
„Maria! Du weißt, sie wurde gewaltsam aus unserer Mitte gerissen. Bitte, gib, dass sie noch lebt. Dass sie heil nach Hause zurückkehrt.“
„Ein Opfer also willst du bringen, wenn Maria am Leben bleibt.“
„Es ist kein Opfer, dir zu dienen. Vielleicht ist es der Weg der Entscheidung, den du mir auf diese Weise zeigst.“
„Sagt ihr Menschen nicht selbst, dass meine Wege unergründlich sind?“
„Ja, Herr. So sagt man.“
„Wenn ich also die kleine Maria am Leben lasse – wer will sie durchs Leben begleiten? Wer will ihr geben, was nur eine Mutter ihr geben kann? Etwa eine Nonne, die hinter den Mauern eines Klosters lebt?“
Jutta ringt hilflos ihre Hände. „Nein, Herr. Aber meine Eltern könnten ...“
„Deine Eltern? Haben sie nicht schon Mühsal genug auf sich geladen in ihrem arbeitsreichen Leben?“
„Ja, Herr.“
„Erkennst du nun den Weg, den ich dir bestimmt habe?“
„Ach, es ist so schwer zu begreifen, Herr. Immer wollte ich deine Dienerin werden. Und jetzt ...“
„Du liebst einen Mann. Ein Kind braucht dich. Das ist die Aufgabe, die dir bestimmt ist. Auch auf diese Weise kannst du meine Dienerin sein.“
„Aber ich träume doch nur“, erklärt Jutta und breitet fragend die Arme aus. „Wie kann ich einem Traum folgen?“
„Bin ich nicht dein Gott?“, sagt der Allmächtige. Erstmals schwingt etwas wie Strenge in seiner Stimme mit. „Dein Gott ist kein Traum!“
„Vergib mir, Herr.“
„Für die Menschen ist es leicht, Vergebung zu erlangen. Und für dich ist es leicht, dem Drängen deines Herzens nachzugeben. Ich werde über dich wachen, auch in finsteren Tagen. Über dich, über Maria, über deinen Mann, über die Menschen. Vergiss nicht: Ich bin bei euch, alle Zeit ...“
Jutta starrt auf die Stelle, wo eben noch ihr Herrgott gestanden hat. Nun ist er fort, verschwunden, wie von Engeln fortgetragen. Das Kloster der Nonnen – der Erdboden hat es verschluckt. Allmählich beginnt der Nebel sich zu lichten. Jutta erschrickt, als sie merkt, dass sie sich im Nichts befindet.
Im Nichts.

    Jutta fuhr hoch. Mathäus griff nach ihrer Hand. Ihre Finger verflochten sich.
„Du hast geträumt, Liebste.“
Es dauerte ein paar Herzschläge, bis Jutta begriff, wo sie sich befand. Wie erleichtert sank sie zurück auf das Lager und bedachte Mathäus, der neben ihr lag, mit einem liebenden Blick. Wie oft hatte sie schon in seinen Armen gelegen, doch noch nie hatten ihre Körper sich vereinigt. Wie oft schon hatten sie einander begehrt, doch stets hatte kein Geringerer als der Herrgott selbst zwischen ihnen gestanden. Zumindest bis vor wenigen Augenblicken ...
„Du hast geträumt“, wiederholte Mathäus und führte ihre Hand zum Mund, um sie zu küssen.
„Nein, es war kein Traum!“
Mathäus sah sie fragend an, doch Jutta schüttelte nur den Kopf. „Hast du ein wenig Schlaf gefunden, Liebster?“
„Schlafen? Ich

Weitere Kostenlose Bücher