Merry Christmas, Holly Wood
Jeans und einen schlichten schwarzen Kaschmir-Pullover heraus, nahm sich ihre Kosmetiktasche mit hinüber zu dem kleinen Spiegel an der Wand und schminkte sich dezent, nur ein wenig Mascara und Lipgloss. Logan hatte sie schon in ihrem schlechtesten Licht gesehen, ein wenig Farbe im Gesicht würde Wunder wirken.
Sie lachte leise in sich hinein. Sie konnte selbst kaum glauben, dass sie sich bis jetzt nicht zurecht gemacht hatte, obwohl sie längst die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Doch sie war so beschäftigt gewesen mit den Vorhängen und es war ihr auch danach beim Abendessen nicht sehr wichtig erschienen, aus den bequemen Klamotten rauszukommen. Beinahe hatte sie sich schon an sie gewöhnt, doch der folgende Anlass brauchte ein wenig zusätzliche Hilfe.
Als sie fertig war, betrachtete sie sich und war einigermaßen zufrieden, auch wenn ihre Haare nicht gestylt waren – sie hatte sie einfach zu einer strammen Schlaufe gebunden.
Und jetzt werde ich zu ihm gehen und mir endlich Gewissheit verschaffen. Wenn er nichts von mir will, gut, aber dann soll er es mir wenigstens endlich ins Gesicht sagen.
Leise trat sie aus ihrem Zimmer und stellte erleichtert fest, dass – wie sie es sich gedacht hatte – schon alles schlief. Das Haus war still und dunkel. Sie wagte nicht, das Licht im Flur anzuknipsen, schlich sich also im Dunkeln die Treppe hinunter, wobei sie sich ihren kleinen Zeh am Geländer stieß und sich ganz schön zusammenreißen musste, um nicht laut los zu schreien.
Unten schlüpfte sie nur schnell in die Stiefel von Deb und warf sich ihren Mantel über, und schon war sie aus dem Haus. Einen Moment lang fürchtete sie, dass, sobald sie den Türgriff runter drückte, ein Alarm angehen würde, doch das würde natürlich nicht geschehen. Diese Leute besaßen nicht einmal einen Fernseher, da hatten sie doch keine aufwendige Alarmanlage.
Als sie den Weg ums Haus herum ging, stellte sie mit Verwunderung fest, dass sie das Fernsehen nicht einmal vermisst hatte. Seit zwei Tagen war sie nicht in der Medienwelt gewesen, und doch hatte sie es überlebt. Sie hatte weder Kontakt zu Kendra gehabt noch zu Chuck. Es waren mehrere Nachrichten auf ihrer Mailbox, doch die hatte sie bisher nicht einmal abgehört. New York war so weit weg – New York konnte warten. Was allerdings nicht warten konnte, war ihr Herz. Es musste endlich Gewissheit haben.
Wie sich das nun wieder anhörte, als sei sie seit Jahren verliebt in Logan und wollte endlich erfahren, ob er ihre Liebe erwiderte, dabei kannte sie ihn erst seit dem Vortag. Und doch war da eine Vertrautheit zwischen ihnen, auch wenn sie ganz tief im Verborgenen lag, aber in den unerwartetsten Momenten zum Vorschein kam, die es ihr unmöglich machte, zurück in ihren Alltag zu gehen, ohne näher nachgeforscht zu haben, was sie bedeutete.
Draußen war es dunkel, nur wenige Straßenlampen und der Mond erhellten ihr den Weg. Oh je , dachte sie, als sie auf der kleinen Straße stand, in welche Richtung sind wir vorhin gegangen? Sie sah sich um und war sich nicht sicher, doch als sie auf ihr Innerstes hörte, fand sie die richtige Richtung und kam bald an Pearls Haus vorbei. Etwa fünfzig Meter weiter fand sie das Haus von Logan. Sie erkannte es an dem Santa Claus aus Holz, der neben der Vordertür stand und sie herbeiwinkte.
„Hi, Santa. Na, wie geht`s? Und, was denkst du, soll ich es wagen?“
Santa sah sie ermutigend an, woraufhin sie lächelte und klingelte.
Als sie drinnen Schritte auf der Treppe hörte – jemand kam von oben herunter –, war sie sich gar nicht mehr so sicher, ob sie das Richtige tat.
„Steh mir bei, Santa“, bat sie den dicken Mann, der stocksteif dastand.
Was würde sie hier erwarten? Ein wütender Logan, weil sie ihn so spät noch störte? Ein wütender Logan, weil sie es überhaupt wagte, bei ihm zu klingeln, obwohl er es mehr als deutlich gemacht hatte, dass er nicht mehr von ihr wollte. Oder vielleicht ein gnädiger Logan, der sie erhören würde? Ein freudiger Logan, der die Tür öffnen und sie in die Arme nehmen würde?
Die Tür ging auf und er stand vor ihr, nur in Jeans und einem schwarzen Tanktop bekleidet, ein Outfit, das einige Tattoos freilegte, von denen sie natürlich nichts gewusst hatte und mit denen sie niemals gerechnet hätte.
Als er sie sah, war er überrascht, das konnte sie sehen, damit hatte er nun wieder nicht gerechnet. Er kratzte sich am Hinterkopf und trat einen Schritt zur Seite, um sie einzulassen.
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