Merry Christmas, Holly Wood
Neues gibt in Manhattan, was los ist in der Modeszene. Ich verpasse wahrscheinlich die bedeutendsten Ereignisse und die heißesten Weihnachtspartys. Wie soll ich nur bis zum Wochenende meine Kolumne fertig schreiben, wenn ich nicht einmal die neuesten Trends der Stars verfolgen kann? Was ist, wenn Jennifer Lopez auf einer Party ein weißes Federnkleid trägt mit goldenen Akzenten oder wenn Lady Gaga nur mit einer Schneeflocke bedeckt irgendwo auftaucht, und ich nicht darüber berichte, ich in dieser Einöde nicht einmal davon erfahre? Ich werde schneller abgeschrieben sein, als dass ich meinen schon abblätternden Nagellack entfernt habe.
Sie war ganz in ihren Gedanken und in ihrem Elend versunken, als sich plötzlich die Tür öffnete. Erschrocken sah sie auf. Kein anderer als Logan stand mitten im Türrahmen und starrte sie im Dunkeln an.
„Oh Gott, tut mir leid“, sagte er, als er erkannte, wer da saß. Sofort war er weg und schloss die Tür wieder.
Holly verzog das Gesicht. Schlimmer konnte es doch nicht mehr kommen, oder? Zum Glück war es dunkel und er hatte wahrscheinlich nicht allzu viel von ihr auf dem Klo gesehen, peinlich war es trotzdem.
Als sie glaubte, dass sie sich nun raus trauen konnte, öffnete sie die Tür einen kleinen Spalt. Es war niemand zu sehen, soweit man in der Dunkelheit überhaupt von „sehen“ sprechen konnte, also machte sie sich auf, zurück in ihr Zimmer. Doch weit gefehlt … wer kam um die Ecke und stieß beinahe mit ihr zusammen? Ganz genau, wieder einmal Logan!
Er starrte sie an, sah an ihr herunter, betrachtete sie von Kopf bis Fuß. Und das ging diesmal sogar sehr gut, denn er hielt eine kleine Petroleumlampe in der Hand. Wie vor hundert Jahren , schoss es ihr wieder einmal durch den Kopf.
„Okay, wie peinlich kann es noch werden?“, fragte sie ihr Gegenüber.
Logan grinste sie wieder mit diesem unwiderstehlichen Grinsen an, das ganz gewiss Millionen von Frauen zum Dahinschmelzen fänden, wenn sie ihn nur kennen würden. Was aber an diesem Ort sicher nicht passieren würde, hier würde er nur mit Elsie, der Nichte von Tante Trudie, hängenbleiben. Dabei hatte er so viel Besseres verdient. Jemanden wie mich , ertappte sie sich bei ihren eigenen Gedanken.
Dann wurde ihr wieder bewusst, wie sie aussah – Oma-Nachthemd, Stricksocken, wirres Haar, ungeschminkt – und sah ihre Hoffnungen schwinden. Und wie er sie ansah, nämlich sichtlich amüsiert, machte das ganze Übel nur noch schlimmer.
„Ach, wieso? Ich finde es ganz nett, einen weiblichen Gast im Haus zu haben.“
„Ja, das kann ich mir denken. Es macht dir bestimmt Spaß, dich über mich lustig zu machen.“
„Ach was, ich mache mich doch nicht lustig. Du siehst entzückend aus.“ Er grinste weiter.
„Haha … ich freue mich, zu deiner Unterhaltung beigetragen zu haben. Ich werde jetzt wieder schlafen gehen und erst aufwachen, wenn der verdammte Schnee geschmolzen ist und ich weiterfahren kann.“
„Nein, das geht nicht.“
„Was soll das denn heißen?“ Sie sah ihn überrascht an.
„Na, weil meine Mom bereits Frühstück macht und uns unten erwartet.“
„ Sind denn etwa alle schon wach?“, fragte sie erstaunt.
„Aber natürlich. Meine Eltern sind Frühaufsteher, meine Mom wirbelt schon wieder durchs ganze Haus. Und ich konnte nicht schlafen mit dem Wissen, dass eine fremde Frau sich im Haus befindet.“
„Du machst dich schon wieder lustig ...“
„Ich würde es niemals wagen.“ Er lachte. „Also, was ist, kommst du mit runter?“
„Etwa so?“, fragte sie und zeigte auf ihr Outfit.
„Warum nicht?“ Er grinste schon wieder so breit, dass sie es nicht länger aushalten konnte.
„Ich komme gleich nach, ich will mir nur schnell was anderes anziehen“, sagte sie und verschwand im Zimmer, von wo aus sie Logan noch lachen hören konnte.
Sie zündete die Kerze an, die Deb ihr auf den Tisch gestellt hatte und zog sich die Sachen an, die für sie bereitlagen. Ein weiterer selbstgestrickter Pullover, diesmal rot-weiß gestreift, und dieselbe Jeans vom Vortag. Deb hatte ihr gesagt, dass sie selbst vor fünfzehn Jahren einmal hineingepasst hatte, was bedeutete, dass sie so was von old-school war, dass Holly damit in New York nicht einmal den Müll runtergebracht hätte. Doch hier blieb ihr keine andere Wahl.
Ihre eigene schwarze Designerhose war dahin, total durchnässt, inzwischen zwar vor dem Kamin
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