Merry Ex-Mas
würde sie sagen, dass Lily Swan angefangen hatte, ihrer eigenen Propaganda zu glauben.
Aber Cecily wurde ja nicht gefragt, und selbst wenn, hätte sie nichts gesagt. Und auch jetzt hätte sie eigentlich das Thema nicht angeschnitten, wenn Ella nicht so ausgesehen hätte, als ginge es ihr richtig schlecht. Diesen Gedanken konnte Cecily einfach nicht ertragen.
„Ich weiß nicht“, sagte sie. „Ich finde, wenn man keine Träume hat, ist das Leben doch gar nicht lebenswert.“ Sie hatte davon geträumt, nach Hause zu kommen und sich ein neues Leben aufzubauen, und das hatte bisher auch prima geklappt.
Nur Liebe spielte in ihrem neuen Leben keine Rolle mehr. Damit hatte sie zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. Daran musste sie sich regelmäßig erinnern, und zwar immer dann, wenn sie Luke Goodman traf, den Produktionsmanager bei Sweet Dreams. Außerdem musste sie sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass sexuelle Anziehungskraft nicht gleichbedeutend mit Liebe war, und zwar wenn sie Todd Black begegnete, dem Mann, dem das Man Cave gehörte, eine schäbige Kneipe am Stadtrand.
Ella trank ihren Martini aus. „Es hat einfach nicht sein sollen. Mims hatte recht.“
Mütter wissen immer alles besser? Nein, Lily Swan hatte ihrer Tochter einfach einer erstklassigen Gehirnwäsche unterzogen. Die sie zuallererst natürlich selbst genossen hatte: Sie hatte Ella eingeredet, dass ihre Tochter etwas sehr viel Besseres verdient hätte als Jake. Wenn Ella es auf Reichtum und Status abgesehen hätte, hätte das vielleicht sogar gestimmt. Aber so war ihre Freundin nicht gestrickt. Hoffentlich erkannte sie das noch rechtzeitig, bevor eine andere Frau daherkam, Jakes zerbrochenes Herz auflas und ihn sich schnappte.
Für Charly verging der Abend wie im Fluge. Gegen halb zehn taten ihr die Füße weh. Nichts Neues. Um halb zehn schmerzten ihre Füße immer. Ein paar Gäste waren noch da, tranken einen Kaffee, genossen das Dessert oder einen Absacker. Doch der Großteil der Gäste war weitergezogen oder hatte sich in die Bar begeben, die zum Restaurant gehörte. Im Speiseraum war nur noch gedämpftes Stimmengewirr zu hören, und ab und zu das Klirren von Besteck auf den Tellern.
Abgesehen von den müden Füßen war dies die Zeit am Abend, die Charley am liebsten war. Die hektische Abendessenszeit war vorüber, und sie konnte sich darüber freuen, dass sie den Gästen einen erinnerungswürdigen Abend mit köstlichem Essen bereitet hatte, an dem sie feiern und mit anderen Menschen zusammen sein konnten.
Essen. Das war der Mittelpunkt des Lebens. Vom Staatsessen bis zum Essen im kleinen Familienkreis, das gemeinsame Einnehmen von Mahlzeiten war ein wesentlicher Bestandteil des Lebens, der zur menschlichen Begegnung beitrug. Und es gab der Liebe zusätzliche Würze. Wenn man sein Gegenüber über einen schön gedeckten Tisch ansah, musste man sich doch einfach verlieben. Und wenn die Geschmacksnerven zum Leben erwachten, weil ein Schokoladendessert oder ein Krabbensoufflé auf der Zunge zerging, kamen auch alle anderen Sinne ins Spiel. Es hatte schon seinen Grund, warum es hieß: Liebe geht durch den Magen.
Bestimmt gab es Leute, die meinten, sie würde nur ein Restaurant besitzen. Doch Charley wusste es besser. Sie nahm Anteil am Leben anderer Menschen.
Heute Abend hatte sie sogar einen ziemlich großen Anteil abbekommen. Sie lächelte, als sie an die Jugendliche dachte, die die ganze Zeit SMS geschrieben hatte, als sie mit den Eltern hereinkam. Auf dem Weg nach draußen war sie doch tatsächlich stehen geblieben, um ihr zu sagen, wie gut ihr der Blaubeerkuchen geschmeckt hatte. Als Charly an das verliebte Pärchen dachte, das Hand in Hand das Restaurant verlassen hatte, wurde ihr Lächeln noch breiter. O ja, es war ein erfolgreicher Abend, dachte sie, als sie die schmutzigen Teller auf einem Tablett stapelte.
Gerade hatte sie es hochgehoben, um es in die Küche zu bringen, als ein kalter Windhauch durch die Tür hereinblies. Charly hob den Kopf, um zu sehen, wer der Spätankömmling war. Ihr blieb fast das Herz stehen, und das Tablett rutschte ihr vor Schreck aus den Händen. Mit einem lauten Poltern zerbarsten die Teller und Gläser auf dem Boden. Gütiger Himmel! Das konnte doch nicht wahr sein.
Doch leider war es wahr. Da stand der Geist der vergangenen Weihnacht. Ihr Ex.
4. KAPITEL
Fassungslos starrte Charley ihren Exmann an. Die unterschiedlichsten Gedanken schossen ihr durch den Kopf: Was macht er hier? Habe ich
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