Merry Ex-Mas
über die Liebe, zusammen mit dieser Keyboardspielerin, die anderen die Männer ausspannte. Oder er saß an einem Tisch, trank Cola und flirtete mit irgendeinem Cowgirl, das in hautengen Jeans steckte. Das war sein Leben – unterhaltsam, glamourös und verantwortungslos. Und während er flirtete und Gitarre spielte, musste sie sich mit undichten Wasserabflüssen herumärgern.
Es war gut, dass sie aus dieser Beziehung raus war. Beim nächsten Mal würde sie sich klüger anstellen, wenn sie sich einen Mann aussuchte. Vielleicht sollte sie sich einen Klempner suchen.
Eigentlich hatte sie erwartet, dass der Anruf auf Jakes Mailbox auflaufen würde, doch er antwortete nach dem zweiten Klingeln. „Alles in Ordnung?“
Warum dachte er sofort, dass etwas nicht in Ordnung wäre? O ja. Sie rief ihn an. „Der Wasserablauf unter dem Wasserhahn in der Küche ist undicht. Ich wollte dir nur kurz Bescheid sagen, damit du ihn nicht benutzt, wenn du nach Hau… zurückkommst.“ Nach Hause wäre die falsche Wortwahl gewesen. Dieses Haus war kein Zuhause mehr. „Ich rufe morgen den Klempner an.“ Vielleicht konnte er sie noch am selben Tag irgendwie dazwischenschieben. Das würde ihr gut passen, denn montags blieb ihr Laden geschlossen.
„Lass das bleiben“, sagte Jake.
„Wir können es doch nicht so lassen.“ Niemand würde ein Haus kaufen wollen, das langsam, aber sicher verfiel.
„Ich weiß. Ich repariere es.“
Jake war nicht gerade der weltbeste Heimwerker. Im letzten Sommer hatte er einen ganzen Stapel Kanthölzer verbraucht, nur um eine einzige Stufe der Verandatreppe zu reparieren. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.“
„Hey, jeder Mann kann einen undichten Wasserablauf reparieren“, empörte er sich. „Ich sehe nicht ein, dafür einen Klempner zu bezahlen.“
Und sie würde definitiv nicht die Gesamtrechnung übernehmen. „Okay“, meinte sie. „Aber du machst es gleich morgen früh, okay?“ Ihr Makler, Axel Fuchs, hatte ihr geraten, immer darauf zu achten, dass der Zustand des Hauses stets tipptopp war. Man wusste ja nie, wann vielleicht potenzielle Käufer vorbeikommen würden.
„Ich mach’s morgen“, sagte Jake. „Mach dir keine Sorgen.“
Keine Sorgen machen? Das würde ihr höchstens gelingen, wenn sie ein Bernhardiner wäre.
6. KAPITEL
Richard war Geschichte. Das sollte auch so bleiben, und genau das würde Charley ihm beim nächsten Mal, falls er wie der Geist der vergangenen Weihnacht noch einmal auftauchen sollte, auch sagen. Es war absolut nicht Ordnung, so einfach aus dem Nichts im Leben seiner Ex aufzukreuzen, nachdem die sich gerade endlich von ihrem Groll befreit (na ja, zumindest zum Großteil) und ihr Leben wieder im Griff hatte. Genau das würde sie ihm sagen, entschied sie, während sie sich schminkte.
Es war Montag, und das Restaurant hatte geschlossen. Montags machte sie sich sonst eigentlich nie die Mühe, sich zu schminken.
Wütend betrachtete sie ihr Spiegelbild. Warum tust du das?
Aus Stolz. Sie wollte, dass Richard sie nur von ihrer besten Seite sah, wenn sie ihm sagen würde, dass er sich gefälligst aus dem Staub machen sollte.
„Du Lügnerin“, schalt sie sich. „Du willst nur, dass er dich von deiner besten Seite sieht, Punkt, aus.“
Charley warf die Wimperntusche in ihr Kosmetiktäschchen und verließ das Bad.
Montagmorgens blieb sie immer zu Hause. Vormittags kümmerte sie sich um die Wäsche und tummelte sich auf Facebook. Nach dem Mittagessen las sie meist ein wenig oder schaute sich irgendwelche Kochsendungen im Fernsehen an, bevor sie sich auf den Weg ins Fitnessstudio machte, um sich auf dem Laufband auszupowern. Oder sie holte sich eine Kleinigkeit aus der Bäckerei – das machte auf jeden Fall mehr Spaß als das Laufband.
Doch heute Morgen wollte sie nicht zu Hause herumhängen. Wenn Richard einen Überraschungsangriff plante, würde er das Fort verlassen vorfinden. Sie könnte ihre letzten Weihnachtseinkäufe erledigen. Sich mal wieder bei Gilded Lily’s umschauen, bei Hearth and Home oder im Mountain Treasures. Oh, und zum Mittagessen würde sie sich eine leckere Bratwurst im Big Brats gönnen. Anschließend könnte sie noch bei Sweet Dreams vorbeischauen und Samantha Hallo sagen. Oder einen Abstecher ins Gingerbread-Haus machen und sich ein paar Lebkuchen gönnen.
Sie setzte sich die Mütze auf, die Ella ihr gestrickt hatte. Dann griff sie nach ihrem Wintermantel.
Gerade als sie die Haustür öffnete, kam Richard die
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