Merry Ex-Mas
Flasche für sich allein.
„Okay, was ist los?“, fragte Cass, sobald die Frauen im Wohnzimmer saßen und mit Drinks und Snacks versorgt waren.
„Richard ist wieder da.“ Charley nahm eines von Cass’ Lebkuchenmännchen und biss ihm den Kopf ab.
Cass ließ fast ihr Weinglas fallen. „Was?“
Charley nickte. Der nächste Körperteil des Lebkuchenmannes verschwand.
„Warum ist er zurückgekommen?“, wollte Cass wissen. „Was will er?“
„Mich“, antwortete Charley.
„Dich? Er hat dich wegen einer anderen Frau verlassen! Sag ihm, er soll sich zum Teufel scheren“, riet Samantha ihr.
Cass hätte es nicht besser formulieren können. „Das sehe ich genauso.“
„Also hat er Ariel verlassen?“, fragte Cecily.
„Er meint, das alles wäre ein Fehler gewesen.“
Das sagten Männer immer, wenn man sie mit heruntergelassenen Hosen erwischte. Cass runzelte die Stirn. „Ein noch größerer Fehler wäre es, ihn wieder zurückzunehmen.“
„Das machst du auch nicht, oder?“, fragte Samantha.
„Auf keinen Fall.“ Charley schüttelte entschieden den Kopf.
„Kluge Entscheidung“, meinte Cass. Charley besaß die Art von endlos langen Beinen, die Männer dazu brachten, ihr hinterherzustarren. Außerdem hatte sie herrlich langes Haar und war eine liebenswerte und starke Persönlichkeit. Sie hatte es nicht nötig, einen Loser zurück in ihr Leben zu lassen.
„Hast du ihm das gesagt?“, wollte Samantha wissen.
„Natürlich.“
„Warum ist er dann immer noch hier?“, hakte Samantha nach.
Inzwischen machte Charley dem zweiten Lebkuchenmann den Garaus. „Er meinte, so schnell würde er nicht aufgeben.“
„Ach herrje“, kommentierte Ella und verdrehte die Augen.
„Wie kommt es eigentlich, dass Männer dich nur wollen, wenn du sie nicht willst?“, brummte Charley.
„Weil sie Idioten sind“, erklärte Cass.
„Nicht alle“, murmelte Samantha.
„Blake stellt die Ausnahme von der Regel dar“, beruhigte Cass sie.
„Es gibt auch noch andere Ausnahmen“, fügte Cecily hinzu.
„Du meinst zum Beispiel Luke Goodman?“, neckte ihre Schwester sie.
„Genau“, stimmte Cecily mit neutraler Stimme zu.
Ella seufzte. „Wieso stehen wir immer auf die bösen Jungs?“
Charley seufzte ebenfalls. „Weil wir Masochisten sind?“
„Böse Jungs habe irgendetwas“, überlegte Cecily sehnsuchtsvoll, doch als sie sah, dass ihre Schwester die Stirn in Falten zog, untersuchte sie hastig eine ihrer Haarsträhnen nach gespaltenen Spitzen.
„Ja, genau, sie haben etwas Böses“, erklärte ihre Schwester streng. „Männer wie Richard und Todd Black bedeuten nichts weiter als Liebeskummer.“
„Ich habe gar nicht von Todd geredet“, verteidigte Cecily sich, errötete aber gleichzeitig.
„Ich aber“, erwiderte Samantha.
Cecily nahm eine Handvoll Popcorn. „Ich weiß ja nicht, wie es mit euch ist, aber ich könnte jetzt gut den Film anschauen.“
Cecily hatte recht: Es machte keinen Spaß, wenn Samantha die herrische ältere Schwester herauskehrte, und gerade tat sie genau das. Cass stellte den Film an.
Während sich die Handlung entfaltete und das Leben des fiktionalen Jack Campbell nachzeichnete, musste Cass unwillkürlich über ihre eigenen Lebensentscheidungen und über Mason nachdenken. Was wäre, wenn ihnen ein Ausblick auf eine glücklichere Zukunft vergönnt gewesen wäre, eine Zukunft, in der sie zusammen geblieben und als beste Freunde gelebt hätten, statt so wie jetzt als Gegner?
Ach, letztlich war es doch egal. Sie und Mason hatten ihre Entscheidungen getroffen, und kein hipper Engel würde in ihrem Leben auftauchen, um ihnen eine zweite Chance zu gewähren. Die beste Aussicht, die sich ihr bot, war die auf die Hochzeit ihrer Tochter. Eine Hochzeit, die ohne Pannen verlaufen sollte. Wozu gehörte, dass sie selbst sich höflich und zuvorkommend verhielt. Wenn ihr das gelang, käme das schon einem Wunder gleich.
Was für ein schöner Film. Und was für eine schöne Art, die Weihnachtszeit zu beginnen. Als der Film endete, hatte Ella Tränen in den Augen. Sie weinte immer, wenn sie solche Filme sah. Bei traurigen Filmen kamen ihr die Tränen, weil ihr die armen Leute so leidtaten. Gab es ein Happy End, vor allem bei romantischen Filmen, weinte sie, weil das alles so überwältigend hoffnungsvoll war. Irgendwo da draußen in der realen Welt konnte es doch auch passieren, dass ein Mann wieder zur Vernunft kam und feststellte, dass er gar nicht in die weite Welt hinaus musste, um
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