Merry Ex-Mas
verfänglichen Situation befunden. Aber die Worte auf der Seite drangen nicht in ihr Bewusstsein vor. Stattdessen grübelte sie über Charleys Frage nach. Glaubst du, dass Menschen sich ändern können?
Schließlich gab sie es auf zu lesen und entschied, dass sie eine neue Schaufensterdekoration brauchte.
Die hatte sie gerade fertig, als ihre Mutter vorbeikam. Mims kümmerte sich sonntags um den Laden, damit Ella einen Tag freinehmen konnte, aber auch während der Woche kam sie öfter vorbei. Heute war sie ganz in Schwarz gekleidet, abgesehen von dem braunen Kaschmirmantel, den sie über dem Pullover mit dem V-Ausschnitt und der Hose aus Wollstoff trug. Mit einem Schal von Hermès und Goldschmuck unterstrich sie ihr Outfit. Damit und mit den perfekt frisierten und gefärbten blonden Haaren sah sie aus wie eine moderne Grace Kelly.
„Hübsche Schaufensterdeko.“ Sie nickte zu Ellas Werk. „Wann hast du das gemacht?“
„Gerade eben. Es war ziemlich ruhig.“
„Die Ruhe vor dem Touristenansturm am Wochenende“, sagte Mims. „Wie ich sehe, hat jemand die Perlenkette gekauft.“ Mims registrierte alles. „Du solltest lieber gleich eine neue Kette rauslegen, damit keine Lücke entsteht.“
Natürlich, das hätte sie sofort machen sollen. So gut sie auch war, es passierte ihr doch leider immer wieder einmal, dass sie etwas vergaß. Schnell lief sie nach hinten, um eine Kette aus dem Lagerraum zu holen. Dieses Mal entschied sie sich für eine mehrreihige Kette, die in Rottönen gehalten war. Sie passte optimal zur Weihnachtszeit. Die würde sich jetzt in der Adventszeit bestimmt schnell verkaufen lassen.
Mims folgte ihr. „Ich dachte, du hättest vielleicht Lust, heute Abend ins Schwangau zu gehen. Ich habe gehört, dass es ein paar neue vegetarische Gerichte gibt.“
„Ich kann heute Abend nicht.“
Ihre Mutter sah sie verwundert an. „Warum nicht? Du willst doch sicher nicht mit … dieser Person im Haus bleiben?“
Schon während der ersten sechs Monate, als Ella mit Jake zusammen gewesen war, hatte ihre Mutter ständig seinen Namen vergessen. Mal war er James, dann Jack oder manchmal sogar George. Jetzt schien Mims große Freude daran zu haben, seinen Namen überhaupt nicht mehr in den Mund zu nehmen. Ella war sich nicht sicher, warum, aber es störte sie.
„Ich werde nicht mit Jake zu Hause bleiben“, sagte sie und betonte dabei seinen Namen ganz besonders „Aber ich habe schon andere Pläne fürs Abendessen.“
„Ach ja?“ Jetzt begannen Mims’ Augen interessiert zu funkeln. „Mit wem?“
„Axel Fuchs.“
„Axel.“ Mims dachte einen Moment über diese Information nach. „Er sieht nicht schlecht aus.“ So wie Mims das sagte, klang es, als hätte ihre Tochter ausnahmsweise einmal Geschmack bewiesen. „Ich habe gehört, dass er im nächsten Jahr für das Bürgermeisteramt kandidieren will.“ Das, gepaart mit Axels weltmännischem Gehabe, war in den Augen von Mims sicherlich eine gewinnbringende Kombination.
War es das auch für Ella? Sie war sich nicht sicher. Aber Axel sah wirklich gut aus, und mit ihm auszugehen war definitiv besser, als zu Hause herumzuhocken und über ihre gegenwärtige Lage zu lamentieren.
„Er fährt einen Lexus“, fuhr Mims fort.
Na, damit war die Sache ja geritzt. Axel war der Fang des Jahres. Ella konnte ihren Widerwillen nicht verbergen. Als sie die Kette aufhängte, verzog sie das Gesicht.
„Was ist schlecht daran, wenn man mit einem Mann ausgeht, der Ambitionen hat?“, wollte Mims von ihr wissen.
„So ein richtiges Date ist das, glaube ich, gar nicht. Wir wollen zusammen essen und überlegen, wie wir das Haus schneller verkaufen können.“
„Was für eine fadenscheinige Ausrede“, spöttelte Mims. „Natürlich ist das eine Verabredung. Was ziehst du an? Ich hoffe, nicht dieses Outfit. Du siehst aus wie eine Verkäuferin.“
Sie war eine Verkäuferin. Ella zuckte mit den Schultern, machte sich aber nicht die Mühe, darauf zu antworten.
„Wo geht er mit dir hin?“
„Ins Schwangau.“
Mims nickte zustimmend. „Du könntest die Pilzlasagne probieren und mir hinterher erzählen, wie sie schmeckt. Und zieh das kleine Schwarze an, das ich dir zu Weihnachten geschenkt habe.“
„Ich dachte eigentlich an etwas Legereres.“
„Nicht zu leger. Damit bringst du Männer nur dazu zu geizen.“
„Ich brauche keinen Mann, der ein Vermögen für mich ausgibt“, protestierte Ella.
Ihre Mutter bedachte sie mit einem langmütigen Blick. „Und
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