Merry Ex-Mas
Mantel und trat hinaus zu Axel, ohne ihm die Chance zu geben, ins Haus zu kommen. Das fehlte ihr gerade noch, dass Jake im Hintergrund herumlungerte und das fünfte Rad am Wagen spielte.
„Eine Frau, die pünktlich ist? Na, das ist ja wirklich beeindruckend“, erklärte Axel. Er musterte ihr Outfit. „Ella, du bist in vielerlei Hinsicht beeindruckend.“
Sein Blick verriet, was er dachte. Mist, Jake hatte doch recht gehabt.
Na und? Zur Abwechslung war es doch ganz nett, begehrt zu werden.
Als sie im Wagen saßen, entschuldigte Ella sich noch einmal für die letzte schreckliche Hausbesichtigung – besser gesagt, für die Hausbesichtigung, die nicht stattgefunden hatte.
„Keine Sorge“, meinte Axel. „Ich finde noch die richtigen Käufer für euch, versprochen. Aber heute Abend sollst du dich entspannen und Spaß haben.“
Unter Spaß verstand Axel die Ausstellung eines einheimischen Künstlers im D’Vine Wines. Moderne Kunst. Als Ella sich umschaute, blieb ihr fast der Käse im Hals stecken, der ihnen gereicht worden war.
Was sollte sie von einem Bild halten, das einen Weg zeigte, der von Bäumen in den wildesten Farben gesäumt wurde und so aussah, als hätte ein Grundschulkind es gemalt? Am Ende des Weges stand eine nackte Frau mit einer Tulpe als Kopf. Und hier hing das Bild einer roten Couch, die sich über vier Leinwände erstreckte. Allerdings konnte man die Couch wegen des schwarz-weißen Gekritzels, das über das ganze Bild verteilt war, kaum erkennen. Auf Ella wirkte es so, als hätte jemand das Bild verunstalten wollen.
„Bemerkenswert, oder?“, fragte Axel, der neben ihr stand.
„Bemerkenswert“, wiederholte sie. Bemerkenswert albern.
Der Künstler, ein Mann in den Vierzigern mit sorgfältig auf zottig getrimmten Haaren, kam auf sie zu. Er trug einen alten grauen Pullover und eine Jeans. Wahrscheinlich bildete er sich ein, dass er damit wie ein Künstler aussah, vermutete Ella. Sie fand, er sah einfach nur schlampig aus.
„Dorian“, begrüßte Axel ihn. „Eine wunderbare Ausstellung.“
„Ich bin sehr zufrieden“, sagte der Mann. Und er sah wirklich sehr selbstzufrieden aus.
Ohne es zu wollen, verglich Ella ihn mit Jake. Wenn Jake ein Lied geschrieben hatte, war er immer ganz aufgeregt. Aber auch ganz bescheiden. „Glaubst du wirklich, dass es gut ist?“ Sie könnte wetten, dass diesem Mann niemals so eine Frage über die Lippen kommen würde. Auch gut. Das ersparte anderen den Gewissenskonflikt, ob sie lügen oder ehrlich antworten sollten.
„Das hier ist Ella“, sagte Axel.
Dorian musterte sie von Kopf bis Fuß. „Na, das ist ja mal ein Kunstwerk.“
„Danke“, murmelte Ella.
„Sie sollten mal für mich Modell stehen“, schlug er vor.
Damit sie nackt, mit einer Tulpe als Kopf, auf Leinwand gebannt werden konnte? Darauf hatte sie nun wirklich keine Lust. Außerdem … sie war nicht ihre Mutter. „Ich habe kein Interesse am Modeln.“
Er zuckte mit den Schultern. „Schade.“ Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Axel zu. „Ich habe das perfekte Bild für dich. Hast du schon New Day gesehen?“
„Nein, zeig es uns“, erwiderte Axel. Er wirkte so gierig, als hoffte er darauf, gleich auf einen versteckten Schatz zu stoßen.
Mit den Weingläsern in den Händen folgten sie Dorian in eine Ecke des Raumes zu … O nein! Das war doch wohl nicht sein Ernst, oder? Ungläubig starrte Ella auf das primitive Bild, das eine blutrote Sonne zeigte, die über einem gelbgrünen Giftmüllfluss aufging.
„Das nenne ich Aussagekraft“, sagte Axel ergriffen.
Ja, es sagte aus: Nimm Pepto-Bismol, bevor du mich ansiehst .
Axel nickte und deutete zu dem Bild. „Du hattest recht. Ich glaube, das muss ich haben.“
Das sollte wohl ein Witz sein. Ella blickte verstohlen auf den Preis. Ein ziemlich teurer Witz.
„Na, kenne ich deinen Geschmack, oder was?“, fragte Dorian.
„Sag Bridget, sie soll es für mich reservieren. Ich hole es mir morgen ab“, versprach Axel.
Dorian schlenderte, auf der Suche nach einem neuen Opfer, davon, und Ella wandte sich an Axel. „Gefällt dir das wirklich?“
„Aber sicher. Dir nicht?“
Sie könnte vielleicht lernen, Jazz zu mögen. Sie könnte sich sogar dazu aufraffen, einige Klassiker zu lesen. Aber das hier? Sie schüttelte den Kopf.
„Man lernt moderne Kunst zu schätzen, wenn man die Symbolik verstanden hat“, belehrte Axel sie. Stimmte das, oder plapperte er nur etwas nach, was er irgendeinen anderen Idioten hatte sagen
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