Merry Ex-Mas
hören, der ebenfalls ein überteuertes Bild gekauft hatte?
„Glaub mir, die Kunstwerke dieses Mannes hängen eines Tages im MOMA.“
„Wo?“
„Im Museum of Modern Art in New York.“
Oh, in dem Museum. Na gut, sie war ungebildet. Vielleicht sollte sie sich mal ein bisschen über moderne Kunst schlaumachen.
„Zu Hause habe ich ein paar tolle Bilder hängen. Warum fahren wir nicht einfach dorthin? Ich zeige sie dir und gebe dir eine kleine Lektion in moderner Kunst.“
Ella war überzeugt davon, dass er mehr im Kopf hatte als eine Nachhilfestunde in moderner Kunst.
„Okay“, antwortete sie. Warum nicht? Sie war nicht mehr verheiratet. Sie war bereit für eine neue … Lektion.
Axels Haus war ein großes, modernes Gebäude, das vorwiegend aus riesigen Glasfenstern zu bestehen schien. Das Wohnzimmer war mit Parkett ausgelegt, auf dem teure Perserteppiche lagen, auf denen wiederum edle, moderne Möbel standen, die eher dazu einluden, sie zu bewundern, als dass man es sich in ihnen gemütlich machen konnte. Und dort, über dem ebenso ungemütlich wirkenden Kamin, hing ein großes Gemälde, auf dem absolut … nichts zu sehen war. Es handelte sich einfach um eine weiße Leinwand.
„Äh, wartet das noch auf Inspiration?“, fragte sie.
Axel lachte leise. „Es trägt den Titel Vakuum “, meinte er und stürzte sich in eine ausschweifende Erklärung.
Seufzend meinte sie: „Auf mich wirkt es so, als würde die Leinwand darauf warten, dass endlich jemand etwas mit ihr anstellt.“ Gleichzeitig fragte sie sich, ob Axel sie selbst wohl auch so sah. Versuchte er, etwas mit ihr anzustellen, sie geistig zu erziehen?
„Na ja“, meinte er. „Kunst ist nun einmal subjektiv.“ Er setzte sich auf das Sofa, das nicht gerade einladend wirkte, und klopfte auf den Platz neben sich. „Wenn du dich hinsetzt und es eingehend betrachtest, bist du bestimmt überrascht, was du alles siehst.“
Ella gehorchte, betrachtete eingehend die weiße Leinwand und sah … nichts. Was, wie sie fand, nicht sonderlich überraschend war. Genauso wie es sie überhaupt nicht überraschte, als Axel beschloss, sie zu küssen.
Der Kuss war nicht unbedingt schlechter als die, die sie von einem gewissen Exmann bekommen hatte, und er löste auch all die richtigen Empfindungen an all den richtigen Stellen aus. Aber gleichzeitig verspürte sie einen gewissen Widerwillen, und eine Stimme in ihrem Inneren protestierte und fragte: Was tust du hier?
Abrupt löste sie sich von Axel. „Es tut mir leid, Axel. Ich kann nicht.“
„Oh, natürlich, ich verstehe. Du bist noch dabei, deine Scheidung zu verarbeiten. Aber du solltest wissen, dass nicht alle Männer Schweine sind und sich so wie dein Exmann verhalten. Du kannst mir vertrauen.“
Das hatte Jake auch gesagt. Vielleicht sollte man als Frau überhaupt keinem Mann trauen? „Ich glaube, ich brauche mehr Zeit“, sagte sie. Bestimmt war das das Problem.
„Verständlich“, stimmte Axel zu, ließ aber seinen Arm auf ihren Schultern ruhen.
Einen Moment lang saßen sie schweigend da und schauten auf das Gemälde mit dem Nichts, das über dem Kamin hing, der steril wirkte.
„Je länger man es betrachtet, desto besser gefällt es einem, oder?“, fragte er schließlich.
Das konnte sie nur hoffen.
Für Charley war der Tag wie in einem Rausch vergangen, und als schließlich der letzte Gast das Zelda’s verließ, war sie fix und fertig. In den letzten vierzehn Stunden hatten sie und Richard unglaublich unter Strom gestanden. Also nahm Charley sich nun eine Flasche Wein aus der Bar, schnappte sich zwei Gläser und lud ihn ein, sich mit ihr an den kleinen Tisch hinten in der Küche zu setzen, wo sonst die Mitarbeiter ihre Pause machten.
Seufzend schlüpfte sie aus den Schuhen, und Richard folgte ihrem Beispiel. Während Charley den Wein einschenkte, ließ Richard sie nicht aus den Augen. „Du hast den Tag gerettet“, bedankte sie sich, nachdem sie ihm ein Glas gereicht hatte.
„Nein, wir haben den Tag gerettet„, korrigierte er sie und hob das Glas zum Anstoßen. Er trank einen großen Schluck, lehnte sich zurück und musterte Charley. „Was willst du morgen machen?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Zusehen, ob ich Harvey aus der Flasche herausholen kann, in der er sich verkrochen hat.“
„Damit er dir noch einmal dasselbe antun kann?“
„Oh, keine Sorge, ich werde mich umgehend auf die Suche nach einem Ersatz für ihn machen.“ Harvey konnte sich glücklich schätzen, wenn
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