Merry Ex-Mas
und die Stadt zu erkunden. Aber sie schafften es, alle satt zu bekommen. Anschließend mussten sie sich auf den Abend vorbereiten, und als das erledigt war, blieb Charley gerade noch eine Stunde Zeit, um nach Hause zu flitzen, sich frisch zu machen und sich etwas anzuziehen, was für den Empfang der wichtigen Gäste am Abend angemessen war. Gerade rechtzeitig, um die Türen zu öffnen, war sie wieder im Restaurant, und als der Bürgermeister mit seinen Gästen eintraf, war im Zelda’s alles so, wie es sein sollte.
„Wir freuen uns sehr auf das Essen, Charley“, sagte Bürgermeister Stone zu ihr, als er das Restaurant betrat, eine pummelige Blondine an seiner einen und seine Schwester Darla an der anderen Seite.
„Es wird Ihnen bestimmt gefallen“, erwiderte Charley.
Und das würde es auch. Richard hatte es geschafft, eine Gans aufzutreiben – von der zwar keine dreißig Leute satt würden, aber es reichte, um daraus ein Gänsesoufflé zu zaubern. Außerdem hatte er einen saftigen Hochrippenbraten erstanden. Dazu gab es das Wintergemüse, das Harvey versprochen hatte, einen Krabben-Artischocken-Salat und einen Brotpudding (der war schneller zuzubereiten als ein Feigenpudding) mit Rumsoße.
Wie ein edler Ritter war Richard angeritten gekommen und hatte ihren Tag gerettet. Wer hätte das gedacht? Anscheinend waren Exehemänner doch zu etwas nütze.
Gerade trat Jake mit einem Hot Dog in der Hand aus der Küche, als Ella die Treppe herunterkam. Missbilligend schaute er auf ihren kurzen Rock und den eng anliegenden schwarzen Pullover. Dazu trug sie Wildlederstiefel, goldene Ohrringe und ein Armband sowie einen hübschen Schal von Hermès.
„Du siehst aus wie eine Nutte“, informierte er sie. „Gehst du wieder mit diesem Lackaffen aus?“
Oh, was fiel ihm ein! „Nur weil Axel keine Cowboystiefel trägt und nicht hilfloses Wild abknallt …“
„Nur als Nahrung“, warf Jake ein.
„Wie auch immer. Deshalb ist er noch lange kein Lackaffe. Und ich sehe nicht aus wie eine Nutte.“
„Da bin ich wohl fast einem Irrtum aufgesessen. Was meinst du denn, was dem Mann durch den Kopf geht, wenn er dich so sieht?“
„Vielleicht haben nicht alle Männer so eine schmutzige Fantasie wie du“, konterte Ella.
„Glaub mir, das haben sie.“
„Axel ist ein Gentleman, und anders als gewisse andere Leute hat er sich unter Kontrolle.“
„Auch ich habe mich unter Kontrolle!“
Ja, das konnte man an seiner Stimme hören, die dem Gebrüll eines Löwen glich. „Jaja. Und ich kann anziehen, was ich will, und mich verabreden, mit wem ich will. Immerhin habe ich damit gewartet, bis wir geschieden waren“, fügte sie hinzu. Das konnte sie sich einfach nicht verkneifen.
„Ich habe nie etwas mit irgendwem gehabt!“
Oh, bitte . „Na ja, jetzt kannst du machen, was und mit wem du willst, genau wie ich“, sagte sie. Eigentlich hätte es sie glücklich machen sollen, dass sie das sagen konnte. Aber leider war das nicht der Fall.
„Na gut.“ Er machte eine resignierte Handbewegung. „Geh doch mit diesem Lackaffen aus. Aber ich kann dir sagen: Der will sowieso nur das eine.“
Ella weigerte sich, diese Bemerkung mit einer Antwort zu würdigen. Und sie weigerte sich, mit Jake im Wohnzimmer zu bleiben, während sie auf Axel wartete. Kurz entschlossen ging sie in die Küche, um dort nach dem Rechten zu sehen.
Überrascht sah sie sich um. Es stand kein Senfglas auf dem Tisch, und der war sogar abgewischt worden. Auch im Spülbecken standen ausnahmsweise mal keine schmutzigen Teller. Jake hatte es sogar sauber gemacht.
„Weißt du, ich bin kein totaler Chaot.“
Als sie sich umdrehte, sah sie Jake, mit Tiny an seiner Seite, im Türrahmen stehen. In letzter Zeit fühlte sich Tiny anscheinend bei Jake am wohlsten. Kein Wunder. Jake war immer zu Hause, fütterte ihn mit Leckereien und machte ihn dick.
Jake war immer der Unordentlichere von ihnen gewesen. Wenn man sich jetzt die Küche ansah, würde man das jedoch gar nicht vermuten. Offenbar war ihm – genauso wie ihr – inzwischen auch sehr daran gelegen, das Haus zu verkaufen, damit er schnell verschwinden konnte. Eigentlich sollte sie sich darüber freuen, doch aus unerfindlichen Gründen tat sie es nicht. Vielleicht würde sie ja nie wieder glücklich sein.
Du bist glücklich, schalt sie sich und entschied, dass sie nur fest daran glauben musste.
Es klingelte, und hastig drängte Ella sich an Jake vorbei und eilte durch den Flur. Sie schnappte sich ihren
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