Merry Ex-Mas
ihm stand Andy, der für Salat und Dessert zuständig war, ein hagerer Typ, ebenfalls in weißer Jacke. „Es sind keinerlei Vorräte da“, informierte er sie.
Charley marschierte zum Kühlraum und riss die Tür auf. Das Einzige, was sie sah, waren leere Metallregale, riesige Eimer mit Mayonnaise und Senf, Knoblauch, Schalotten, Plastikbehälter mit Soßen und Dressings sowie die Wagen mit leeren Metalltabletts. Aber weder Gemüse noch Fleisch. Bruno hatte es ihr ja gesagt, aber sie hatte es nicht glauben wollen.
Einen Moment lang stand sie einfach nur da und starrte auf all die leeren Regale. Dann verließ sie den Kühlraum wieder. Und dort, in der Mitte der Küche, standen ihre zwei Trantüten von Angestellten, schauten sie an und warteten auf ihre Befehle.
Prompt machte sie kehrt, ging wieder in den Kühlraum und schloss die Tür hinter sich. Und weil sie eine Frau der Tat war, raufte sie sich die Haare und schrie. Dann marschierte sie wieder zur Tür. Sie würde einfach mit dem Kopf dagegenschlagen, bis ihr das Hirn herausfiel. Hirn zum Abendessen, hahaha.
Gerade wollte sie ihren Plan in die Tat umsetzen, als die Tür geöffnet wurde.
Von Richard.
„Entschuldige, aber ich muss gerade mal meinen Kopf in den Ofen stecken“, sagte sie und wollte an ihm vorbeigehen.
Er griff nach ihrem Arm, zog sie zurück in den Kühlraum und schloss die Tür. Nicht gerade der wärmste Ort für eine heißblütige Unterhaltung, aber Charley war schon so in Rage, dass sie sich der Kälte kaum noch bewusst war.
„Du musst dich zusammenreißen“, sagte er.
„Von wegen mich zusammenreißen. Nein. Ich muss Harvey zerreißen!“
„Harvey ist Geschichte. Als Erstes musst du jetzt mal eine Liste von den Sachen machen, die du brauchst.“
Was sie brauchte? Sie brauchte all ihre Lieferungen. Und einen Küchenchef, der das bestellte Menü für heute Abend vorbereitete. „Ich brauche …“, resigniert hob sie die Hände, „… alles! Ich brauche ein Wunder. Am besten bringe ich Harvey um und serviere seinen Kopf auf einem silbernen Tablett. Heute Abend ist das große Essen des Bürgermeisters, und es ist absolut nichts da!“
Richard umfasste ihre beiden Oberarme. „Charley, beruhige dich. So kenne ich dich ja gar nicht.“
„Tja, das ist jetzt mein neues Ich“, zischte sie.
„Na, dann solltest du schleunigst dein altes Ich wieder hervorholen und dich beruhigen“, sagte er streng und zog sie aus dem Kühlraum. „Lass uns überlegen, wie wir die Sache retten können.“
Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Sicher. Du hast recht.“
„Okay. Hast du dich beruhigt?“
Sie nickte. „Ich bin total cool. Nenn mich Icepack.“ Wie sollte sie nur dieses Chaos wieder in Ordnung bringen?
„Gut. Also, zuallererst: Was wolltet ihr den Gästen des Bürgermeisters heute Abend servieren?“
Sie erklärte es ihm und bemühte sich dabei, nicht so hysterisch zu klingen, wie sie sich fühlte.
Als sie geendet hatte, sagte er: „Okay. Wir müssen das Menü ändern.“
„Warte mal einen Minute“, erwiderte sie. „Du musst mir nicht helfen. Das hier ist nicht dein Problem.“
„Weiß ich. Ich möchte aber helfen.“
„Dann bezahle ich dich dafür.“ Das Letzte, was sie wollte, war, bei ihrem Ex in der Schuld zu stehen.
„Sei nicht albern.“ Er nahm ein Klemmbrett und begann, im Kühlraum Bestandsaufnahme zu machen. Natürlich gab es nicht viel aufzuschreiben, also war Richard innerhalb kürzester Zeit wieder draußen. Verdammt, wahrscheinlich würde man sie, noch ehe dieser Tag vorbei war, in einer Zwangsjacke abführen müssen.
Richard dagegen blieb völlig gelassen. Während Charley sich ausmalte, wie sie Harvey aufspürte, um ihn dann mit einem gefrorenen Lachs zu erdolchen, ging Richard auf die Jagd nach einem Menü für den Abend. Er telefonierte mit einigen Küchenchefs aus den anderen Restaurants der Stadt und schlüpfte problemlos wieder in die Rolle des Küchenchefs des Zelda’s. Trotz aller Probleme stellte er ein Menü für den Abend zusammen, schrieb eine Einkaufsliste, rief ihre Zulieferer an und brüllte Bruno und Andy Befehle zu. Dann schickte er sie zum Supermarkt, um erst einmal das Nötigste einzukaufen.
Charley ließ sich mitreißen, schrieb das neue Menü und druckte es aus. Dann half sie Richard und dem Rest der Mannschaft, alles vorzubereiten. Die Mittagszeit war hektisch. Massen von Touristen kamen hereingeströmt, hungrig nach einem Vormittag, den sie damit verbracht hatten zu shoppen
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