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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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idiotisches Mädel meldet sich, die nie von Colonel Ryder gehört hat. Dann sagt sie, vielleicht ist er in der Zentrale, und ich sage, ja, das stimmt, und mir wird klar, daß ich das Stadtbüro von NatSich angerufen habe, und ich frage sie, ob sie mich nicht durchstellen kann, und sie erwidert, nein, und will mir die Nummer der Zentrale unten in South Forest geben, und ich lege auf, weil ich sie bereits habe, und unternehme einen neuen Anlauf.
    »Colonel Ryder ist im Augenblick nicht erreichbar. Vielleicht rufen Sie später noch einmal an. NatSich dankt für Ihren Anruf.«
    Ich habe einen verdammten Computer an der Strippe. Ich schreie in die Sprechmuschel, irgendwas, um die Aufmerksamkeit der Stromkreise zu erregen.
    »Guten Morgen. NatSich AG. Kann ich Ihnen helfen?«
    »Sind Sie ein verdammter Computer?«
    »Nein, Ma’am.«
    »Sind Sie ein verdammter Computer, der programmiert ist zu sagen, er sei kein verdammter Computer?«
    »Nein, Ma’am.«
    »Woher weiß ich, verflucht, daß Sie die Wahrheit sagen?«
    »Ich weiß es nicht, Ma’am.«
    »…Mein Name ist Harriet Kahn-Ryder.« Sie wird das anhand meines Stimmabdrucks und meiner Eurocard bereits wissen, aber ich sage es ihr dennoch. »Ich möchte meinen Bruder sprechen, Colonel Ryder. Colonel Daniel Ryder. Ihr Computer sagt, er sei nicht erreichbar.«
    »Das werde ich nachprüfen, Anrufer.« Tastengeklapper. »Colonel Ryder ist im Außendienst tätig. Er ist im Südwesten auf Tour.«
    »Ich habe letzten Donnerstag unter dieser Rufnummer mit ihm gesprochen.«
    »Colonel Ryder ist am Montag weg, Ma’am. Er inspiziert NatSich-Einrichtungen. Er wird eine Woche weg sein.«
    »Wie kann ich ihn erreichen?«
    »Ich weiß es nicht, Ma’am. Er könnte überall sein.«
    »Ich muß ihn sprechen. Es ist dringend.«
    »Er stellt sich den Stundenplan selbst zusammen. Auf diese Weise bleiben die Einrichtungen stets hellwach. Er könnte überall sein.«
    »Überall im verfluchten Südwesten, meinen Sie.«
    »Überall im Südwesten.«
    »Geben Sie mir eine Nummer. Um Gottes willen, geben Sie mir eine Nummer. Irgendeine Nummer.«
    »Das kann ich nicht, Ma’am. Tut mir leid. Wir wollen die Zweigstellen nicht vorwarnen.«
    »Ich muß mit ihm reden.«
    »Versuchen Sie es Sonntag bei ihm daheim, Ma’am. Sie haben die Nummer? Sie lautet…«
    »Ich habe die Nummer meines eigenen Bruders, Sie bängliche kleine Scheißerin. Ich muß jetzt mit ihm sprechen. Jetzt. Nicht am Sonntag. Jetzt… Hallo? Sind Sie noch dran? Antworten Sie mir! Um Christi willen, antworten Sie mir!«
    »Ich kann Ihnen wirklich nicht weiterhelfen, Anruferin.«
    »Dann verbinden Sie mich mit jemandem, der’s kann. Verbinden Sie mich mit jemandem, der’s kann.«
    Schweigen.
    »Guten Morgen. Kundendienst. Kann ich Ihnen helfen?«
    Ich lege auf. Wenn’s um Kundendienst geht, kenne ich mich aus. Bei Unikhem, im Institut, gleich wo, ist der Kundendienst die Stelle, wo der Kreis beginnt und wieder endet. Sie übermitteln nie etwas. Sie sind gut ausgebildet.
    Ich lege auf, schnappe mir den Stapel ungelesener PIPS-Ausdrucke neben dem Telefon, stopfe ihn in Marks Kamin und zünde ihn an. Er brennt so rasch weg, daß die blauen Delfter Kacheln am Kamin nicht mal warm werden. Ich rufe bei Danno zu Hause an. Bert Breitholmer habe ich einmal gesehen, aber ich habe nie mit ihm gesprochen, vielleicht wird er mir sagen, wie ich Danno erreichen kann. Sein Telefon klingelt. Bert und Danno stehen einander sehr nah. Weiß er, daß mein Bruder der Karate-Killer ist? Sein Telefon klingelt und klingelt. Ich werfe den Hörer auf die Gabel. Er fällt zu Boden, und ich jage ihn, trete ihn wohl im Zimmer umher.
    Ein anderes Telefon klingelt. Ich stehe am Vorderfenster und sehe hinaus. Ich fürchte, Bilder von Danno zu sehen, wie er goldene Ringe in die Schuhe toter Mädchen steckt, aber ich sehe lediglich die Nacht. Ein weiteres Telefon klingelt. Ich laufe los, um den Anruf in meinem eigenen kleinen Zimmer entgegenzunehmen. Katzen mit durchschnittenen Kehlen, wunderschöne Töchter. Ich schmeiße das Telefon hin, und bald werden keine mehr übrig sein. Es ist elf Uhr morgens.
    Maggi ruft vom Institut aus an. Die Fernsehleute möchten einen Termin mit mir festmachen, für einen Rohschnitt des Hormo-Films. Vielleicht werde ich gebraucht, um mit Kommentaren zu überbrücken. Ich sage ihr, sie solle ihnen sagen, daß sie irgendwann im kommenden Jahr noch mal anrufen sollen. Sie glaubt, ich mache Witze, und sagt zu mir, ich sei kommende

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