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MERS

MERS

Titel: MERS
Autoren: D.G. Compton
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und machte dann kehrt.
»Sind Sie unsere neue Nachmittagsschicht?«
    »Ja, Colonel. Schwester Eimer, Colonel.« Sie hielt inne
und fügte dann verteidigend hinzu: »Ich bin auf Altenpflege
spezialisiert.«
    »Schön. Schön… Wir werden mal miteinander
reden.« Er stampfte mit den Füßen auf und blickte zur
Wohnung zurück. »Nur noch eines, Schwester. Sie sind neu
bei dem Fall. Commander Breitholmer hat sich das bei Frauen
zugezogen. Er möchte, daß Sie das wissen.«
    »Ja, Colonel. Es ist sehr traurig.«
    Bei Frauen, bei Männern, bei Sträußen, verdammt
-Bert gäbe einen Scheißdreck darum. Er war’s, Daniel,
der wollte, daß sie es wußte.
    »Wie geht’s ihm?«
    Sie wartete, bis er ihrem Blick begegnete. »Nicht gut,
Colonel.«
    »Nein. Aha. Ihm geht’s dieser Tage nie gut.«
    Er schritt weiter den Hügel hinab. An der Tür zum
Wohnblock warf er einen Blick zurück. Schwester Eimer stand noch
immer unter der Straßenlaterne und beobachtete ihn.
    Er schloß auf, trat ein und warf seine Mütze auf einen
Stuhl. Bert schlief zuviel. Für einen Sterbenden war Schlafen
Zeitvergeudung. Er rief laut: »Bin wieder da!«
    Er holte sich ein Bier aus der Küche und ging daraufhin in
Berts Zimmer. »Diese verdammten Weiber im Transportzentrum. Sie
haben die Bestellungen versaut. Natürlich hat mir das niemand
gesagt. Ich hab’s selbst rausfinden müssen. Deshalb bin ich
zu spät dran.«
    Berts Zimmer lag nach hinten hinaus, zum Wald. Daniel ging zum
Fenster und schaltete die Außenbeleuchtung an. Reihen von
Föhren sprangen aus der Dunkelheit heraus, deren Stämme
weiß in der Helligkeit wirkten und die steif den Hügel
hinter der Wohnung hinanstiegen. Eine Eule fiel aus einer Föhre,
schwang sich herab und entfloh dem Licht.
    »Ich hab das neue Mädchen oben an der Straße
getroffen. Schwester Eimer. Ich habe ihr ein Wörtchen
geflüstert. Sie hätte warten sollen.« Er steckte den
Kopf aus dem Fenster. »Faule Sau. Ich werd nachsehen, ob sie was
in Richtung Abendessen unternommen hat.«
    Er umschritt das Zimmer und wurde auf der Türschwelle zum
Stehenbleiben veranlaßt.
    »Sie ist keine Köchin, Colonel. Sie ist
Krankenschwester.«
    Daniel hob den Blick und sah hinüber, wie es Bert ging. Ihm
ging es gut, wie er da in seiner Konturliege lag.
    »Keine von denen is ne Köchin. Aber sie helfen immerhin
noch aus.«
    Er kehrte in die Küche zurück. Schwester Eimer hatte,
sehr dekorativ, einen Salat auf der Anrichte zurückgelassen.
Eine Suppe erwärmte sich, dem Geruch nach Hühnersuppe, und
etwas in Folie Gewickeltes lag im Ofen. Es sah aus wie die Forelle,
die Daniel bei seinem letzten Ausflug zum NatSich-Markt gekauft
hatte.
    Aus Berts Zimmer tönten Geräusche. Bert rief. Daniel
suchte nach Kartoffeln, die es zusammen mit dem Salat geben sollte,
und fand keine. Diese verdammten Krankenschwestern waren sich doch
alle gleich! Er holte Brot heraus und schnitt es in dicke Scheiben.
Was hatte es sie denn zu kümmern, wie er aß? Die dumme Kuh
Eimer hatte ihn nie zuvor gesehen – sie hatte den Tip von ihrer
Vorgängerin bekommen. Um Himmels willen, wenn er sich einen
Bauch anfressen wollte, dann würde er das tun, verdammt noch
mal!
    Die Geräusche aus Berts Zimmer wiederholten sich. Daniel
beugte sich um den Türrahmen. »Was hast du
gesagt?«
    »Ich habe gesagt, ich hatte heute nachmittag Besucher.
Zwei.«
    »Diese verdammten nutzlosen Ärzte. Wer sonst?«
    »Nicht den Arzt.«
    »Wen dann?«
    »Meine Frau und meine Tochter.«
    »Du hast keine Frau und keine Tochter.«
    »Ex-Frau. Du glaubst, viel von mir zu wissen, Colonel. Tust
du aber nicht.«
    Daniel kehrte in die Küche zurück. Es gab eine
Tochter – in jener Nacht in der PTG-Klinik hätte Bert sie
umgelegt, wenn er’s hätte tun müssen. In jener Nacht,
da sie die Bar aufgesucht hatten. Damals hatte es Daniel nicht
verstanden, aber er hatte es sich anschließend zusammengereimt.
Bert war aus dem Gleichgewicht geraten, weil er gewußt hatte,
daß er seine eigene Tochter umgelegt hätte, wenn er es
hätte tun müssen. Bert dachte darüber nach, was er
tat.
    Daniel rührte die Suppe um und kehrte daraufhin in Berts
Zimmer zurück. »Was hatten sie zu ihren Gunsten zu
sagen?«
    »Nicht viel. Sie haben ihr bestes getan. Sie haben mich
gefragt, wie es mir ginge. Sie haben mich gefragt, was mir denn
fehle.«
    »Pneumozystische Pneumonie.« Er kannte Berts Zustand in-
und auswendig. Der Arzt sagte diese Worte einfach gern.
»Opportunisten fangen sich das
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