Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MERS

MERS

Titel: MERS
Autoren: D.G. Compton
Vom Netzwerk:
ein.«
    »Vielen Dank, Colonel. Wenn ich ein Stichwort brauche, werd
ich’s sagen. Pneumozystische Pneumonie. Das habe ich ihnen
gesagt.«
    Daniel sah, wie es ihm ging. Ihm ging es gut. Hätte Schwester
Eimer nicht erwähnt, wenn eine Frau und eine Tochter dagewesen
wären?
    »Wie heißt deine Tochter?«
    »Chantal. Nicht Breitholmer – Chantal Hakkensen. Ihre
Mutter hat wieder geheiratet, und Chantal hat den Namen ihres
Stiefvaters angenommen.«
    Klang gut. »Wie alt ist sie?«
    »Hakkensen war Zivilist, Vertragshändler in meinem
ersten Camp. Frisches Gemüse, so was in der Art. Ich habe sie
auf einem Laster erwischt. Ich habe ihn nicht umgebracht, aber ich
hätte es fast getan. Sie hat mich verlassen und…«
    Daniel hieß ihn schweigen. Es gab Dinge, die er nicht zu
wissen brauchte. »Wie alt ist diese Chantal?«
    »Sie hat mich verlassen… und sie und Hakkensen haben
geheiratet… haben an dem Tag geheiratet, da er aus dem
Krankenhaus entlassen worden ist.« Bert keuchte. Er redete
zuviel. Der Arzt sagte, seine Lungen seien kräftig.
    »Du erschöpfst dich noch. Wie alt ist Chantal
jetzt?«
    »Acht? Neun?« Bert ruckte mit dem Kopf.
»Wenn’s um das verfluchte Alter von Kindern geht, bin ich
nicht gut. Acht oder neun.«
    »Ich werd dir deine Suppe holen.«
    Wieder in der Küche, schüttete Daniel die Suppe in Berts
Schnabeltasse. Die Tochter wäre in seinem Alter. Mindestens
sechsunddreißig. Er kostete die Suppe mit der Zunge. Bert
erinnerte sich des Mädchens, wie sie bei ihrer letzten Begegnung
gewesen war. Wie alt war Bert? Zweiundsechzig? Grob geschätzt
zweiundsechzig… Wußte NatSich etwas von der Tochter?
Vielleicht sollte sich jemand mit ihr in Verbindung setzen. Er
brachte die Suppe zu Bert hinüber.
    »Sie haben mir Süßigkeiten mitgebracht«,
sagte Bert. Er tastete auf seiner Bettdecke herum. »Ich
muß sie aufgegessen haben.«
    »Hier ist deine Suppe.«
    Daniel holte eine Serviette vom Tisch der Krankenschwester, hockte
sich neben das Bett, hielt Bert die Tasse an den Mund und steckte ihm
den Schnabel zwischen die Lippen. Er hob die Tasse an, und Suppe
tröpfelte Bert am Kinn herab. Er wischte sie mit der Serviette
ab. Bert hustete, warf den Kopf von Seite zu Seite und drückte
die Schnabeltasse weg. Bert hustete noch etwas, wobei ihm die Zunge
blau und angespannt heraushing. Daniel schob ihn nach vorn und
klopfte ihm auf den schmalen Rücken.
    Die Zunge zog sich zurück. »Dreckiges
Mistzeugs!«
    »Nein, ist es nicht. Ich hab’s probiert. Es ist
gut.«
    »Eines weiß ich, Colonel. Auf sie hätte ich mich
stürzen sollen. Nicht auf Hakkensen, auf sie. Kurz und
knapp, wie du.«
    Er bewegte erneut die Hand und stach mit steifen, knochigen
Fingern in die Luft.
    »Trink deine Suppe!«
    »Arschloch. Ich hab dir ’n Alibi verschafft dieses eine
Mal, als sie wegen dir gekommen sind.«
    »Ich hab gesagt, trink deine verfluchte Suppe!«
    Der Plastikschnabel klapperte an seinen Zähnen. Er trank
seine Suppe. Soviel, wie er sonst in einer Woche getrunken hatte.
Daniel legte ihn zurück auf sein Bett und nahm die Schnabeltasse
mit hinaus in die Küche. Er öffnete seine Forelle und
beschloß, sie für gar zu erklären. Er legte sie
zusammen mit den Brotscheiben, die er abgeschnitten hatte, auf einen
Teller und bestrich sie großzügig mit Butter. Dann stellte
er den Teller, die Salatschüssel, das Besteck und eine Dose
kalten Biers auf das Tablett und trug es in Berts Zimmer. Bert
schlief wieder, den Kopf zurückgelehnt, den Mund geöffnet.
Er schnarchte. Daniel setzte sich ans Fenster und stellte sich das
Tablett auf die Knie. Bert schlief zuviel. Daniel räusperte
sich, aber das Schnarchen ging weiter.
    Daniel löste das Rückgrat der Forelle heraus,
schälte sie ab und legte sie neben seinen Teller. Er
spießte ein Stück Fisch mit der Gabel auf und aß
einen großen Bissen vom Butterbrot. Er kaute.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte er, »über deine
Tochter. Über Chantal. Vielleicht sollte es ihr jemand
sagen.«
    Das Schnarchen ging weiter. Im Zimmer lag ein Geruch, der ihm
sagte, daß Berts Windeln gewechselt werden mußten. Er
warf einen Blick auf die Uhr – die Krankenschwester war vor
weniger als einer Stunde gegangen, und sie hatte ihn sauber
zurückgelassen. Armer, alter Bert.
    Sein Schnarchen war anders geworden. Er wimmerte jetzt, erwachte
und rollte die blinden Augen und schlug mit dem ganzen Körper
aufs Bett ein. Daniel fuhr hoch, wobei er die Sachen auf seinem
Eßtablett übers Zimmer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher