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MERS

MERS

Titel: MERS
Autoren: D.G. Compton
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Es
geht um Milliarden… Nicht das oberste Management, dort
würden sie es nicht wissen wollen. Irgend jemand weiter
unterhalb.«
    Ich zuckte die Achseln. Ich hatte für Unikhem gearbeitet.
Solchen ›Irgend jemanden‹ war ich nie begegnet, aber ich
war mir sicher, daß Milhaus existierte.
    Mark runzelte die Stirn. »Wer hat ihr gesagt, daß Annie
unten auf der Insel ist? Ich habe ihre Wanze abgewischt. Unikhem hat
es nicht gewußt. Wer hat es gewußt?«
    »Marton hat gesagt, es sei naheliegend. Der naheliegende
Ort.«
    Mark legte die Hände vors Gesicht. »Jesses! Wir haben
gedacht, Milhaus sei bei der Polizei. Wir haben gedacht, sie
würde die Heiligkeit der Stätte respektieren.«
    Er war wirklich fassungslos. Ich legte die Arme um ihn. »Das
spielt keine Rolle, mein Lieber. Gleich, was sie wollen, wir geben es
ihnen. Wir warten, bis sie uns anrufen und es uns sagen, und dann
geben wir es ihnen. Und wir erhalten Annie unversehrt
zurück.«
    Das Taxi näherte sich unserem Haus. Ich sah es durch die
Bäume. Auch die Stufen, worauf ich gestanden und gewinkt hatte,
als Mark und Annie Richtung Nomansland abgefahren waren.
    »Es ist schön, nach Hause zu kommen«, meinte ich.
»Wieviel Kaution hast du hinterlegen müssen?«
    »Gar nichts. Die Polizei hat die Anzeige wegen Erregung
öffentlichen Ärgernisses zurückgezogen.«
    »Was hast du ihnen erzählt?«
    »Ich habe ihnen nichts erzählt. Sie sind sehr nett
gewesen. Sehr verständnisvoll.«
    Kann man jemanden ent-umarmen? Ich ent-umarmte Mark. »Ich
habe ihnen wohl leid getan.«
    »So was ähnliches.«
    »Miststücke.« Aber das war nicht seine Schuld.
    »Du hast eine schlimme Zeit hinter dir. Du
bist…«
    »Das haben sie nicht gewußt.«
    Ich erinnerte mich daran, wie ihr Blick auf mir gelegen hatte, der
Blick von Vergewaltigern. Jahrelang hatte dieser Blick auf mir
gelegen, jahrelang habe ich so getan, als ob ich ihn nicht bemerken
würde. Killer. Karate-Killer. Danno…
    Das Taxi hielt an. Mark öffnete die Tür und wollte
aussteigen. Ich faßte ihn beim Arm. »Ich habe der Polizei
nichts von Danno gesagt.«
    »Ich weiß, altes Haus. Eins nach dem anderen. Machen
wir die Dinge doch nicht unnötig kompliziert.«
    Ich liebe meinen Mann. Er sorgt sich, und er ist schlau.
    Er stieg aus dem Taxi, und ich folgte. Während er mit dem
fetten Fahrer handelseinig wurde, ging ich den Pfad zum Haus hinauf.
Yvette hatte uns beobachtet – sie wartete in der offenen
Verandatür. Sie umarmte mich. Ich erinnerte mich, sie wegen des
Staubsaugers und vielleicht auch anderer Dinge angeschrien zu haben.
Es war eine gute Rückkehr nach Hause, wodurch seine Leere noch
schlimmer wurde. Aber Annie wäre auf keinen Fall hiergewesen.
Die Stille hinter Yvette wäre dieselbe gewesen. Um neun Uhr
dreißig an einem Dienstagmorgen wäre Annie in der Schule
gewesen.
    Nein. Nein, die Stille wäre nicht dieselbe gewesen.
    Lächelnd trat Mark ein. »Ich habe im Kofferraum deinen
Koffer gesucht. Du bist über Nacht weggewesen, also ich habe ich
im Kofferraum deinen Koffer gesucht.«
    Yvette hielt das für gar nicht komisch. Junge Leute sind
konventionell. Die Frauen, die sie kannte, verbrachten ihre
Nächte nicht im Gefängnis, noch dazu ohne Koffer.
    »Ich habe frischen Kaffee ins Arbeitszimmer gestellt«,
sagte sie. »Und kleine Nußkekse.«
    Das Arbeitszimmer war wie ein Gemälde: der warme Kamin, die
hellen Lampen vor dem grauen Morgen. Was wäre sie für eine
Gattin, für eine Mutter! Jemand war früh draußen
gewesen: da standen Treibhausblumen. Marks Arbeitstisch war
abgeräumt worden, eine Tischdecke lag darauf, und darauf standen
unsere besten, handgedrehten Becher. Das Telefon stand wieder auf dem
Schreibtisch und sah dafür, daß man ihm einen Tritt
versetzt hatte, gar nicht so schlimm aus. War ich das gewesen? Hatte
ich ihm einen Tritt versetzt?
    Mark bekam meine Blickrichtung mit und mißverstand mich.
»Sie werden uns zappeln lassen«, sagte er. »Milhaus
und wer sonst noch. Sie wollen, daß wir immer nervöser
werden. Bei ihnen wird nichts einfach laufen.«
    Ich setzte mich hin, schenkte Kaffee ein und nahm einen Keks. Nahm
zwei. »Mir steht der ganze Tag zur Verfügung. Sollen sie
sich doch einen runterholen.«
    Er glaubte mir nicht. »Sie werden dich
fertigmachen.«
    »Nein, werden sie nicht. Ich bin bereits fertig. Ich werde
ihnen sagen, sie können alles haben, gleich, was es ist. Mein
Geld, meine Forschungsergebnisse, gleich, was sie haben
wollen.«
    »Sie werden dir nicht
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