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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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zugestopft mit Lehm über
Lehmziegelwänden, Lehm-Bürgersteige entlang von
Lehm-Straßen, darüber lehmbespritzte Markisen und darunter
mit Lehm vollgesogene Laufbretter. Und natürlich Regen. Aku
Fateya war sein Name. Dr. Fateya, wenn man dem Brett an seiner
Tür Glauben schenken wollte.
    Dank Maggi steckten meine Papiere im Safe in gutgeführten
blauen Plastikordnern. Eine überraschende Anzahl, wenn man die
erhältliche Kapazität des Zentralrechners
berücksichtigte. Oftmals war es schneller gewesen, meine
hingekritzelten Notizen über die Fortschritte der Forschung
direkt abzuheften, als sie über eine Tastatur einzugeben. Das
war einer der Vorteile, wenn man Projektleiter war. Es fehlte einem
zwar die Disziplin, die einem die ausführliche Darstellung
aufzwang, aber man sparte eine Menge Zeit.
    Ich begann mit den Ordnern, suchte nach etwas – wonach, war
ich mir nicht sicher… Anzeichen dafür, daß
›sie‹ sich daran zu schaffen gemacht hatten, wer
›sie‹ auch immer sein mochten. Und ich holte die Ergebnisse
heraus, die ich vielleicht benötigte. Viel von dem Zeug war
experimentell bestätigt worden oder hatte sich als falsch
erwiesen: dieses fehlerhafte Ablesen von Daten um drei Uhr morgens,
zu dem fast alle von uns imstande sind. Ich hatte Mitleid mit jedem
diebischen Spion, der versuchte, den Daten einen Sinn
abzugewinnen.
    Aber es wäre nicht einfach irgendein Spion. Es wäre
einer der Vier mit einem Schlüssel zu meinem Büro und der
Safe-Kombination, und er wäre mit meiner Arbeit vertraut.
    Ich hatte den Stapel zur Hälfte durchsucht, ich sortierte und
klassifizierte, da blickte Gusso zur Tür herein. Gustav Polder
nannte sich ›der Alibi-Mann‹ meines Teams. Er sorgte
dafür, daß unser Genom-Projekt sowie das Labor reibungslos
lief, und zwar angefangen von Petrischalen bis hin zu
Elektronenmikroskopen. Er war älter als wir alle, ging auf die
Fünfzig zu, und er war sehr erfolgreich mit einem Hausfrauen-Typ von Frau verheiratet, die sich nichts besseres
vorstellen konnte, als daheim zu bleiben und sich um ihre drei
Töchter zu kümmern. Er verabscheute körperliche
Bewegung und war ziemlich beleibt, hatte ein großes
Lächeln und erhob keinen Anspruch auf die gesunde Konstitution,
mit der ihn seine Gene ausgestattet hatten. Er war über einen
ausgezeichneten Abschluß in Mikrobiologie und fünfzehn
unglückliche Jahre Arbeit in der Kosmetikindustrie zu mir
gekommen. Ich hatte ihm das halbe Gehalt, jedoch wertvolle Arbeit in
einer eigenen Abteilung bieten können.
    Er lehnte sich an den Türpfosten. »Fröhlichen
Freitag, Boss. Haben Sie diese RNA-Aufspaltung einschieben
können?«
    Verständnislos starrte ich ihn an. Dann dämmerte es mir.
Ich wollte gestern, während meiner Stunde am Zentralrechner,
eine kleine Arbeit für ihn erledigen.
    »Gusso – tut mir leid. Ich hatte einen Termin beim
Ministerium, und… der hat sich hingezogen. Ich hab’s
anschließend nicht mal hierher zurückgeschafft.«
    »N’importe rien. Ich hatte sowieso daran gedacht,
morgen hereinzuschauen.« Er hatte ungewöhnlich weit
auseinanderstehende Augen. Er kniff sie jetzt zusammen und sah mich
wie durch einen Dunstschleier an. »Nichts schiefgelaufen, da? Im
Ministerium?«
    »Ein Haken, oder auch zwei.« Alle wußten sie,
daß ich einen Antrag auf Veröffentlichung gestellt hatte.
Ich hob die Schultern. »Nur ein Haken, oder zwei.«
    »Mistkerle. Mistkerle…« Aber er hatte die
Andeutung in meiner ausweichenden Antwort mitbekommen und verfolgte
das Thema nicht weiter. »Wir werden eine Lösung
finden.«
    »Das hoffe ich doch.« Ich lockerte meine verkrampften
Schultern. Schreibtischarbeit macht mich stets fertig. »Ich
werde um zwölf Uhr ein Familientreffen hier abhalten.
Fortschrittsberichte. Und so was. Ich hoffe, Sie können
kommen.«
    »Aber sicher.« Einen Augenblick lang stand er dort
angelehnt und schlug dann ermunternd mit der Handfläche auf den
Türrahmen. »A bientot, dann.«
    Um fünf vor neun war Maggi die nächste, die eintraf. Sie
blickte zur Tür herein, sah, daß ich beschäftigt war,
und setzte sich im Vorzimmer an ihren Word-Prozessor. Während
ich dem schwachen Geklapper der Kunststofftasten zuhörte, wurde
mir klar, daß meine Sekretärin zur Zahl meiner Freunde und
Kollegen hinzurechnet werden mußte, welche die Codes und
Kombinationen kannten. Wenn auch nicht offiziell, so hätte sie
diese leicht aufgrund ihrer bloßen Anwesenheit erhalten
können.
    Maggi Frik war eine muntere junge Lesbe

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