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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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die Regierung, um Gottes
willen! Mark hatte es auch bei den Universitätsdruckereien der
Provinz probiert, jene innerhalb des Netzwerks. Jemand war uns bei
jeder einzelnen zuvorgekommen.
    »Sie stehen auf der Liste, altes Haus, und man hat sie
abgeschreckt. Der ’97er Anhang berührt Nervenenden, die
andere Protokolle nicht erreichen.«
    Es war traurig, aber das hatten wir schließlich
erwartet.
    »Ich versuch’s im Ausland«, fuhr Mark fort. »Natur in Deutschland, zum Beispiel. Aber das wird
länger brauchen, und es wird Probleme bei der Legitimierung
geben. Dein Name allein wird’s nicht bringen. Insbesondere, da
sie außerstande sind, sich mit dir zu treffen oder mit dir
persönlich zu sprechen.«
    Nicht mit mir treffen? »Wir haben Flughäfen, Mark. Eine
Küstenlinie, zweitausendfünfhundert Kilometer Landgrenze.
Wir sind Teil des Vereinigten Europas, um Himmels willen! Könnte
ich wirklich nicht raus?«
    Ich hatte einen halbvollen Becher Kaffee vor mir stehen, und ein
nicht angerührtes Sandwich lag auf einem Teller. Mark griff sich
beides. Seit unserer ersten Begegnung hatte er hinter mir für
reinen Tisch gesorgt. Jetzt fragte er schon gar nicht mehr.
    »Sag mal«, meinte er kauend. »Hat dich Marton bei
deinem Interview berührt? Ich meine, lag seine Hand
tatsächlich auf deiner Haut?«
    Ich dachte zurück. »Natürlich haben wir am
Schluß die Hände geschüttelt.«
    »Reicht nicht. Handflächen müssen ziemlich viel
aushalten.«
    »O ja – und er hat mich im Nacken berührt. Er hatte
die Hände auf meiner Schulter, und bei der Abwärtsbewegung
hat er mich am Nacken gestreift… Danno hat bei meinem Anruf
gesagt, ich sei verwanzt worden, aber wäre der Kontakt
ausreichend?«
    Natürlich kannte ich mich im Prinzip mit elektronischer
Verwanzung aus, aber ich hatte mir stets eine Art chirurgischer
Implantation vorgestellt.
    Mark machte sich an den Kaffee. »Heutzutage mehr als
ausreichend. Damit macht der Sicherheitsdienst nicht unbedingt
Reklame, aber ein elektrostatischer Molekularfilm erledigt den Job.
Er verbindet sich praktisch mit deiner Haut. Läßt sich
nicht abwaschen und ist resistent gegen Abrieb. Ein zehn Zentimeter
langer Streifen, abgestimmt auf eine sehr schmale Frequenz. Du kannst
ihn nicht sehen oder fühlen, aber die heutigen Detektoren
können ihn auf zehn oder mehr Kilometer
aufspüren.«
    Er hob den Becher. »Auf deine Gesundheit, Dr. Harriet
Kahn-Ryder. Wenn wir heimkommen, werde ich die Sache
überprüfen, aber ich wette, daß dir Marton so etwas
aufgedrückt hat.«
    Ringsumher in der Kantine klapperte es. Ich tastete mir den Nacken
ab – nichts, wie Mark gesagt hatte. Ich gab mir nicht die
Mühe, die gesetzlichen Grundlagen für eine behördliche
Weisung zu erwähnen. Ich lernte allmählich, was der
’97er Anhang bedeutete. Mit Danno gesprochen war ich so fest
zugeschnürt wie die Fotze einer Nonne. Fester. Ich konnte nicht
einmal ohne Kenntnis der SPU pissen.
    Die SPU… Christus! »Sergeant Milhaus hat mich
berührt«, sagte ich. »Am Handrücken.« Ich
kratzte mit den Nägeln daran herum. Mark nickte. »Das wird
zur Sicherheit gewesen sein. Sie lassen sie gern paarweise
arbeiten.« Er blickte mich an und sah den Effekt. Ich war rasend
vor Wut. Sie hatten mich zu einer wandelnden Sendeanstalt gemacht.
»Ruhig, jetzt, altes Haus. Ganz ruhig…«
    Er stieß Teller und Becher beiseite und legte meine
Hände in die seinen. »Wir können sie ablösen. Ich
habe mir das Lösungsmittel besorgt… Aber ich würde es
nicht empfehlen. Sie finden es rasch heraus, und dann siehst du wie
jemand aus, der was zu verbergen hat. Auf diese Weise halten sie ein
Auge auf dich, ohne daß du ihren stinkenden Atem im Nacken
spürst.«
    »Wie schnell finden sie es heraus? Vielleicht könnte
ich’s über die Grenze schaffen. Sie können nicht die
ganze Zeit über beobachten. Soviel Personal haben sie gar
nicht.«
    »Dieses Risiko gehst du dabei ein. Vielleicht würdest
du’s schaffen. Das läßt sich nie sagen. So arbeitet
das System.«
    »Was bedeutet, man muß wissen, daß man verwanzt
ist. Ich habe geglaubt, Sinn und Zweck des ganzen sei, daß
man’s nicht weiß.«
    »O Harriet, Harriet! – nicht bei pfiffigen Leuten
wie uns, Harriet. Pfiffige Leute wie wir wissen es stets.« Er
hob meine Hände an seine Lippen und blickte mich darüber
hinweg an. »Das Spiel, das sie spielen, besteht darin, daß
man’s eben deutlich genug weiß, damit wir nicht denken,
sie wüßten, daß wir wüßten.«
    Das war

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