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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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mit einer ziemlich
spießigen Geliebten im staatlichen Sperma-Sammeldienst. Zu
jener Zeit arbeitete die Geliebte im Schichtdienst und tauchte
oftmals am Ende von Maggis Tag auf, um sie nach Hause zu begleiten.
Sie hatten linkslastige Ideale und lebten in der heruntergekommenen
Gegend neben dem nicht mehr benutzten Fußballstadion. Maggi
trug das Haar stoppelkurz und die Röcke bis zum Boden, und ich
hätte ohne sie nicht überleben können. Wir waren beide
am selben Tag staatliche Angestellte geworden. Ich war von Unikhem
gekommen und sie direkt von der Sekretärinnenschule.
    Mir fiel ein, daß ich Dr. Hannes anrufen sollte. Ja, die
Polizei war sehr hilfreich gewesen. Ja, Anna ging es gut. Ja, mir
ging es ebenfalls gut. Er plauderte nicht, er hatte ein volles
Wartezimmer. Vielleicht hatte er angenommen, daß ich für
eine Zapfstelle redete. Wir trennten uns herzlich.
    Um zehn Uhr vierzig war ich mit den Ordnern durch. Ich legte sie
in den Safe zurück, das relevante halbe Dutzend oder so obenauf,
und verschloß ihn, indem ich die Scheibe herumwirbelte. Wenn
die Kombination verändert werden mußte, würde Maggi
wissen, wie man das tat. Ich wollte sie gerade hereinrufen, da
hörte ich Natyas Kommen. Gewöhnlich hört man Natya,
ehe sie eintrifft. Sie ist eine große, breite, russische Frau
mit einer großen, breiten, russischen Stimme, das Klischee
einer russischen Kugelstoßerin. Sie besitzt gleichfalls das
klischeehafte russische Herz aus Gold. Zusammen mit herausragenden
organisatorischen Fähigkeiten war das in einer Gruppe wie der
unsrigen, bei arbeitsbesessenen Profis, mitnichten ein Klischee. Sie
war in einer seltenen geistigen Übereinstimmung mit einem
Archäologie-Professor an der Universität verheiratet und
fast ebenso alt wie Gusso, ein Flüchtling aus der allerletzten
Runde russischer Umwälzungen. Dr. Natalya Volkov war meine
Projektleiterin. Ich hatte sie dem städtischen Krankenhaus
abgeworben, wo sie völlig verschwendet gewesen war.
    Sie betrat das Vorzimmer, im Schlepptau eine zornige junge Frau in
schäbigem, militärischen Chic. »…Sehr schön.
Sehr schön, Miss Unruhestifter. Hier ist sie also. Hier ist Dr.
Kahn-Ryder. Aber ich verspreche Ihnen, wenn Dr. Kahn-Ryder der Presse
etwas mitzuteilen hat, dann gewiß nicht durch Sie.«
    Sie blieb vor meinem Schreibtisch stehen und ließ den Arm
der jungen Frau los. »Eine Reporterin vom City Journal, Dr. Harriet. Sie hat an der Rezeption für einigen Ärger
gesorgt.«
    Das Mädchen zupfte ihre Uniformjacke zu irgendeiner Art von
Form zurecht. Die grünen Aufschläge glänzten durch zu
vieles Bügeln, und die Ärmelkanten waren sichtbar
durchgewetzt. Das City Journal war ein winziges, sehr
radikales Blatt und zahlte ganz deutlich nicht sonderlich gut.
    Ich setzte mich zurück, ganz die Autorität. »Kann
ich etwas für Sie tun?«
    Ich konnte es, ich konnte für ihre Karriere sorgen, aber ich
tat es nicht. Sie war ein Ärgernis, genau das Richtige für
ein ministerielles Leck, und weitere Ärgernisse folgten ihr auf
dem Fuß. Für jemanden (die Ministerin?), der meine
Bewegungsfreiheit einschränken wollte, gab es keinen besseren
Weg: für eine Weile stünde ich jedes Mal dann knietief in
Reportern, wenn ich das Gesicht zur Tür hinaussteckte.
    Sie stampfte mit ihren Armeestiefeln auf und straffte dadurch die
Stiefelschäfte. »Mein Name ist Hansen. Sie hatten gestern
eine zwanzigminütige Dringlichkeitssitzung bei der
Wissenschaftsministerin.«
    »Stimmt nicht.«
    »Dann bei ihrem Assistenten. Ihrem unmittelbaren
Vorgesetzten.«
    »Ich meinte, es war nicht dringlich.«
    »Stimmen wurden gehoben.«
    »Stimmen wurden nicht gehoben.«
    Wahrscheinlich ging das auf ihr Bandgerät. Es würde sich
nicht lohnen.
    »Vielleicht möchten Sie mir etwas darüber
berichten.«
    »Gewiß. Wir besprachen meinen Urlaub.«
    »Ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht
glauben.«
    »Das dürfen Sie. Nun, Sie wissen den Weg hinaus, nicht
wahr, also…«
    »Dr. Kahn-Ryder, Ihr Forschungsprojekt verschlingt riesige
Summen an Regierungsgeldern. Gelder der Bürgerinnen. Meinen Sie
nicht, es sei an der Zeit, daß diese Frauen etwas dafür
zurückerhalten?«
    »Ich schlage vor, Sie stellen der Ministerin diese Frage. Sie
ist Ihre gewählte Repräsentantin.«
    »Dr. Kahn-Ryder, sind Sie gestern zum Rücktritt
aufgefordert worden?«
    »Meiner Erfahrung nach, Hansen, fordern Minister nicht auf,
sie befehlen.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Mehr werden Sie nicht bekommen.«
    »Dr.

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