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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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gegeben…«
    »Gewiß, gewiß. Ich habe mit der Ministerin
über die Bedrohung Ihrer Tochter gesprochen. Sie war sehr
besorgt.«
    »Das ist wohl erledigt. Seitdem ich vom Institut aus mit
Ihnen gesprochen habe, haben wir entdeckt, daß…«
    »Die Ministerin war ebenfalls besorgt über den
großen Umfang von Datenaustausch kürzlich zwischen dem
Computer Ihres Gatten und einer gewissen deutschen
Wissenschaftszeitschrift.«
    Das kam wie aus heiterem Himmel und ließ mich auf der Stelle
innehalten. »Was?«
    Er hob blasiert die Hände und beruhigte mich. »Der
Ministerin und mir ist klar, Dr. Kahn-Ryder, daß Mr. Kahn
Journalist ist. Er hat jedes Recht, mit jeder Zeitschrift einen
Austausch zu pflegen, mit der er möchte. Aber…«
    In einigen Dreckhaufen wühlt man am besten nicht zu heftig
herum. »Sie hören wohl besser dem zu, was ich Ihnen zu
sagen habe, Dr. Marton. Die Dinge liegen inzwischen anders. Diese
ganze Diskussion um Veröffentlichung – uns bleibt keine
andere Wahl mehr.«
    »Sie meinen damit das Unikhem-Leck?« Er
verschränkte die Arme. Er war unerträglich. »Das ist
wirkliche eine Lappalie. Etwas Bedeutendes haben sie noch längst
nicht.«
    Ich verlor die Beherrschung. Die Spiele, die er spielte, die
Überraschungen, die er aus dem Ärmel zog, seine Freude
über meine Demütigung. Ich sprang auf.
    »Behandeln Sie alle Abteilungsleiter so? Wenn Sie von dem
Leck wußten, warum, zum Teufel, haben Sie…«
    Er wollte mich am Arm fassen. »Tut mir leid, Dr. Kahn-Ryder.
Tut mir wirklich leid.«
    Ich schüttelte ihn ab. Beim letzten Mal, als mich der
Mistkerl berührte, hatte er mir eine Wanze aufgepflanzt.
    »Wenn Sie unschuldig sind«, fuhr er fort, »haben
sie allen Grund, wütend zu sein. Aber Sie müssen sehen, in
welche Schwierigkeiten uns das bringt.«
    »Unschuldig?« Erneute brachte er mich soweit, auf der
Stelle innezuhalten. »Sie haben also wirklich geglaubt, ich sei
dazu imstande, meine Forschungsergebnisse zu verkaufen, und zwar
an…?«
    »Ich wiederhole, Dr. Kahn-Ryder, Sie müssen verstehen,
in welchen Schwierigkeiten wir stecken. Asgeirson ist nicht der
einzige mit Freunden in hohen Unikhem-Positionen. Wir haben einen
ausgezeichneten Draht dorthin. Was jedoch Ihre Leute betrifft,
so…«
    »Sie haben Dr. Volkov, nicht wahr? Warum also sollten Sie sie
nicht dazu bringen, ihre verdammten Kollegen auszuspionieren, nachdem
sie bereits soviel für Sie getan hat?«
    »Bitte?«
    »Ich habe gesagt…«
    »Ich weiß, was Sie gesagt haben.« Er stand von der
Schreibtischkante auf. Seine Verbindlichkeit war wie weggeblasen. Er
war ebenso wütend wie ich. »Sie meinen, daß die
russische Frau auf irgendeine Weise mit diesem Büro in
Verbindung steht. Sie meinen, daß…«
    »Um Gottes willen, Marton, Dr. Volkov hat Ihnen wenigstens
das letzte Jahr über unsere Arbeit übergeben. Sie hat es
mir heute morgen gestanden. Sie hat sich die Aufzeichnungen
ausgeliehen, sie weitergeschickt ans…«
    »Das weise ich zurück.« Er schlug mit der Faust auf
den Schreibtisch. »Das weise ich kategorisch zurück. Fragen
Sie die Ministerin. Fragen Sie jeden in der Abteilung.« Er ging
zur Tür und öffnete sie ruckartig. »Die
Sekretärin der Ministerin würde es wissen. Fragen Sie
sie!« Er rief durch die offene Tür: »Branka –
kommen Sie eine Minute herein!«
    Ich starrte ihn an. Sein Leugnen wirkte entsetzlich
überzeugend. Warum sollte er sich soviel Mühe geben, wenn
es nicht wahr wäre – die Methode, einen Informanten zu
benutzen, mochte nicht völlig ethisch sein, aber die Ministerin
hatte ein Anrecht darauf, über die Fortschritte in ihren eigenen
Abteilungen auf dem laufenden gehalten zu werden.
    Branka Golbchek erschien auf der Türschwelle. Ich winkte sie
weg. Sie sah ihn prüfend mit einer gehobenen Braue an. Ein
Nicken, und dann ging sie.
    »Ich glaube Ihnen…« Mein Ärger war verraucht
und hinterließ Müdigkeit und Niedergeschlagenheit.
»Natya hat mich angelogen. Sie muß gelogen haben. Ich
glaube Ihnen.«
    Dr. Marton schloß die Tür. »Tut mir leid«,
sagte er ruhig. »Ich weiß, wieviel Vertrauen Sie in Dr.
Volkov gesetzt haben. In alle Ihre Leute. Es ist sehr schwer, wenn
Vertrauen mißbraucht wird. Aber ich verspreche Ihnen, wenn sie
sagte, sie habe die Ministerin mit vertraulichen Informationen aus
Ihren Aufzeichnungen versorgt, dann hat sie gelogen.«
    Er kehrte leisen Schritts über den seidigen grünen
Teppich zurück. Wenn er mir sein Mitgefühl anböte,
würde ich es nicht wollen.

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