Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
nicht länger beleidigt, sondern misstrauisch. Er überlegte eindeutig, wie er sich gegenüber einem Mann verhalten sollte, der nun wusste, dass er sich aus einer peinlichen Situation und drohendem Skandal befreien wollte.
»Warum denn das, Chief Inspector?«
»Wir müssen die Schreibmaschine für ein paar Tage mitnehmen.« Chirk ging zum Tisch und nahm die sperrige Maschine an sich. Entweder war Merle von Markbys kühler, sachlicher Autorität beeindruckt oder von der mühelosen Art und Weise, wie Chirk die schwere Remington hochgehoben hatte. Jedenfalls gab es ihm offensichtlich weiteren Anlass zum Nachdenken.
»Wenn Sie meinen …«
»Und wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie mit niemandem darüber sprechen würden.«
»Ja. Selbstverständlich.«
»Nur eines noch …« Markby hob die Hand mit dem halb beendeten Brief, den Merle geschrieben hatte.
»Macht es Ihnen etwas aus, mir dies hier leihweise zu überlassen?« Merle gewann zusehends an Haltung und normaler Gesichtsfarbe zurück. Er zupfte seine Manschetten zurecht, und das Licht funkelte auf den goldenen Knöpfen.
»Selbstverständlich habe ich Einwände! Dieser Brief hat rein gar nichts mit Ihren Ermittlungen zu tun! Es ist eine private Angelegenheit, die nur Fulton, seine Frau und mich selbst betrifft.«
»Ich verstehe, aber Sie irren sich möglicherweise. Wir interessieren uns für Mr. Fultons Verhalten in letzter Zeit.«
»Dann sollte ich wohl meinen Anwalt konsultieren.«
»Warum sollten Sie das tun?«
»Warum …«, entgegnete Merle und lächelte dünn,
»warum wollen Sie Denis’ Schreibmaschine mitnehmen?«
»Glauben Sie«, fragte Markby unverblümt,
»dass Denis in letzter Zeit er selbst gewesen ist?«
»Ah …« Merle blickte besorgt drein.
»Das ist selbstverständlich eine andere Angelegenheit. Ich denke, dass Mrs. Mitchell Ihnen bereits erzählt hat, was sich anlässlich der letzten Dinnerparty in diesem Haus zugetragen hat?«
»Das hat Mrs. Mitchell, jawohl. Fulton hat Sie angegriffen.« Markby musterte Merle neugierig. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert und zeigte nun eine nur mühsam verborgene boshafte Häme. Markby wurde an Merediths Bedenken gegen den berühmten Architekten erinnert.
»Könnten Sie uns vielleicht die Stelle zeigen, wo sich der Vorfall ereignet hat?«
»Selbstverständlich.« Merle führte sie aus dem Arbeitszimmer ins Esszimmer, gefolgt von Markby, Chirk, der die Remington wie ein Baby in den Armen hielt und den beiden Filipinos, die verdrießlich den Abschluss bildeten. Im Esszimmer deutete Merle auf die Zeremoniendolche an der Wand.
»Ich wurde mit diesem dort bedroht; der mit dem filigranen Griffstück.« Markby ging zur Wand und streckte die Hand nach dem Dolch aus. Bevor er ihn berühren konnte, meldete sich überraschend die Haushälterin zu Wort.
»Sie nicht berühren. Mrs. Fulton verbieten es. Messer sehr scharf. Ich nur abstauben mit kleine Wedel.« Markby wandte sich zu ihr um.
»Wie lange arbeiten Sie schon hier?«
»Fünf Jahre.« Ihr Mann Raul hatte geantwortet.
»Wir haben Arbeitserlaubnis. Alles in Ordnung.«
»Ja, daran zweifle ich nicht. Waren Sie auch schon während Mrs. Fultons letzter Ehe hier angestellt? Als sie noch Mrs. Keller war?« Beide nickten.
»Mr. Keller war ein sehr netter Gentleman.«
»Und diese Messer? Gehören sie Mr. Fulton, Mrs. Fulton, oder hat Mr. Keller sie gesammelt?«
»Mr. Keller. Er sammeln militärische Dinge. Mrs. Fulton nicht gemocht sie. Sie sagt, nirgendwo im Haus, nur hier. Sie sagen, Messer schlecht sein.« Raul deutete auf Chirk.
»Sie mitnehmen Schreibmaschine?«
»Das ist richtig. Ich gebe Ihnen eine Quittung.«
»Kann ich anrufen Mrs. Fulton jetzt?«
»Wenn wir gegangen sind, vorher nicht. Aber ich werde selbst noch mit Mr. Fulton sprechen.«
»Sie ihm sagen nicht unsere Schuld, dass Sie kommen in Haus und nehmen Schreibmaschine?«
»Ja, das werde ich ihm sagen. Und Sie werden Mr. Fulton sagen«, Markby lächelte freundlich in Merles Richtung,
»dass Dr. Merle zu diesem Zeitpunkt im Haus war und alles bestätigen kann.« Merle bedachte ihn mit einem giftigen Blick. Markby ignorierte es und trat zum Fenster. Er winkte die beiden Filipinos zu sich. Dort, wo Merle es nicht sehen konnte, nahm er einen Zeitungsausschnitt aus der Tasche.
»Antworten Sie nur mit ›Ja‹ oder ›Nein‹«. Beide nickten.
»Gut. War diese Person je zu Besuch in diesem Haus?« Sie starrten nervös auf das Bild, das auf dem Ausschnitt zu sehen war, doch
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