Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
Bild der hübschen, tapferen Zoë erneut. Sie warf einen weiteren angewiderten Blick auf das Bild von Meredith Mitchell, die Schöne aus der Gesellschaft. Dann zerknüllte sie die Zeitung und warf sie in den Mülleimer.
Sie musste etwas gegen ihre Tatenlosigkeit unternehmen: Sie ging in die Küche. Es war nicht ihre eigene Wohnung. Sie gehörte einem Kollegen aus dem Foreign Office, der gegenwärtig im Ausland weilte. Die Tatsache, dass es Tobys Wohnung war, machte es Meredith schwer, sich darin richtig zu Hause zu fühlen. Was die Dinge seit einiger Zeit verschlimmerte, war eine Reihe von Anrufen seitens Tobys Freunden und Freundinnen, die offensichtlich keine Ahnung von seinem Auslandsaufenthalt hatten. Und da er bereits seit einer ganzen Weile weg war, fragte sich Meredith, wie lange Toby seine Bekannten wohl vernachlässigen musste, bevor sie sich bei ihm meldeten, und ob er eigentlich niemals Postkarten schickte. Oder warum in den beiden vergangenen Wochen plötzlich alle auf einmal mit ihm Verbindung aufnehmen wollten. Genauso verblüfft war Meredith über die Tatsache, dass sich niemand darüber zu wundern schien, dass am Ende der Leitung eine weibliche Stimme antwortete. Tobys Lebenswandel in London war mit der Zeit immer mehr zum Gegenstand müßiger Spekulationen seitens Meredith geworden. Sie fragte sich, wie er wohl in Südamerika zurechtkam. Sie schnitt ein langes Stück von einem französischen Weißbrot ab, teilte es der Länge nach und vergnügte sich damit, die eine Hälfte mit Schinken und geschnittenen Tomaten und die andere mit krümeligem Caerphillykäse zu belegen, den sie in die Butter drückte und kunstvoll mit Oliven spickte. Sie nahm ihren Imbiss sowie ein Glas Wein mit ins Wohnzimmer und hatte kaum angefangen zu essen, als das Telefon erneut klingelte. Meredith näherte sich dem Apparat mit dem Weinglas in der Hand und betete inbrünstig, dass es diesmal für sie war.
»Meredith? Hallo, hier spricht Leah Fulton.«
»Leah?« Meredith wurde bewusst, dass sie verwirrt klingen musste und vielleicht sogar ein wenig enttäuscht, weil sie eigentlich gehofft hatte, dass es sich bei dem Anrufer um Alan handelte. Sie riss sich zusammen und fügte deutlich freundlicher hinzu:
»Leah! Wie schön, von Ihnen zu hören!«
»Ich denke, es kommt ein wenig überraschend«, gestand Leah.
»Haben Sie heute Abend schon etwas vor, Meredith? Oder hätten Sie Lust, zum Essen rüberzukommen? Nichts Formelles oder Aufregendes, nur eine kleine Party. Wir sind zu viert. Denis geht es nicht besonders gut, und ich vermute, diese schlimme Geschichte auf Springwood Hall geht ihm nicht aus dem Kopf. Das Dumme ist, er will einfach nicht mit mir reden. Ich dachte, wenn wir uns vielleicht zusammensetzen und ein wenig darüber plaudern könnten, würde es die Luft reinigen. Ich habe Victor Merle gebeten, uns ebenfalls Gesellschaft zu leisten.«
»Ja. Ich würde auch gerne über diese Geschichte reden«, sagte Meredith.
»Ich denke, ehrlich gesagt, an nichts anderes mehr. Sie haben Recht, Leah. Wenn wir frei darüber sprechen, hilft es uns allen.« Jemand, der genauso beunruhigt darüber ist wie ich!, dachte Meredith, während sie ihr dunkles Kleid aus dem Schrank nahm. Das Gefühl frustrierter Ohnmacht war verschwunden und einer nervösen Aufregung gewichen. Die Dinge gerieten in Bewegung, sie spürte es ganz deutlich. Irgendetwas würde geschehen. KAPITEL 7 Die Fultons lebten in Chelsea, in einer ruhigen Straße aus viktorianischen Reihenhäusern. Elegante gewölbte Eingänge und weiße Stufen, flankiert von schwarz lackierten Eisengeländern, erstreckten sich in angenehmer Symmetrie vor dem Auge des Betrachters. Meredith fand einen freien Parkplatz ganz in der Nähe des Hauses. Nachdem sie ihren Wagen sorgfältig abgeschlossen hatte, ging sie die wenigen Schritte zum Haus der Fultons und blieb dann vor dem Eingang stehen. Zu beiden Seiten versperrten schwere Samtvorhänge jeglichen Blick in die dahinter liegenden Räume. Nur ganz wenig Licht fiel an den Rändern vorbei nach draußen, und auf einer Fensterbank brannte eine Lampe mit einem Seidenschirm. Meredith stieg die Stufen zum Eingang hinauf. Eine Steintreppe führte an der Seite zu einer Tür im Kellergeschoss hinunter. Ein weiteres Fenster neben der Tür und mit offenen Vorhängen schien zu einer Dienstbotenwohnung zu gehören und gab den Blick frei auf ein gemütliches kleines Wohnzimmer, das mit Kissen und religiösen Statuetten übersät war. Auf der Treppe
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